Galax Acheronian (Interview)
Galax Acheronian: Vielen Dank. Es hat mich tatsächlich
kalt erwischt. Als ich die Mail von Udo Klotz bekommen habe, musste ich einige
Momente innehalten, ehe ich antworten konnte ☺
Michael Schmidt: Jetzt bin ich mit der Tür ins Haus
gefallen. Stell dich doch mal vor!
Galax Acheronian: Die schwierigste Frage überhaupt.
Im Grunde bin ich nur ein Autor, habe
das ein oder andere Sozialdefizit und meide es, über mich selbst zu sprechen.
Es sind meine Geschichten, die für
sich sprechen sollen. In jeder ist jedoch gewiss ein wenig von mir: Träume,
Gedanken, Ansichten, so wie es bei den meisten Autoren der Fall ist.
Grundsätzlich aber versuche ich zu
unterhalten, ein wenig in die Zukunft zu projizieren und – wie so oft der Fall
in der SF – ein klein wenig den Gesellschaftsspiegel hochzuhalten.
Wobei das für mich ein sehr wackliges
Konstrukt ist. In meinem Alter habe ich längst noch nicht die Lebenserfahrung,
wie sie andere vorweisen können, anderseits gehe ich mit einer Prise
distanzierter Aufmerksamkeit durch die Welt.
Meine Kindheitshelden sind Personen
wie Captain Picard, Goliath aus „Gargoyles“ oder Spider-Man. Sie alle haben
eins gemeinsam; Vernünftig und besonnen gehandelt, obwohl sie große Macht
hatten. In der realen Welt sind es gerade die Menschen mit größter Macht, die
am unsinnigsten und rücksichtslosesten handeln, das beschäftigt mich – und
darüber schreibe ich.
Ich bin aber auch Nerd – und daher
schreibe ich auch für Nerd's ☺
Michael Schmidt: Worum geht es in Trolltrupp?
Galax Acheronian: Der Trolltrupp, und da kann ich an
das oben Gesagte anschließen, spielt in einer Welt, 'Nach dem Sturm' – so
übrigens auch der ursprüngliche Titel der Geschichte. Der Verlag wollte jedoch
einen weniger drastischen Auftakt, daher die Umbenennung ☺
Zur Handlung ist es knapp 30 Jahre
her, dass die Menschheit sich geschlossen gegen die Mächtigen aufgelehnt hat.
Binnen Wochen wurden Regierungen, Konzerne, Banken ect brutalst ausgelöscht. Es
war ein globaler Bürgerkrieg, den das einfache Volk gewonnen hat.
Wir erleben das Meiste aus der Sicht
der ehemaligen Polizistin „Nicole“, die ihren Lebenswillen nur dadurch noch
hat, weil sie den Hybridenjungen „Anton“ als Ersatzsohn aufzieht, und diesen
bei einer Schautellertruppe verbirgt.
Anton hat gewisse Kräfte, die Gehirne
von Menschen zu manipulieren, Illusionen zu erzeugen – er selbst versteht
jedoch auch nicht alles von sich, seinen Körper und seinen Kräften.
Er hat eine Macht, die angemessen zu
benutzen er einfach nicht fähig ist ☺
Michael Schmidt: Trolltrupp war nicht deine erste Nominierung!
Galax Acheronian: Ich wurde schon zwei Mal für den DSFP
nominiert ☺
Beider Fälle sehr unerwartet! Gerade
die erste, damals 2011 zu meiner zweiten Veröffentlichung überhaupt, hat mich
völlig umgehauen. Damit rechnet man als Newcomer nicht.
Die zweite kam ebenfallsüberraschend, da dies zu einer Geschichte stattfand, von der ich nur bedingt
überzeugt war, dass sie jemanden interessiert.
Es kommt halt immer anders, als man
denkt. So auch beim Trolltrupp. ☺
Michael Schmidt: Du hast schon eine
Menge Geschichten veröffentlicht. Hast du sowas wie eine Lieblingsgeschichte
und wenn ja welche und warum?
Galax Acheronian: Das variiert stark. Jede Geschichte
hat eine Bedeutung für mich. Inhaltlich, in ihrer Aussage oder wegen der
Figuren.
Sehr lange Zeit war „Worte aus Gold“ (erschienen
in „Nebelmelodien“ von p.machinery“) meine Lieblingsgeschichte, da dort
alles gepasst hat. Die Idee, die Handlung, die Figuren, die Botschaft, auch das
Umfeld, während ich geschrieben habe und wo ich geschrieben habe, ja sogar
woraus die Idee geboren wurde und auch für wen ich sie geschrieben habe.
