Venus



Eine neue Episode aus dem Galactic Pot Healer über eine Pandemie galaktischen Ausmaßes. Der Goldene Reiter schickt seinen besten Mann...

Venus

Vorgelesen auf Podyssey

Galaktiker aller Rassen sonderten Flüssigkeiten von sich. Husten, Schnupfen, Schleim, das ganze Programm. Die Gruppe, die sich in dem Bereich der Galactic Pot Healer auf hielten, der Ubik genannt wurde, schien schwach und kränklich. Im extremsten Fall lagen sie nur teilnahmslos herum und schienen wirklich zu darben.

Sorgenvoll betrachtete der Goldene Reiter das Geschehen hinter seiner goldenen Sonnenbrille. Immer weiter breiteten sich die Symptome in Ubik aus und so sah sich der Goldene Reiter zum Äußersten gezwungen.
Er sperrte den betroffenen Bereich ab und schaltete das Modul in den autarken Modus. Energie, Luftversorgung, all dies war jetzt ein geschlossener Kreislauf und die Schotte von Ubik verriegelt und von Innen nicht mehr zu öffnen.
Der Goldene Reiter aktivierte den internen Rundruf und Jeck Spaaken meldete sich prompt. Die Instruktionen des Goldenen Reiters waren detailliert und ließen keine Zweifel aufkommen, was er von seinem Mann für spezielle Aufgaben erwartete.
Und Jeck Spaaken versprach, zu tun, was getan werden musste. Und machte keinen Hehl daraus, dass er nicht nur die richtige Person für diesen Auftrag war, sondern auch mit Abstand der beste Mann im Stall. 

Jeck Spaaken war ein Homonus vom Planeten Ahaus-Ottenstein und kein Mann, den irgendwelche Zweifel quälten. Sein Selbstbewusstsein besangen selbst die Barden von Radiotstern Luxembourg. Er funkte Virologin Maria von Droste-Hüllstoff an, erläuterte ihr die delikate Angelegenheit und erklärte, was er von ihr erwartete.
Wenig später holte er die zierliche Dame ab und begab sich mit ihr zum Modul Ubik.
Kaum hatten sie Ubik betreten, aktivierte Jeck Spaaken die Finalisierung. Pumpen aktivierten sich, die Schotten schlossen, Magnete öffneten und ein Treibsatz zündete sich. Dieser Vorgang war unumkehrbar und nur er oder Maria von Droste-Hüllstoff konnten das Modul wieder einfangen und entlocken.
Es gab ein Ruck und Ubik trat die Reise ins Ungewisse an. Aus dem Bullfenster beobachte Spaaken wie sich das Galactic Pot Healer entfernte und wenig später nur ein unbestimmter Punkt in der Schwärze des Weltalls war.
Dann gab er sich einen Ruck und machte er sich daran, seinen Auftrag zu erfüllen und er zweifelte mit keiner Faser an seinem Erfolg.
Seine Rückkehr würde triumphal sein.

