Robert Corvus (Interview)
Michael Schmidt: Hallo Bernd! Wer zum Teufel ist Robert Corvus?
Bernd Robker: Hallo Michael! Robert Corvus ist ein übler Typ. Wenn man den Buchzeitschriften glauben darf, ist er einer der führenden Vertreter der Grim&Gritty Fantasy in Deutschland. Mit seinen stockfinsteren Geschichten hat er wohl schon einige Leser um den Schlaf gebracht. Außerdem schreibt er Science Fiction für Perry Rhodan NEO. Auf www.robertcorvus.net kann man sich dem Grauen stellen und dabei im Schattenherren-Bereich einen Persönlichkeitstest machen – erste Frage: »Töten Sie gern Menschen?«
Michael Schmidt: Hallo Bernd! Und wer zum Teufel ist Bernard Craw?
Bernd Robker: Hallo Michael! Bernard Craw ist ein finsterer Geselle. Man hat mal gefordert, einen seiner Romane zu Das schwarze Auge auf den Index jugendgefährdender Schriften zu setzen. Da geht es um ein orientalisches Reich, das von der Herrin der schwarzfaulen Lust geknechtet wird. Er hat aber auch den Aspekt der Military Fantasy in der Reihe gestärkt, was daran liegen mag, dass er bei BattleTech einer Form der Science Fiction frönt, in der es richtig kracht. Angefangen hat der Bursche mit einem Vampirthriller, in dem das schöne Köln von Untoten überrannt wird. Auf www.bernardcraw.net findet man das Archiv eines mehrjährig geführten Schreibtagebuchs und solche Skurrilitäten wie vom Autor handgezeichnete Titelbildvorschläge.
Michael Schmidt: Hallo Robert! Und wer um alles in der Welt ist Bernd Robker? Erzähl doch mal von dem Menschen hinter dem Autoren!
Bernd Robker: Hallo Michael! Bernd Robker ist eigentlich ganz nett. Aufgewachsen im südlichen Niedersachsen, bei der Infanterie das Jahr in Oliv abgeleistet, in Münster zum Diplom-Wirtschaftsinformatiker geworden und dann über Sindelfingen nach Köln eingewandert. Eineinhalb Jahrzehnte war er zunächst Strategieberater und dann Projektleiter für Strategic Outsourcing. Da konnte er sich viele Branchen und noch mehr Unternehmen von innen anschauen. Er hat lange Karate gemacht, ist ein religiöser Mensch, betreibt zur Entspannung etwas Webprogrammierung, geht gern ins Kino und zum Tanzen und hört laute Musik für Leute mit langen Haaren. Am liebsten liest er. Mit sechzehn fand er den Film The Crow so cool, dass er sich mit Bernard Craw ein ähnlich klingendes Pseudonym zulegte. 2013 kam mit Robert Corvus ein zweites dazu.
Bernd Robker: Ich bin 2004 mit dem Rucksack um die Welt gereist. Einer der Orte, die mich am meisten beeindruckt haben, war New Orleans. Noch heute ist diese Stadt von den französischstämmigen Einwohnern geprägt. In der schwülen Hitze am Mississippi, mit dem ungewöhnlichen Cajun Food, der Eleganz des Garden District und dem brodelnden Partyleben im French Quarter kommt man sich vor wie in einer anderen Welt. Dazu gehört auch Voodoo, das dort von 15 % der Einwohner praktiziert wird. Auch die anderen 85 % glauben mehr oder weniger daran. Beispielsweise wird ein Auto, an dessen Rückspiegel eine Hühnerkralle hängt, nie abgeschleppt, weil auch die Polizei weiß, dass die Hühnerkralle jede feindselige Tat verstärkt auf den Verursacher zurückwirft. Das klingt absurd, aber in einer Stadt, in der der Oberbürgermeister der Voodoo-Hohepriesterin eine Dankesurkunde für ihre Verdienste verleiht, wird man unsicher. Das hat mich beeindruckt, und deswegen wollte ich gern eine Voodoo-Geschichte schreiben. Daraus ist Erwachen geworden.
