Gedanken zu Kurzgeschichten
Wer nur den öffentlichen Buchmarkt kennt, wird kaum über Kurzgeschichten und Spezialmagazine stolpern. Buchhandlungen bieten meist dicke Romane und Kioske Zeitschriften, die sich meistens mit Filmen oder Spielen beschäftigen.
Wenn wir die klassische Felder der Phantastik betrachten (SF, Horror und Fantasy), findet sie in den Augen der Öffentlichkeit nur bei den großen Autoren statt.
Schauen wir uns Horror an.
Stephen King, H.P.Lovecraft oder Edgar Allan Poe kennt jeder, ob der Gelegenheitsleser Richard Laymon, Jack Ketchum, Graham Masterton, Dean R. Koontz oder Brian Keene kennt?
Wer kennt einen deutschsprachigen Horrorautoren? Testen Sie ihr Wissen und schauen sich die bisherigen Preisträger des Vincent Preis an.
Am bekanntesten sind da wohl Jason Dark (John Sinclair) oder Wolfgang Hohlbein, letzterer kennt man wohl eher als Fantasyautor.
Bei Fantasy sieht es aus deutscher Sicht ein wenig besser aus. Ob aber in zehn Jahren noch jemand Christoph Marzi, Kai Meyer oder Thomas Finn kennt?
Tolkien oder Rowling sind da auf jeden Fall eher Größen die keinesfalls des Vergessen heimfallen.
SF als Roman ist auch ein weites Feld ohne die ganz großen Stars. Asimov, Heinlein, Clarke, sind alles Helden der Vergangenheit. Reynolds, Asher oder Morgan doch wieder eher Special Interest.
Bei den deutschen Autoren ist Andreas Eschbach sehr bekannt und Frank Schätzing (wenn man es dann unter SF erwähnen will). Wer aber kennt Wolfgang Jeschke, Andreas Brandhorst, Michael Marrak, Dietmar Dath oder Thomas Ziegler? Geschweige denn Michael Iwoleit, Marcus Hammerschmitt oder Heidrun Jänchen?
Beantwortet euch die Antwort selbst.
Die Mehrzahl liest wohl eher Perry Rhodan.
Und das sind jetzt noch alle bekanntere Namen wenn man die Szene ein wenig kennt. Es gibt eine Vielzahl noch unbekannterer Autoren, die schon den ein oder anderen Literatur Preis gewonnen haben.
Wenn man jetzt bedenkt, der Durchschnittsleser mag Romane und Zyklen, was bleibt dann für die Vielzahl an Werken, die schon strukturell benachteiligt sind: Kurzgeschichten!
Kurzgeschichten sind Literatursterne für ein wirklich spezielles Publikum, die Leserschaft ist dementsprechend übersichtlich. Von den potenziellen Lesern fallen ein Großteil weg, da er selbst schreibt. Die Erfahrung zeigt, mehr als die Hälfte der Autoren, die sich auf dem Kurzgeschichtenmarkt bewegt, schreibt, liest aber keine Kurzgeschichten, kommt geschweige dem als Käufer einer solchen Publikation in Frage.
Ich selbst bin 2000 mit Kurzgeschichten gestartet und konnte 2002 meine erste Kurzgeschichte in einer richtigen Anthologie mit ISBN veröffentlichen. 2004 debütierte ich als Herausgeber der Anthologien "Die dunkle Seite" und "Schattenseiten", parallel arbeitete ich beim Magazin SONO und der Serie Saramee mit.
2009 startere ich dann das Magazin Zwielicht und war vom Erfolg überrascht. Zwielicht 1 gewann den Vincent Preis 2009 und war auch ein Verkaufsschlager. Ohne Amazon, das Buch wurde nur über den Verlag vertrieben. Zwielicht II gewann den Vincent Preis 2010 aber auf Grund Probleme des Verlages war es weder ein Verkaufserfolg noch wurde die Reihe weitergeführt.