Spaaken begutachte die Szenerie ein letztes Mal. In dem abgeschotteten Bereich war alles vorhanden, was Maria von Droste-Hüllstoff benötigte. Mikroskop, RNA-Diagnostika, Zentrifugen und selbst der altmodische Bunsenbrenner war vorhanden und einsatzbereit, ebenso wie Desinfektionsmittel, Reinraummodule im Miniaturformat und reichlich Toilettenpapier. Gerade letzteres erschien in solchen Situationen unentbehrlich, wenn auch niemand so recht wusste, wozu es benötigt wurde außer für das ganz gewöhnliche Geschäft.
Er lächelte Maria von Droste-Hüllstoff aufmunternd zu und zog sich den Mundschutz vor die zentralen Atemöffnungen.
„Ich stürze mich mal in die Menge und lasse dich in Ruhe arbeiten. Biomarker heil, das wird schon!“
„Verehrter Herr Spaaken, denken sie dran, die Leute müssen unbedingt Abstand voneinander halten. Das ist das wichtigste Grundprinzip um die Ausbreitung der Krankheit zu bremsen. Bitte tun sie alles, damit sich die Bewohner daran halten.“
„Wird gemacht, Maria. Ich Jeck werde anmaßen, da mach dir mal keine Sorgen! Die Leute werden spuren das es dem Rittmeister eine Freude wäre.“
Lässig betätigte er die Tür mittels Daumenkennung und schritt seiner Aufgabe entgegen. Niemand nahm groß Notiz von ihm. Überall verstreut flegelten sich Galaktiker aller Rassen. Hier ein Polarier, dort eine Gestaltwandlerin vom Planeten Medusa, zwischendrin Leute von Judas und Pop, das ganze bunte Gemisch, das so typisch für das Galactic Pot Healer war und sich jetzt umso geballter in Ubik konzentrierte.
Es wurde gehustet, geschleimt und transpiriert, und da kam Spaaken die Idee, die zeigte, warum der Goldene Reiter gerade ihn für diese schwierige Mission auserwählt hatte.
Schnell setzt er die Reinigungsroboter in Gang, die unmittelbar damit begannen zu wienern und zu putzen und zu sterilisieren. Außerdem fuhr Spaaken die Luftreinigungseinheiten auf Vollanschlag. Im Klima-Konverter wurde die Luft erhitzt, damit das Virus abgetötet wurde, die Temperatur im Modul generell um 1,3254178° Celsius nach oben gesetzt, diese Idealtemperatur zur Reduktion der Virenausbreitung hatte Maria von Droste-Hüllstoff im Schnellverfahren ermittelt. Jeek Spaaken war sich sicher, der Erfolg würde sich in Kürze einstellen. Die Epidemie war schon so gut wie gestoppt.
„Leute, hört mal, ihr müsste Abstand voneinander halten“, maßregelte er wo er konnte, doch das Virus schlug wohl auf die Hörorgane und das bunte Treiben ging ungebremst weiter.
Ja, als er sich genau umschaute, erkannte er erst einmal das Ausmaß des bunten Treibens, das eher einer Orgie glich. Trojaner trieben es mit Polarieren und Judas mit Krakelern, da wurde ihm ganz anders.
Erschrocken nahm er seinen Beobachtungsrundgang auf und protokollierte mit der mobilen Kameraeinheit. Galaktiker aller Art, ob eher freizügig oder prüde, ob alt oder fast noch zu jung; wild durch alle Rassen wurde sich vergnügt und der gute Jeck bekam einen roten Kopf.
Hoffentlich waren die untereinander nicht fortpflanzungsfähig, sonst würde Ubik, und in Folge dann das Galactic Pot Healer, in naher Zukunft aus allen Nähten platzen.
Angewidert wandte er sich von dem schamlosen Treiben ab und kehrte zurück zu seiner Lieblingsvirologin Maria von Droste-Hüllstoff, die verkrümmt durch ihre dicke Brille in das Mikroskop starrte.
„Maria, Maria! Ich muss dir was erzählen. Das Virus hat eine Nebenwirkung, das glaubst du mir nie im Leben.“
„Verehrter Herr Spaaken, ich war nicht untätig in ihrer Abwesenheit und kann mir denken, was sie entdeckt haben. Allerdings handelt es sich bei dieser sexuellen Explosion nicht um eine Nebenwirkung. Im Gegenteil ist es genau das, was der Virus macht. Er vermehrt sich im ungeborenen Leben und daher aktiviert er die sexuellen Sinne und das, soweit ergab es meine erste Simulation, unabhängig von Rasse und Individuum.“
Jeck Spaaken wurde gleichzeitig rot und bleich wie die Wand.
„Das ist ja grausam! Ich muss einschreiten und das sofort. Ich habe schon eine Idee!“
Und erneut stürzte sich Spaaken in das bunte Treiben und trieb sein närrisches Spiel.