Am Beginn meines Schreibens hatte ich eine starke Vampirphase. Da entstand viel Fan Fiction zu Vampire – die Maskerade. Ich habe die Figuren in meiner damaligen Heimatstadt Münster agieren lassen. Eine dieser Storys hat es kürzlich in überarbeiteter Form in die von Charlotte Engmann herausgegebene Anthologie Spiel mir das Lied vom Untod geschafft.
In der Fantasy habe ich mich oft des Horrors bedient. Todesstille und vor allem Im Schatten der Dornrose sind Horror im Setting von Das schwarze Auge, und sowohl in der Schattenherren-Trilogie als auch in Schattenkult dürften Horror-Fans finden, was sie suchen. Der einzige pure Horror-Roman, den ich veröffentlichen konnte, war zugleich mein erster Roman überhaupt: Sanguis B. Vampire erobern Köln.
Ansonsten gibt es noch diversen Horror auf meiner Festplatte, allerdings meist Romane (oder Ideen dazu), die ich nicht bei einem Verlag unterbringen konnte.
Bernd Robker: Perry Rhodan hat eine Historie von über einem halben Jahrhundert. Vor drei Jahren dachte man sich bei Pabel Moewig: »Wenn wir am Anfang gewusst hätten, wohin sich die Geschichte entwickelt – mit all den faszinierenden Völkern, der Technologie, den Figuren und dem kosmologischen Überbau – wie hätten wir die dann konzipiert? Und wie könnte man das aus heutiger Sicht auf moderne Weise erzählen?« Daraus wurde Perry Rhodan NEO. Es ist eine eigenständige Serie, die aber die Motive der Originalserie als Steinbruch nutzt. Ein Volk oder ein anderes Element, das in der Originalserie nur eine Randnotiz war, kann bei NEO im Mittelpunkt stehen und umgekehrt. Außerdem fließen moderne Themen wie der Klimawandel oder politische Entwicklungen ein.
Im Gegensatz zur klassischen Serie erscheint NEO alle zwei Wochen, dann aber im Taschenheftformat mit 50% mehr Umfang als ein Heftroman (und gleichzeitig als eBook und als Hörbuch – eine Hardcover-Sammelausgabe wurde kürzlich angekündigt). In der Fanbasis ist die Überschneidung mit der klassischen Serie groß, aber nachdem nun 70 Taschenhefte erschienen sind, gibt es durchaus auch Leute, die primär NEO lesen. Konsequenterweise hat die Serie inzwischen auch ihren eigenen Internetauftritt.
Ich selbst bin erst spät zum Autorenteam gestoßen. Inzwischen durfte ich einige Episoden beisteuern. Das ist meine Rolle: Ich bin einer von etwa einem Dutzend Autoren, die immer mal wieder für NEO schreiben dürfen.
Michael Schmidt: Ist es etwas Besonderes, in ein so umfangreiches Universum wie Perry Rhodan einzutauchen und was macht speziell der Unterschied und vielleicht auch den Reiz zu deinen anderen schriftstellerischen Arbeiten aus? Und worauf muss man besonders achten wenn man einen Perry Rhodan Neo verfasst?
Bernd Robker: Natürlich ist das Universum von Perry Rhodan sorgfältig und umfangreich ausgearbeitet. Bei Perry Rhodan NEO ist das noch nicht in gleichem Umfang der Fall, aber man muss sich schon einige Zeit einlesen, um der Sache gerecht zu werden. Das bin ich allerdings von Das schwarze Auge und BattleTech gewohnt. Auch hier gibt es detailreich beschriebene fiktive Hintergrundwelten. Hier wie dort existieren Wikis und offizielles Quellenmaterial, das einem hilft. Selbstverständlich haben die Fans einen Anspruch darauf, die ihnen bekannte Welt wiederzuerkennen, wenn sie einen Beitrag aus der Reihe lesen. Deswegen achte ich so gut auf die Konsistenz, wie es sinnvoll leistbar ist. Nach mir kommen dann noch Lektoratsstufen, die ebenfalls ein Auge auf die Stimmigkeit haben.
