Der Tag als ich…


Der Tag als ich…ich muss weiter ausholen, schließlich fängt man höflicherweise nicht am Ende an.

An diesem Tag herrschte weder Blitz noch Donner am Firmament, es war, im Gegenteil, einer dieser ruhigen Sommertage, Ende Juni. Es war ausgesprochen heiß, für deutsche Verhältnisse. Nicht rekordwarm, aber doch so, dass man ordentlich ins Schwitzen kam. Trotz Trockenheit, die schon tagelang anhielt.

Ich gammelte in den Tag hinein, weder motiviert, mich zu bewegen, noch irgendwas Sinnvolles zu beginnen. Ich hing rum und genügte mir selbst.

Aber irgendwann auch nicht mehr. Von einem auf den anderen Moment wurde ich unruhig und es kribbelte innerlich, als hätte jemand eine schwache Stromquelle an mich angeschlossen.

Nervös tigerte ich hin und her, leicht panisch, hatte mich der stille Tagesstart doch so runtergebracht, dass die jetzige Unruhe fast schmerzte. Es war wie die Drohung vor Unwetter, bei der das Ende eines sonnigen Tages drohte, aber in der Luft lag keine Elektrizität. Die Spannung lag einzig und allein in mir und nirgendwo anders.

Ich hibbelte ein wenig und so verging die nächste Stunde, als die Anspannung sich stetig verflüchtigte und ich kaum noch wusste, dass ich unruhig gewesen war. Erneut gammelte ich und genoss den lauen Sommerabend, der endlich einen sanften Hauch von Kühle hervorbrachte.

Wie ich da so saß, an nichts dachte, passierte es.

Mein Gesichtsfeld verengte sich kurz, dann erstrahlte ein Licht und Worte sprachen zu mir, eindringlich, mit ernster Stimme und so nachdrücklich, dass meine Haut vor lauter Aufregung an allen Stellen zu jucken anfing. Ich lauschte der Stimme, den Bildern, die auf mich einprasselten und mich auf ein höheres Level setzten. Ein Wissender, der sein Wissen weitergeben musste, sollte, wollte.

Der Schweiß brach mir aus und schwemmte das Jucken weg und mit ihm die zittrige Unruhe, die mich erfasst hatte.

Die Vision war vorbei. Ich stand auf. Und…

Ich verharrte. Kratzte mir verlegen durch das dünner werdende Haar.

Ja, das war der Tag als ich…

…als ich was auch immer. Eine Vision hatte? Gott sich mir offenbart hatte?

Ich weiß es nicht. Denn so energisch ich auch aufgestanden war, so klar mir vor Augen war, was meine Aufgabe werden sollte, so durchdrungen ich von Durchsetzungskraft und Überzeugung war…

…so frustriert war es, dass ich, plötzlich, wie aus dem Nichts, vergessen hatte, was mir die kraftvolle Stimme aufgetragen hatte.

Und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr kam die Überzeugung in mir auf, dass mich die Hitze zum Narren gehalten hatte. Auch wenn in dem hintersten Stübchen meines Verstandes eine leise Stimme dem vehement widersprach.


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