Uwe Hermann - Das Amt für versäumte Ausgaben


Uwe Hermann
- Das Amt für versäumte Ausgaben und weitere Kurzgeschichten
Titelillustration von Ernst Wurdack
Taschenbuch, 242 Seiten, 9,99 EUR (auch als E-Book erhältlich)
Uwe Hermann ist ein deutscher Phantastik Autor, dessen Geschichte sehr skurril und mit trockenem Humor gesegnet ist. Die vorliegende Sammlung ist die vierte ihrer Art und macht unbedingt Lust nach mehr.
Geboten werden Phantastik Geschichten mit Schwerpunkt SF, die bis auf eine Ausnahme humorvoll bis satirisch daher kommen und vielfach hämische Seitenhiebe auf die heutige Gesellschaft bereithalten.
Bis auf drei Stories handelt es sich um Originalausgaben




Das Gasthaus am Ende der Dimensionen ist eine erfrischend Geschichte über Zeitreisen, aber nicht solche wie man kennt, da sie in ein SF Sujet verpackt sind, sondern dies ist eine humorvolle Fantasygeschichte mit einem Meister, seinem Diener und vielen Verwicklungen, die niemals Langeweile aufkommen lassen, aber natürlich hat man immer mal wieder Zeit, sich kräftig auf die Schenkel zu klopfen. Fast will man Weinen, das die Geschichte zu Ende ist. Das war ein sehr gelungener Auftakt der an einen Piers Anthony in seinen besten Zeiten erinnert.

Abgehoben fand ich eine Tick zu ausgewalzt, aber die Geschichte war so richtig schön absurd, das gefiel mir sehr. Erst werden die Ufologen und Verschwörungstheoretiker lächerlich gemacht, um dann die Wendung am Ende, ihre Kritiker den Spiegel hervorzuhalten. Das war wirklich herrlich und mehr mag hier nicht verraten werden.

Der heilige Wasserabsperrhahn handelt von einem extraterrestrischen Zirkus, den Wirren der Religionen und der bitteren Erkenntnis, dass es am Ende doch immer um das liebe Geld geht. Doch ob der Held der Geschichte am Ende glücklich ist, scheint doch eher fragwürdig. Die Geschichte wurde für den DSFP 2016 nominiert

Mit dem Humor ist das ja so eine Sache. Uwe Hermann hat einen sehr trockenen Humor, doch in Der Valentino-Exploit ist eher das grobschlächtige Gemüt gefordert und ich muss sagen, so begeistert mich die ersten drei Geschichten haben, so wenig erheiternd fand ich die Cyberanimals Geschichte, die ich wirklich flach fand.
Es handelt sich dabei um eine Koproduktion mit Uwe Post. Die Geschichte wurde damals für den KLP 2011 nominiert und mir erschließt sich nicht warum. Original erschienen in EMOTIO, 07/11.

Die Totschläger ist eine bissige Satire, die hat mir außerordentlich gut gefallen. Sie fängt harmlos an, schildert eine Rentnerin bei ihrem Alltagsgeschäft, doch was sehr schön eingeleitet in dem doch harmlosen Tonfall ist, schlägt dann in der Wende umso härter zu. Wunderbare Satire!

Wir nehmen euch mit!
,  erschienen in GOLEM 100, 03/15, ist eine Körpertransfergeschichte, die insgesamt ein wenig fad daher kommt.

Die Hölle liegt gleich nebenan ist aus meiner Sicht ein weiterer Highlight der Sammlung. Es reiht sich eine Absurdität an der anderen, wie immer eingepackt in den unverkennbaren trockenen Humor, das war wirklich Klasse und auch das Ende wusste zu begeistern und es gibt reichlich Seitenhiebe an Film, Funk und Fernsehen wie man es so schön sagt.
Worum es geht? Der Präsident der Vereinigten Staaten hat den Abschusscode für die Atomwaffen geändert. Niemand kennt den neuen. Und den Präsident kann man nicht fragen, da er beim Liebesspiel mit der Putzfrau einen Herzinfarkt erlitten hat. Nach sorgfältigem Abwägen bleibt nur ein Ausweg: Es wird eine Spezialeinheit in den Himmel geschickt, aber wie der Titel verrät, liegt die Hölle gleich nebenan.

Mensch².
Erstmals erschienen in Exodus Magazin Nr. 32, 03/15 und handelt davon, wenn man sich optimiert und Organe ersetzen lässt. Vielleicht passiert das dann irgendwann nicht ganz freiwillig und hätte man dann überhaupt noch die Kontrolle über den eigenen Körper?
Das Amt für versäumte Ausgaben. Ja, der Amtsschimmel ist selbst allgegenwärtig wenn es um das Funktionieren des Universums geht. Das ist zu Schreien und hat mir außerordentlich gefallen, wenn es auch hier und da nicht so flott zu lesen ist wie die anderen Geschichten, dafür ist der trockene Humor doch umso tiefgründiger.

Versuchsreihe 13 – Die Infektion.
Kein Humor, sondern ein spannender SF Krimi, die Idee finde ich großartig, die Umsetzung eigentlich auch, wenn mir die Ermittlungsmethoden doch insgesamt ein wenig fragwürdig waren, aber letztendlich war es so am spannendsten und anders ist es bei einem Fernsehkrimi auch nicht. Sehr schön und wurde für den KLP 2016 nominiert

Die Arbeitsplatz-Lotterie, Der Liebhaber-Automat und Der Gesundheitswächter heißen die ersten drei Sammlungen von Uwe Hermann, die ich mir beizeiten zu Gemüte führen muss. Die eine oder andere Geschichte daraus kenne ich schon, aber das macht nichts.
Das Amt für versäumte Angelegenheiten ist so herrlich absurd, so schräg und macht keinen Halt vor irgendwelchen Genregrenzen. Eine Geschichte ist mir missfallen, die anderen haben mir dafür umso besser gemundet, wobei natürlich nicht jede Geschichte gleich gut gefällt. Generell haben mir die Erstveröffentlichungen besser gefallen als die drei Nachdrucke.

Klarer Fall: Wer es lustig mag und schräge Ideen liebt, der kommt an Uwe Hermann nicht vorbei. Unbedingt reinlesen! Ich war hellauf begeistert.






Kommentare

  1. Es freut mich, dass du mit den Geschichten so viel Spaß beim Lesen wie ich beim Schreiben hattest. Gruß Uwe Hermann

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