Das für mich wesentliche Novum bei der Arbeit für Perry Rhodan NEO ist die durchgängige Handlung. Bei Das schwarze Auge und BattleTech teilen sich die Romane eine gemeinsame Hintergrundwelt, sind aber ansonsten in der Regel unabhängig voneinander. Man kann sie in beliebiger Reihenfolge lesen – und losgelöst voneinander schreiben. Die Verlage achten darauf, dass nicht unmittelbar hintereinander Romane mit sehr ähnlichen Themen kommen, aber ansonsten kann man sich so frei entfalten, als schriebe man einen historischen Roman. Die Gefahr von Kollisionen mit anderen Romanen ist wegen der Größe des jeweiligen Hintergrunds vernachlässigbar.
Bei NEO dagegen wird die Handlung wie bei einem Staffellauf übergeben. Eine Exposéredaktion sorgt für die Kontinuität, und ich muss die Handlung von einem vorgegebenen Punkt A zu einem vorgegebenen Punkt B bringen, damit die übergreifenden Spannungsbögen stimmen. Außerdem teilen wir uns den Großteil des Personals. Wenn Perry im Band vor mir einen Schuss ins Bein abbekommt, muss er bei mir humpeln. Das bedingt eine sehr viel engere Teamarbeit, als ich sie bei meinen anderen Projekten habe. Einerseits ist das durchaus anstrengend, aber andererseits nimmt es der Autorentätigkeit auch ein Stückchen von der ihr immanenten Einsamkeit.
Michael Schmidt: Wie viel Einfluss hattest du bei diesen Geschichten, selbst kreativ zu werden? Bei Perry Rhodan gibt es ja Exposés und natürlich durch das Universum viele Einschränkungen?
Bernd Robker: NEO 58, Das Gift des Rings, hat zwei Haupthandlungsebenen. Die erste dreht sich um den Xisrapen Denurion. Xisrapen sind Plasmawesen, die meist in bettlakenähnlicher Gestalt durch die Luft schweben. Denurion kann das jedoch nicht, er ist schwer angeschlagen und ein Arzt kämpft um sein Leben. Wenn er aufwacht, berichtet er vom Verschwinden des Imperators, einem zwölf Jahre zurückliegenden Ereignis, dessen einziger Zeuge er ist. In der anderen Handlungsebene versucht die Nummer Zwei des Imperiums, sich die kriegerischen Naats als Hausmacht zu sichern. Dabei muss sie sich einem Ritual der drei Meter großen Wüstenbewohner stellen, um deren Respekt zu erlangen.
In NEO 64, Herrin der Flotte, durfte ich die Oberbefehlshaberin des imperialen Militärs in die Handlung einführen und ausführlich charakterisieren. Verschiedene Machtgruppen versuchen, sie für ihre Zwecke einzuspannen, was für eine intrigenreiche Geschichte sorgt.
Die Erstellung des Exposés ist bei Perry Rhodan NEO ein kooperativer Prozess. Frank Borsch schickt zunächst ein sehr grobes Gerüst, kaum mehr als eine Schlagwortsammlung, das man dann durch Telefonate oder im Fall von Herrin der Flotte in einem persönlichen Gespräch gemeinsam knetet. Dabei kann ich meine Lieblingsfiguren einbringen, Schauplätze vorschlagen und so weiter. Bei Herrin der Flotte zum Beispiel haben wir eine Figur, die ursprünglich als Roboter geplant war, zu einer Doppelgängerin aus Fleisch und Blut gemacht.
Das fertige Exposé ist ein Sprungbrett für den eigentlichen Roman, man kann durchaus (begründet) davon abweichen, es geht nicht um Malen nach Zahlen. Bei Das Gift des Rings habe ich eine komplette Nebenhandlungslinie eingezogen, und gerade bei Figuren, die nur in diesem einen Taschenheft auftauchen oder bei Actionhandlungen steht im Exposé oft: »Bitte in Eigenregie ausgestalten.« Ich habe deswegen sehr viel mehr Freiheiten, als ich vor meinem ersten NEO dachte. Und es gibt einen weiteren schönen Effekt: Manche Elemente, die ich mir ausgedacht habe, wurden von anderen Autoren übernommen und führen nun sozusagen eine von mir unabhängige Existenz in der Serie. Das schmeichelt natürlich.