Ein ganzer Tag war vergangen seit Jeck Spaaken die zündende Idee kam und jetzt war der Zeitpunkt gekommen, das Ergebnis seiner Bemühungen zu überprüfen.
Es lag auf der Hand was er in die Wege geleitet hatte und es dürfte niemand überraschen. Die Robotermannschaft war ausgezogen und hatte die Besatzung der Ubik in zwei getrennte Bereiche separiert. Die männliche Besatzung ins Alpha, die weibliche ins Omega und jetzt öffnete er feierlich den Bereich Alpha.
Die Schultern fielen herab und seine Züge entglitten. Unwillkürlich hatte er die Luft angehalten und holte dies jetzt keuchend nach. Seine Knie zitterten, aber es half alles nichts. Vorsichtig durchstreifte er Alpha und überprüfte jeden leblosen Galaktiker mit der mobilen Gesundheitseinheit.
Restlos alle waren verstorben. Die Gesundheitseinheit gab Herzschlag und vergleichbares als Todesgrund an. Und während er durch die Reihen der Toten schritt, analysierte die Einheit weiter und weiter. Mutmaßlich hätte der Stau an sexueller Energie zum Ableben der männlichen Bewohner geführt.
Seine Therapie hatte wohl ungeahnte Nebenwirkungen, wenn sie auch hinsichtlich der Ausrottung des Virus von Erfolg gekrönt war.
Schlagartig schrillten alle Alarmglocken bei Jeck Spaaken. Lebte die weibliche Hälfte der Bevölkerung noch?
Wie von Furien gehetzt rannte er los, stolperte über die Leichen und erreichte in Nullkommanichts Omega.
Er lauschte an der Tür, aber natürlich drang kein Geräusch nach außen. Die Schotten waren dicht und verhinderten die Schallausbreitung in absoluter Form. Spaaken aktivierte die Iriskennung, die Tür öffnete sich und er wappnete sich mit allen Sinnen, doch was dann kam, darauf war er nicht vorbereitet.
Hunderte weibliche Galaktiker griffen und zerrten an dem Homonus vom Planeten Ahaus-Ottenstein und holten nach, was ihnen die letzten vierundzwanzig Stunden vorenthalten wurde.
Doch für Jeck Spaaken war zu viel was zu viel war. Sein Herz setzte aus und der beste Mann des Goldenen Reiters starb an sexueller Überlastung und das selige Lächeln, was man ihm in der Todesstarre andichtete, gehörte mit Sicherheit zu einer dieser Legenden, denen es völlig am Fünkchen Wahrheit mangelte. Die Homonus vom Planeten Ahaus-Ottenstein liebten nämlich nur das eigene Geschlecht.

Maria von Droste-Hüllstoff hatte geackert wie ein Pferd. Stundenlang hatte sie über den Reagenzien gearbeitet, hatte RNA gefiltert, DNA geprüft und immer wieder neue Kulturen gezüchtet.
Zwischendurch, es musste sich um die fünfzigste Stunden gehandelt haben, fiel ihr auf das Jeck Spaaken sich schon lange nicht mehr blicken gelassen hatte. Ihr schwante Fürchterliches und sie verdoppelte ihre Anstrengungen bis ihr Rücken völlig zumachte. Maria von Droste-Hüllstoff schluckte was zu schlucken war, damit ihre Leistungsfähigkeit ihren Höhepunkt erreichte, ihr Schlafbedarf auf ein Minimum gedrosselt wurde und die Scharfsinnigkeit fast schmerzhaft von ihr Besitz ergriff.
Die hundertste Stunde! Und endlich, nachdem sie es fast schon nicht mehr erwartet hatte, war ihr Erfolg beschieden.
Zum dritten Male hatte sie das Ergebnis simuliert und überprüft. Jetzt war sie vollkommen sicher, es gab keinerlei Zweifel. Das Gegenmittel wirkte zu hundert Prozent.
Jetzt oder nie!
Sie gab der automatischen Einheit den unverzüglichen Befehl, das Serum der Luft anzureichern und mit Vergnügen nahm sie das Zischen wahr, mit der das Gemisch sich verbreitete.
„Rückkehr zur Galactic Pot Healer einleiten!“, befahl sie. Die Epidemie war besiegt und sie, Maria von Droste-Hüllstoff, hatte dem Virus gezeigt, wer der wahre Meister war.
Freudig erregt sprang sie auf, befahl dem Automat, alle Zugangsbeschränkungen aufzuheben und die Türen zu öffnen. Lachend sprang sie nach Omega und verharrte mitten in der Freude.
Um sie herum waren alle tot. Hinten lag Jeck Spaaken oder was von ihm übrig geblieben war.
Nur die Venus kam ihm entgegen. Eine mittelschlanke Humanoidin mit blonden Kopfhaar und dicken roten Lippen.
Maria von Droste-Hüllstoff verlor genau in dem Moment ihren Verstand, als die roten Lippen von Venus sich mit den ihren vereinten.

Venus strich sich die blonde Strähne aus der Stirn. Diese Wissenschaftler waren eine seltsame Spezies. Aufgedreht kam sie ihr entgegen und kaum knisterte die Erotik zwischen ihnen, entschwebte die Seele der dürren Person und hinterließ eine willenlose Hülle.
Keiner war mehr da um mit ihr zu schmusen. Sie hatte wahnsinnig aufregende Stunden hinter sich. Erst fand sie Männer on Masse, die sich förmlich um sie rissen. Plötzlich waren alle Männer wieder weg und der eine, der zurückkehrte, hielt nicht lange durch.
Auch die Damen hielten ihrer erotischen Energie nicht lange stand.
Was nun?
„Andockung an die Galactic Pot Healer in zehn Minuten.“
Venus glaubt erst, sich verhört zu haben. Doch dann frohlockte sie.
Das Paradies war nah! Und ihre Ausbreitung nicht zu stoppen.




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