Sex, Drugs & Religion

 Auf Tor Online gibt es den Artikel Sex, Drugs & Religion in deutschsprachigen SF-Kurzgeschichten und unter diesen drei Gesichtspunkten beleuchtet Dr. Jamie-Lee Campbell die Szene und kommt zu den wenig überraschenden Erkenntnissen, da steckt viel christliche Religion, wenig Drogen und viel gewöhnlicher Sex mit überholten Rollenbildern in den Geschichten.

Man soll sich selbst hinterfragen, wie die eigene Prosa gestaltet ist und darüber nachdenken, zu anderen Ufern aufzubrechen. Das ist eine gute Idee und natürlich hinterfrage ich mich selbst auch. Das dies nicht so einfach ist und auch nicht immer zum gewünschten Ergebnis führt, möchte ich anhand eines Selbstversuchs dokumentieren.

Zufällig passt meine Geschichte, die in den betrachteten Werken des Artikels Sex, Drugs & Religion in deutschsprachigen SF-Kurzgeschichten enthalten ist, vorzüglich dazu.


Des Leierkasten Dreifaltigkeit erschien in Jenseits der Traumgrenze. Sie handelt davon, dass auch eine männliche Person genauso als Sexobjekt und Fortpflanzungsmachine angesehen werden kann wie eine Frau. In der Geschichte ist Waffengleichheit vorhanden, da sowohl Karal als auch die fleischgewordene Verkörperung der irischen Fruchtbarkeitsgöttin Anu sich in nichts nachstehen. Soweit so gut. Wieso dient jetzt Des Leierkasten Dreifaltigkeit als Beispiel für den obigen Artikel, außer dass die Geschichte den Sexismus im Sinne des Artikels von beiden Geschlechtern bedient?

Des Leierkasten Dreifaltigkeit war für Der Tod kommt auf Zahnrädern vorgesehen und hat da neben anderen Eigenschaften nicht gepasst. Eine neue Geschichte musste her und der Titel lautete Braunkreuz. Gerade aus Sicht der Gleichberechtigung und Diversität passte die Geschichte besser. Braunkreuz handelt von der Untergrundkämpferin Alice, frei nach Alice im Wunderland, einer starken Frau, die lesbisch ist, im Laufe der Geschichte eine Behinderung erlebt und statt aufzugeben, ihre Mission erfüllt. Die alternative Welt ist frauenlastiger als die gegenwärtige.

Ein Ausschnitt aus der Geschichte sollte dies verdeutlichen:

Sie fühlte sich wie Jane Carter in Eva Rice Burroughs Mars Geschichten. Mutig, in einem starken Team und mit dem moralischen Auftrag, die Welt zu retten.

Nun, ob eine Geschichte dem Leser gefällt oder nicht, hängt natürlich nicht einzig an Diversität und Frauenpower ab. Aber die vielen Rückmeldungen im Scifinet sind doch eindeutig. Von all denen, die eine Rückmeldung gaben, war einzig Dirk Osygus der, welcher die Thematik bewertete. Hier zum Post.

Ich zitiere die beiden Stellen:

Leider besteht die Führung der Widerstandsgruppe nur aus Frauen, was 1924 sicher nicht so die Regel gewesen sein dürfte, aber gut, auch denkbar. Warum kämpfen sie nur gegen Männer?
Fazit: Schöner Einsatz der Technik, unnötiger Geschlechterkampf.

Alle anderen war bei aller Kritik, die mal dezidierter, mal direkter kam, das Thema Frauenpower und Homosexualität keine Erwähnung wert.

Daher würde ich ergänzend zum Artikel Sex, Drugs & Religion in deutschsprachigen SF-Kurzgeschichten sagen, es sind nicht alleine die AutorInnen, die für die Themenwahl stehen, sondern natürlich auch und vor allem die Leser, die mit ihrer Erwartungshaltung es schwierig machen, gewohnte Muster zu durchbrechen.

Fun Fact am Rande: Im Artikel wird auch die Selbstbefriedigung genannt (in Bezug auf Sex). Es wird gefragt, Findet in der Science Fiction Selbstbefriedigung überhaupt statt?

In zwei meiner Geschichten ist Selbstbefriedigung als Thema enthalten, beide sind in Teutonic Future enthalten, beide hatte ich bei Nova eingereicht und beide sind dort nicht gedruckt worden. Immerhin habe ich für beide Geschichten keine Absage erhalten. Vielleicht lag es ja genau an dem Thema, dass die Geschichten nicht berücksichtigt wurden. Aber das ist natürlich reine Spekulation.

Eine Diskussion zu Sex, Drugs & Religion in deutschsprachigen SF-Kurzgeschichten findet sich übrigens hier.



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