Michael Schmidt: Sind weitere Romane geplant bzw. schon fertig gestellt? Und was versuchst du anders zu machen als andere PR Autoren?
Bernd Robker: Wir arbeiten mit etwas Vorlauf, deswegen ist mein nächster Beitrag bereits fertig und für den übernächsten liegt mir das Exposé vor. Außerdem darf ich bei Perry Rhodan STARDUST mitmachen, einer zwölfteiligen Heftromanserie, die ab Juni 2014 erscheinen wird. Sie spielt im Universum der klassischen Serie, nicht in dem von NEO.
Ich bezweifle, dass ich viel anders mache als die anderen Perry-Rhodan-Autoren. Jeder von uns versucht, das Feeling von Perry Rhodan, geprägt durch die positive Vision vom Aufbruch zu den Sternen, mit dem jeweils eigenen Stil zu verbinden.
Michael Schmidt: Wann kommt dein Einstieg in die Erstauflage der Perry Rhodan Serie oder ist das eher utopisch?
Bernd Robker: Das ist zwar nicht utopisch, momentan aber auch kein Thema. Bei dem, was ich derzeit im Auftragsbuch habe, könnte ich mich nicht so gewissenhaft in die aktuelle Handlung einarbeiten, dass ich dort einen soliden Beitrag leisten könnte. Das ist schlicht ein Zeitproblem. Zudem hat die Erstauflage ein starkes Autorenteam, sodass man beileibe nicht auf meine Mithilfe angewiesen ist.
Michael Schmidt: Die Fans von Perry Rhodan gelten ja als besonders kritisch/enthusiastisch. Welche Erfahrungen hast du da persönlich gemacht? Habt ihr auch Auftritte bei Messen bzw. Cons?
Bernd Robker: Der Verlag selbst macht natürlich Einiges. Wenn wir Autoren selbst aktiv werden, werden wir auch sehr gut unterstützt. Perry Rhodan tut viel für die Fans, auch was kostenloses Werbematerial von Kugelschreibern über Infohefte bis zu Postkartensets angeht. Das ist schon klasse. Seit ich für NEO schreibe, habe ich sogar Autogrammkarten. Ich habe zu NEO 58 und NEO 64 jeweils eine Lesung im Hiveworld hier in Köln gemacht, durfte bei der Eröffnung einer Perry-Rhodan-Ausstellung im Museum Fünte lesen und habe bei einem entsprechenden Vortrag auf der Role Play Convention mitgewirkt. Es gibt auch ein reges Online-Forum, in dem ich für Rückfragen zu meinen Romanen zur Verfügung stehe.
Das Publikum ist schon anders als ›der allgemeine Fantasy- und Science-Fiction-Fan‹. Die Perry-Rhodan-Fans siezen mich oft. Bei der Lesung wird besonders aufmerksam zugehört und die Diskussionsrunde hat – gemessen an der Teilnehmerzahl – meist wenige, dafür aber sehr fundierte Fragen. Im Online-Forum spürt man die Begeisterung, bei der größten Science-Fiction-Geschichte der Welt dabeizusein und das Geschehen zu verfolgen, auch wenn nicht alles bejubelt wird und sich auch dieses Forum nicht von den üblichen Schwächen der Internet-Kommunikation lösen kann.
Michael Schmidt: Horror, SF, Fantasy. Du bist ja ein sehr vielseitiger Autor. Schattenherren ist in bisher drei Bänden erschienen. Worum geht es da und was ist das Besondere an der Serie?
Bernd Robker: Mit Feind, Knecht und Herr liegt die Schattenherrentrilogie vollständig vor. Zunächst einmal scheint heutzutage besonders zu sein, dass es eine echte Trilogie ist, also drei Geschichten, die miteinander zusammenhängen. Viele Leser erwarten eine einzige Geschichte, die auf drei Bände aufgeteilt ist. Viele Rezensenten würdigen die Konsequenz, mit der der Dark-Fantasy-Gedanke in der Trilogie umgesetzt wurde. Hier überlebt niemand, nur weil er der Held ist, und nichts geht gut aus, nur damit man ein plüschiges Gefühl bekommt.
