Michael Schmidt: Lieber
Gordon, stell dich den Zwielicht Lesern doch mal vor!

Gordon
McBane: Ich arbeite gegenwärtig als Redakteur und
Consultant bei einer PR-Agentur. Politisch engagiere ich mich sehr für die
Unabhängigkeit Schottlands, weil meine gesamte Familie mütterlicherseits aus
den Highlands stammt und ich mich sehr mit der Nation identifiziere. So schrieb
ich beispielsweise meine Bachelorarbeit über die kulturelle Identität
Schottlands, war für die Westdeutsche Zeitung beim Unabhängigkeitsreferendum
2014 in Edinburgh und bin Mitglied der Deutsch-Britischen Gesellschaft. Zur
Schriftstellerei bin ich jedoch erst auf Umwegen gekommen, die Kinematographie
lag mir zuerst näher als die Literatur – über das bewegte Bild glaubte ich mehr
zu erfahren als über einen fließenden Text. Natürlich hatte ich schon in der
Grundschule skurrile Kurzgeschichten geschrieben, die zwar von Lehrern gelobt
wurden, aber über die ich aus heutiger Sicht lieber den Mantel des Schweigens
legen würde. Der Materie Text habe ich mich langsam angenähert, als mich meine
kaufmännische Berufsausbildung nicht voll auslastete und ich ein Ventil
brauchte, um an einem richtigen Projekt arbeiten zu können, welches mich auch
forderte. So verfasste ich ein Drehbuch für einen Kurzfilm, den ich später
gedreht habe. Auf diese Weise ging es mit dem Schreiben wirklich los.
Michael Schmidt: In
Zwielicht 11 erscheint eine Geschichte von dir, also fangen wir damit mal das
Interview an. Du arbeitest als Journalist. Da kommt direkt der Gedanke auf, du
hast sowas wie The Hanky Panky Girl
schon mal selbst erlebt?
Gordon
McBane: Jein. Ich habe zwar zuvor als Praktikant beim
Radiosender NEWS-89.4 in Neuss
angeheuert, aber später ein Drehbuch geschrieben, welches in Zusammenarbeit mit
dem Hochschulradio [97.1] als
Hörspiel-Krimi vertont wurde. Ich war damals auch direkt als Regisseur
verantwortlich und ging im Sender oft ein und aus. Da das Audiobook aber eine
Gesamtlänge von mehr als fünf Stunden hatte und viele Sprecher benötigt wurden,
haben wir manche Tage noch sehr lange im Studio gehockt. Da kam mir tatsächlich
die Idee zu einer grusligen Geschichte, wo ein Moderator in der Nachtschicht
von einem unheimlichen Anrufer kontaktiert wird. Aber eine persönliche
Erfahrung in dieser Form habe ich natürlich nicht gemacht.