Das Herz
Die Halle ist leer und voller Zwielicht. Meine Schritte hallen dumpf und schmatzen, als ich durch etwas trete. Es fühlt sich weich an, ein wenig eklig. Ein Geruch von Erde, aber auch nach saurer Mich dringt in meine Nase. Aber der Geruch kommt von weiter vorne, wo ein vermoderter Kühlschrank steht. Ich blicke zu Boden, kann aber nicht erkennen, worauf ich getreten bin. Gehe weiter, es schmatzt noch ein wenig, bis sich die Substanz von meinen Sohlen auf dem rauen Betonboden abgelöst hat.
Meine Schritte werden lauter, klingen dröhnender. Der Boden ist jetzt
aus Metall oder mit einem Metall verkleidet. Es ist auch rutschiger und fast
gleite ich aus, kann aber im letzten Moment mein Gleichgewicht halten.
Bewege mich vorsichtiger. Schleiche fast, so werden meine Schritte auch
leiser. Ich nähere mich dem Kühlschrank. Verharre einen Moment und betrachte ihn
mir. Bosch steht da in Orange auf dem weißen Metall. Die Tür steht einen Spalt
offen und bevor ich mir darüber bewusst werde, schießt meine linke Hand vor und
öffnet den Kühlschrank.
Eine üble Duftwolke stäubt mir entgegen. Drinnen befindet sich ein Herz.
Rot und pulsierend.
Eine Bedrohung geht von ihm aus, die ich nicht so richtig in Worte
fassen kann.
Das Herz pulsiert. Schlägt in einem gleichmäßigen Takt, der sich
langsam beschleunigt. Beschleunigt, so fühle ich es, seit ich die Tür
aufgerissen habe.
Das Herz wächst mit jedem Schlag, füllt wenig später das Fach im
Kühlschrank vollkommen aus. Bläht sich weiter auf, mit jedem pumpen, zieht Blut
aus, ja woraus. Scheinbar aus dem Nichts fließt Blut in das Herz und auf der
anderen Seite wieder heraus, ins Nichts verschwindend.
Das Herz wird größer, biegt das Blech zur Seite. Ragt über den Rand,
ohne nach unten zu fallen. Immer weiter schlagend. Ein Rhythmus, der mich in
seinen Bann zieht. Dafür sorgt, dass ich immer näher herangehe. Bis meine Nase
fast an das Herz stößt.
Das Herz öffnet seine Wand, dehnt sich aus und stülpt sich über mich.
Die Welt wird rot und verschlingt mich.


Kommentare
Kommentar veröffentlichen