Im Mittelpunkt der Handlung stehen die titelgebenden Schattenherren. Das sind Magier, die sich entgegen dem Willen der Götter die Unsterblichkeit gesichert haben. Ihr Imperium, Ondrien, ist die beherrschende Macht in Eloy. Dort ist alles auf die Schattenherren und deren Verehrung ausgerichtet.
Die Trilogie beleuchtet dieses Imperium von außen (Feind – im Silberkrieg versucht der Paladin Helion, eine Schattenherzogin zu töten), von unten (Knecht – General Bren Stonner ist in Ondrien aufgewachsen und dient den Schattenherren in einer Mission, die ihn über die Grenzen der bekannten Welt hinausführt) und von innen (Herr – ein neu erhobener Schattenherr muss gegen andere Unsterbliche und die Feinde Ondriens bestehen). Wenn man den ganz großen Bogen schlägt, geht es darum, wie eine Gesellschaft funktioniert, in der völlig andere Gesetze gelten als in jeder uns bekannten: In Ondrien werden Hass und Intrige belohnt, Bosheit gilt als Tugend und (vor allem emotionale) Schwäche wird bestraft.
In allen bekannten eBook-Shops und von meiner Homepage www.robertcorvus.net kann man das kostenlose eBook Giftschatten herunterladen, das eine abgeschlossene Kurzgeschichte aus der Welt der Schattenherren, eine Leseprobe zu Feind und einen enzyklopädischen Teil bietet.
Michael Schmidt: Schattenkult ist eine weitere Serie. Worum geht es darin?
Bernd Robker: Schattenkult ist ein Einzelroman, der in der Welt der Schattenherren angesiedelt ist. Er spielt in einer einzigen Nacht in einem einzigen Palast. Dorthin hat das Orakel von Æterna neun Gesandtschaften eingeladen. Diejenige, die ihr das gefälligste Geschenk macht, bekommt eine unverhüllte und unfehlbare Weissagung. Eine dieser Delegationen stellt der Schattenkult, der anstelle der Götter die Finsternis verehrt. Diese Gesandtschaft wird von einer Schattenherrin angeführt, die rechtzeitig zur Eröffnungszeremonie geweckt werden muss. Eine Ehre, die der jungen Adepta Tynay zufällt. Dummerweise stirbt man, wenn man eine Schattenherrin weckt.
Aber die Finsternis ist das Reich des Chaos, der Möglichkeiten, nicht der Gewissheiten. Hier ist keine Regel unumstößlich, und so überlebt Tynay, während jemand anderes an ihrer Stelle stirbt. Dessen Platz muss sie nun einnehmen. Alle anderen Gesandtschaften sind den Göttern verpflichtet und schon deswegen gegen sie, und ihre eigenen Leute wollten sie gerade umbringen. In dieser Situation erkennt Tynay, dass sie nur auf eine einzige Verbündete hoffen darf, um durch die Nacht zu kommen: die Finsternis selbst. Nun reicht es aber nicht aus, ständig »ich bin so böse!« vor sich hin zu murmeln, um die Finsternis im eigenen Herzen anzulocken. Dafür muss man schon etwas handfester agieren ...
Schattenkult schildert Tynays Weg durch die Nacht, aber die eigentliche Hauptfigur ist die Finsternis selbst. Jede Figur des Romans hat ihre ganz eigene Sicht auf diese unbändige Kraft, und jede dieser Perspektiven ist irgendwie richtig und dann auch wieder nicht. Die Finsternis ist eben das Reich des Möglichen, nicht des Definitiven.
Insgesamt ist Schattenkult mein kompaktester und zugleich finsterster und psychologischster Roman.
Michael Schmidt: Bist du Rollenspieler und färbt das auf deine Autorentätigkeit ab?
Bernd Robker: Ich habe als Jugendlicher exzessiv Rollenspiele gespielt, aber heute spiele ich praktisch gar nicht mehr. Mit dem Schreiben habe ich eine Art des Geschichtenerzählens gefunden, die mir noch mehr Freude macht. Einige Dinge, wie das Entwickeln von Schauplätzen, habe ich als Spielleiter gelernt und kann das in meine Autorentätigkeit übernehmen. Quellenbücher zu Rollenspielen sind zudem eine gute Inspiration.