Zwielicht bietet jetzt ähnlich wie das SF Magazin Nova Kurzgeschichten und Artikel. Im Gegensatz zum Magazinen wie Alien Contact, Phase X oder Pandora, die alle Spielarten der Phantastik anbieten und sich neben Literatur auch mit Film und Spiel beschäftigen, beschränkt sich Zwielicht rein auf Horror und Unheimliche Phantastik.
Seit Zwielicht III erscheint das Magazin bei Saphir im Stahl und langsam findet sich wieder eine Leserschaft. Die erste Auflage von Zwielicht IV wird wohl dieses Jahr noch vergriffen sein. Und auch Saphir im Stahl verkauft nicht über Amazon.
Rekapitulieren wir die Einleitung dieses Artikels. Niemand kennt eine Vielzahl der Phantastikautoren aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz. Die meisten interessieren sich eher für Filme und Spiele und meist das, was gerade In ist.
Man sollte denken, ein Crossover Magazin oder eine Anthologie, die sich nicht auf ein spezielles Feld wie Horror beschränkt, sollten besser laufen. Und außerdem muss man auf Amazon präsent sein um erfolgreich zu sein.
Weit gefehlt. In einer begrenzten Welt wie der Horror Szene kann man weit mehr Erfolg haben als man denkt. Gerade dadurch, das man sich auf ein spezielles Feld beschränkt und sich dort einen Namen macht, findet man seine Leser.
Allerdings muss man sich auch erst einmal einen Namen machen. Das sehe ich gerade an der SF Anthologie Am Ende des Regens. Zwar ist der Verlag www.pmachinery.de in der SF Welt bekannt ( und brachte mit Die Stille nach dem Ton einen Band raus, der Kritiker und Leser begeisterte), aber letztendlich scheint nur der Name des Herausgebers und der enthaltenen Autoren zu zählen. Umgekehrt sieht man es bei Zwielicht IV. Saphir im Stahl ist als Horrorverlag ein unbeschriebenes Blatt, die Leser finden sich trotzdem.
Überraschend läuft auch Zwielicht Classic. Dort werden schon veröffentlichte Geschichten nachgedruckt. Eigentlich als Überbrückung gedacht bis Zwielicht III erscheint, hat sich die Reihe etabliert. Zwar ist die Anzahl der Leser übersichtlich, aber kann sich durchaus mit vergleichbaren Publikationen messen, die wiederum ja nur Erstveröffentlichungen bringen.
Überraschend läuft auch Zwielicht Classic. Dort werden schon veröffentlichte Geschichten nachgedruckt. Eigentlich als Überbrückung gedacht bis Zwielicht III erscheint, hat sich die Reihe etabliert. Zwar ist die Anzahl der Leser übersichtlich, aber kann sich durchaus mit vergleichbaren Publikationen messen, die wiederum ja nur Erstveröffentlichungen bringen.
Fazit: Nicht streben danach, ein Buch für alle zu machen, denn das bringt nichts. Man muss gezielt ein Publikum ins Visier nehmen, soll dabei vor allem auf Qualität schauen und sich ansonsten in Geduld üben, denn der Erfolg kann dauern. Über kurz oder lang ist die Chance aber groß, sich ein Publikum zu erarbeiten. Allerdings sollte man nicht blauäugig an die Sache herangehen. Sammlungen von Kurzgeschichten (und Artikel) sind Special Interest und somit für ein kleines Zielpublikum interessant.
Wer als Schriftsteller auch finanziellen Erfolg haben will und sich eine große Leserschaft erarbeiten will, sollte Romane schreiben und sich an aktuellen Trends orientieren.
Wer allerdings Lust an besonderer Literatur hat und die langfristige Qualität in den Vordergrund stellt, ist mit einer Publikation wie Zwielicht gut bedient. Egal, ob als Herausgeber, Verleger, Illustrator, oder Autor.
Greift einfach nach Zwielicht III und lasst euch begeistern.
Hier noch ein paar ältere Gedanken zum Schreiben: Der moderne Künstler
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