Orientierungslos

Heimsieg, vier Tore, wenn das nicht eine tolle Sache ist.
Auf den ersten Blick, natürlich. Aber schauen wir mal genauer hin.
Der HSV startet wie die Feuerwehr. Flo Pitroipa muss eigentlich das 1:0 machen, doch wie immer fehlt ihm die Effektivität. Stattdessen gibt es Ecke, der Ball landet bei Trochowski und der hämmert den Ball aus der Distanz in die Maschen.
Ich dachte die Woche noch: Trochowskis Schusstechnik wird immer über den grünen Klee gelobt. Doch während die Magaths und van der Vaarts die Tore machen, sind Trochetore rar und soweit ich weiß, hat der noch nie 10 Tore in einer Saison geschossen.
So war das ein schönes Zeichen, gerade nachdem der Trochowski zuletzt wenig überzeugte. Der Vertrag läuft aus und aus meiner Sicht ist eine Trennung für beide Seiten nötig, es sei denn es kommt noch eine wirkliche Leistungsexplosion. Die weiteren Schüsse von Trochowski überzeugten dann aber wenig.
Der HSV also überlegen, der wieder sehr auffällige Pitroipa vergibt die nächste Chance.
Dann kommt der Schock. Tesche schnarcht und schon steht es 1:1. Der wegen seiner Kopfballstärke gewählte Rechtsverteidiger ließ genau diese vermissen und man konnte sehen, das Spiel kippte. Kurz darauf hatte Marcia das zweite Tor auf dem Schlappen, doch auf Rost ist Verlass.
Matchwinner für den HSV war dann ebendieser Marcia, der vollkommen unmotiviert den Schiri anging und die Rote Karte sah.
Ein Bärendienst. Fortan wirbelten die Hamburger und erzielten durch Pitroipa und Petric die Tore. Es hätten mehr sein können, doch wie immer fehlt dem HSV der Torhunger.
Nach der Pause wurde es dann noch schlimmer. Kaum angepfiffen, schnarchte Tesche erneut, Jarolim kam unter Druck und Westermann konnte es nicht ausbügeln, schon stand es 3:2.
Der HSV wankte wie ein Schiff auf hoher See.
Doch mit Rost und viel Glück hielt der Vorsprung. Dann kam van Nistelroy und bewies, das er sehr gut mit Petric harmonieren kann (was ja von allen Seiten bezweifelt wurde). Eine Art Doppelpass, Brust van Nistelroy, Heber Petric, dann Heber van Nistelroy über den Torwart und es steht 4:2.
Aber immer noch keine Sicherheit. Der HSV lässt nach, vergibt weitere tolle Chancen und hat Glück, dass Ze Roberto auf der Linie klärte.
Egal!
Es blieb beim Ergebnis und einige Erkenntnisse.
Defensiv ist der HSV wackelig. Rost bringt Fahrt herein und auch Demel wirkte sicher, soweit man das anhand der Zusammenfassung beurteilen kann. Aber Westermann macht keinen sehr sicheren Eindruck, manchmal fehlt ihm der Überblick. Auch Ze Roberto hat in der Defensive Schwächen gezeigt und nur in der Offensive geglänzt. Tesche selbst war ein Totalausfall und das zum wiederholten Male. Ich lege mich fest: Das mit dem Tesche und dem HSV gibt keinen mehr.
Das defensive Mittelfeld steht aber leider auch nicht. Waren gerade Jarolim und Ze Roberto in der letzen Saison dort überragend, stimmt es da jetzt überhaupt nicht.
Und das hat natürlich auch Ursachen in der Verletztenliste.
Sidney Sam von Leverkusen wird ja immer als leuchtendes Beispiel genannt, was der HSV falsch macht. Doch der hat sich gegen den HSV entschieden, weil deren linke Seite so stark war. Aogo, Jansen, Eliah, Ze Roberto, das ist eigentlich erst Sahne. Doch drei fallen aus und der Brasilianer ist halt kein Verteidiger. Normalerweise passiert auf der Seite wenig vom Gegner weil Jansen und auch Eliah so stark sind, das sich kaum jemand vom Gegner nach vorne traut.
Nicht vergessen darf man auch die Langzeitverletzten, die wieder im Spielbetrieb sind. Der vielgescholtene Guerrro hatte eine sehr schwere Knieverletzung und da dauert es schon mal ein ganzes Jahr, bis ein Spieler wieder seinen Toplevel erreicht.
Versäumnisse gab es auch beim Heranführen der Jungen. Zu wenig wurden die integriert, weil natürlich auch nie klare Ergebnisse eingefahren wurden. Veh riskiert es jetzt, wenn auch aus der Not heraus. Son und Besic sind doch Beispiele, die Mut machen. Aber das sind auch Spieler, die Zeit brauchen und sich erst einmal etablieren müssen samt den üblichen Rückschlägen, die junge Fußballer immer wieder heimsucht.
Was auffällt: Der HSV holt in den Heimspielen mehr Punkte als Auswärts. Das ist ein gutes Zeichen, da eine solche Ausbeute auf Dauer immer positiver ist als eine gute Auswärtsbilanz. Starke Auswärtsmannschaften landen am Ende immer eher weiter unten. Da geht der Daumen nach oben!
Der HSV muss da jetzt einfach durch. Ruhe bewahren, den Hintern hochbekommen und kämpfen, das muss jetzt das Credo sein. Leider fehlen insgesamt der ein oder andere Defensivspieler. Was aber vor allem fehlt, sind Spieler, die mal zur Sache gehen und die kämpferische Komponente betonen. Da fehlt es dem HSV und das ist ein Fehler beim Zusammenstellen des Kaders gewesen. Ich würde da in der Winterpause nachlegen, im Gegenzug den ein oder anderen Spieler abgeben.
Wo die Reise jetzt wirklich hingeht, ist schwer zu sagen. Wie alle "großen Vereine" schwächelt auch der HSV diese Saison und es besteht Hoffnung, es wird in der Rückrunde besser. Doch nach jetzigem Saisonverlauf wird es im optimalen Fall zu Platz 5 reichen. Aber da muss sich die Mannschaft strecken.
Wie immer liegt die Wahrheit auf dem Platz. Hoffen wir das Beste!

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