Michael Schmidt: Welche weiteren Veröffentlichungen gibt es aus deiner Feder?
Bernd Robker: Den apokalyptischen Vampirthriller Sanguis B. Vampire erobern Köln kann man leider nicht mehr im Buchhandel bekommen, weil der van Aaken Verlag die Pforten geschlossen hat. Ich freue mich, dass er nun über den Online-Shop des Mohlberg-Verlags zu beziehen ist.
Bei BattleTech schildert mein Erstling Karma den Überfall auf einen Vakuumplaneten. Eine abgeschlossene Story, die gut geeignet ist, wenn man in dieses Universum hineinschnuppern möchte. Danach durfte mit der Andurienkriege-Reihe einen Mehrteiler vorlegen, in dem es um den titelgebenden Konflikt mehrerer Sternenreiche geht. Der Auftakt Präludium zeigt dabei in einer Vielzahl von Schlaglichtern verschiedene Schauplätze, die zum Teil unverbunden nebeneinander stehen und die Vorgeschichte des Kriegs schildern – politisch, soziologisch, militärisch. Die Reihe ist so konzipiert, dass die folgenden Bände die in Präludium ausgesäten Elemente aufnehmen. Zorn schildert den Eroberungsfeldzug gegen einen Militärplaneten, eine actionreiche Geschichte. Gier dagegen ist persönlicher angelegt, im Mittelpunkt steht eine komplizierte Liebesgeschichte mit vier Beteiligten, darunter die Erben zweier Herrscherhäuser. Hier bin ich stolz auf die vielen exotischen Schauplätze – Monde, Unterwasserlandschaften, ewiges Eis, Raumschiffe, Dschungel, Städte und Ödland.
Zu Das schwarze Auge durfte ich bislang sieben Romane beisteuern. Vier davon bilden den Isenborn-Zyklus, eine Military Fantasy mit Duellen, Turnieren, Belagerungen und Feldzügen, zugleich eine Familiengeschichte über zwei Generationen. Todesstille handelt von Mönchen des Gottes von Tod und Schweigen, die in einem Moor auf einen mysteriösen Gegner treffen. Bei Im Schatten der Dornrose bereisen die Protagonisten ein Land, in dem ein Dämonenkult Staatsreligion ist. Speziell für Einsteiger konzipiert ist der Sechsteiler Die Türme von Taladur, den ich redaktionell betreuen durfte. Er bietet Fantasy vor einem iberischen Hintergrund: Rotwein, Degen, Fächer ... Den Auftaktband Türme im Nebel habe ich selbst verfasst. Der Leser wird mit einem Mord konfrontiert und erahnt die Intrigen zwischen den einflussreichen Familias, die die Streittürme Taladurs bewohnen.
Michael Schmidt: Und was ist für die nähere Zukunft geplant?
Bernd Robker: Bei Perry Rhodan NEO und auch bei Perry Rhodan STARDUST darf ich weitere Beiträge beisteuern. NEO schließt demnächst die Handlung im Zentralsystem des Arkonidischen Imperiums ab, wobei ich einen Rückblick auf zwei historische Ereignisse liefern darf, die dieses Sternenreich geprägt haben. Bei STARDUST geht es in einen Kugelsternhaufen, in dem sich eine Kolonie fernab von Terra entwickelt hat und nun Probleme mit einem bislang unbekannten Gegner bekommt, über den man in meinen Heftromanen Einiges lernen wird.
Im Bereich Fantasy ist bei Piper Grauwacht für Anfang 2015 angekündigt. Der Roman spielt in einer Welt, in der ein Tag-Nacht-Zyklus ein Menschenleben lang dauert. Die Menschen wandern mit der Nacht, während die amphibischen Sasseks im Tag leben. So ist es immer gewesen, und die Grauwacht stellt sicher, dass die Metropolen in der Dämmerung geräumt und übergeben werden. Beunruhigender Weise nehmen aber die Monde neuerdings eine grüne und blaue Färbung an. Ist es Zufall, dass die Farbe Blau bei den Sasseks als verflucht gilt – oder ein böses Omen?
Ich habe noch weitere Fantasyprojekte, zu denen mein Agent mit Verlagen verhandelt, und ein fertiges Science-Fiction-Manuskript, das auch noch Geburtshilfe braucht. Davon ist aber noch nichts so weit, dass man es seriös ankündigen könnte.
Michael Schmidt: Gibt es etwas, das dich beim Schreiben beeinflusst? Musik, oder Filme? Oder woher holst du deine Inspirationen?
Bernd Robker: Ich mag generell Geschichten. Tatsächlich kommt es häufig vor, dass mich ein Roman oder ein Film inspiriert, insbesondere, wenn ich mich frage, wie sich die Handlung aus der Sicht einer der Nebenfiguren darstellen würde. Das sind dann Kristallisationskeime, aus denen sich eine eigenständige Geschichte entwickeln kann.
Beim Schreiben höre ich gern laute Musik, oft mit Kopfhörer. Vielfach stellt sich für einen Roman ein Soundtrack ein, ein Lied, das ich dann in Endlosschleife höre. Bei Todesstille war das ›Blutrot‹ von L'Âme Immortelle, bei Schattenkult ›The Unnamed Feeling‹ von Metallica, bei den Schattenherren ›A Curse of the Grandest Kind‹ von The Vision Bleak.
Michael Schmidt: Was liest du selbst so?
Bernd Robker: Ich lese grundsätzlich alles von der Romanze über den Krimi bis zum Sachbuch, aber mit Schwerpunkt in der fantastischen Literatur. Natürlich verfolge ich Perry Rhodan NEO und STARDUST, wo ich in der Regel die Manuskripte lese, bevor die jeweilige Episode in den Handel kommt. Von James Clavell habe ich alles, von Hemingway das Meiste gelesen. George R. R. Martin ist Pflicht, aber nachhaltiger geprägt hat mich Frank Herberts Wüstenplanet, weswegen ich mich auch in einer Danksagung in Schattenkult vor diesem Autor verbeuge. David Brin ist der Meister der exotischen Kulturen, Franz Kafka hat die deutsche Sprache virtuos beherrscht und Schillers Gedichte sind ganz vorn. Auch die aktuellen Genre-Bestseller wie Heitz, Hennen, Peinkofer, Schätzing haben das gewisse Etwas, das sie in der Lesergunst ganz nach vorn bringt.
Michael Schmidt: Du hast ja schon eine beeindruckende Vita. Machst du das hauptberuflich oder neben einer normalen Berufstätigkeit?
Bernd Robker: Ich bin seit 2013 hauptberuflich Autor. Vorher habe ich viel im Hotelzimmer geschrieben, bin eine Stunde früher aufgestanden oder habe mich zurückgezogen, wenn die Kollegen an der Bar saßen.
Michael Schmidt: Was wünschst du dir für die Zukunft?
Bernd Robker: Ich möchte meine Position im Publikumsmarkt ausbauen. Schön wäre, wenn ich mich neben der Fantasy auch mit eigenständigen Science-Fiction-Titeln etablieren könnte. Ein Hardcover wäre auch etwas Feines, einfach, weil ich noch keines in meinem Regal mit Belegexemplaren stehen habe. Übersetzungen wären schön, weil ich Freunde habe, die die deutsche Sprache nicht beherrschen und gern etwas von mir lesen würden. Und wie die meisten Kolleginnen und Kollegen hätte auch ich gern mal einen Bestseller, der sich sechsstellig verkauft.
Michael Schmidt: Ein Wort noch an die Leser da draußen!
Bernd Robker: Ich bedanke mich für das Interesse an der Literatur im Allgemeinen, an der Fantastik im Speziellen und an meinen Geschichten im Besonderen! Falls jemand auf www.bernardcraw.net oder www.robertcorvus.net vorbeischaut, freut mich das, und über Leserzuschriften freue ich mich noch mehr. Ansonsten wünsche ich gute Unterhaltung bei angenehmer Lektüre!
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