Michael Schmidt: Du bist Autor und
Illustrator und Herausgeber. Was ist dein liebstes Kind?
Galax Acheronian: Auch hier kann ich mich nur schwer
festlegen.
Ich liebe meine Reihe
„Koloniewelten“, die alsbald erscheinen soll. Auch wenn ich da keinen Einfluss
auf das 'wie' und 'wann' habe, das hängt alles am „Apex-Verlag“.
Wenn du aber „liebstes Kind“ fragst,
so muss die Antwort wohl „Krok“ heißen ☺
Die Goblin-Variante meiner eigenen
Kindheitsträume!
Ein Roman, den ich bereits 2012 in
nur 2 Monaten entwickelt, geplottet und geschrieben habe. ☺ Er ist mir förmlich
auf die Tastatur gefallen.
Da es ein Jugendbuch sein sollte,
ließ ich es mir nicht nehmen, es zu illustrieren und es so perfekt wie nur
möglich zu machen.
Jedoch ist es in seiner Thematik
nicht massentauglich, weshalb sich kein Verlag da ran wagte und ich es im
Selbstverlag veröffentlichte. Es war am Ende eine Win/Win-situation für mich ☺
Michael Schmidt: Xenopunk betreust du als Herausgeber und das Titelbild ist auch von
dir. Worauf darf sich der Leser freuen?
Galax Acheronian: Der Leser darf sich auf dem Geist des
Punks in einer fernen Zeit freuen. Verschiedene Ansichten, verschiedene Varianten.
Mal bitter, mal humorvoll und manchmal sogar lehrreich.
Es ist eine gute Mischung aus
bekannten und unbekannten Autoren geworden, und ich bin froh, das Sven Klöpping
mich damals zu dieser Idee überreden konnte. Doch wie in allen Anthologien ist es
der Leser, der letztendlich entscheiden wird, wie toll es wirklich ist. ☺
Aber freuen darf er sich – und wird
nichts bereuen … außer vielleicht die ein oder andere Geschichte nüchtern
gelesen zu haben ☺
Michael Schmidt: Ich habe läuten
gehört, dass demnächst eine Anthologie erscheint bei der du Herausgeber bist.
Berichte mal!
Galax Acheronian: Ich schätze mal, du sprichst von
„Nummern“, der Zahlenspiel-Anthologie aus dem Hause „p.machinery“, an der ich
mit Marianne Labisch zusammen gearbeitet habe. Marianne und ich haben uns u.a.
das Lektorat geteilt, ich muss jedoch gestehen, dass es ein anderes Gefühl war,
als bei der Xeno-Punk-Sache.
Absagen zu schreiben ist nichts
schönes, ebenso, wenn erwartet wird, dass ein Lektor „schon irgendwas
brauchbares draus macht“.
Es war dennoch ein enorm spannender
Einblick am Arbeiten an fremden Texten. Das Lernpotenzial ist gigantisch – für
alle Seiten.
Am Ende können wir aber auf ein
wirklich schickes Buch blicken, in der viele Autoren ihr Bestes gegeben haben.
Die Gedanken der Autor/innen zu den Zahlen 1, 9, 11, 20, 300 und 2020 sind
ebenso breit gestreut wie phantasievoll.
Ich selbst habe neben dem Titelbild
zu dieser Antho eine Sci-Fi-Krimi-Novelle beigetragen die in Absprache mit
Michael Haitel in meinem Universum der „Koloniewelten“ spielt. ☺
Michael Schmidt: Welche interessanten
Veröffentlichungen aus deiner Feder sollte man noch im Blick haben?
Galax Acheronian: Generell verweise ich gerne auf meine
erste Sciencefiction-sammlung, in der meine älteren Storys zusammengelegt sind.
Wenn also jemand nicht alle alten Anthologien raussuchen und kaufen möchte: da
ist (fast) alles drin ☺
Die Geschichte hinter dem Cover hat
im übrigens direkt mit „Sprung ins Chronozän“ zu tun, in der „Der Trolltrupp“
erschienen ist und liegt nur einen ausgearteten Scherz zugrunde. Denn für
„Chronozän“ gab es anfangs ein anderer Entwurf, ehe es ein weiblicher Roboter
in Blau wurde.
„Das kann ich auch“, behauptete ich
damals – „ich machst nur andersrum“ ☺
Zurück zur Frage: Auch „Demeter“ kann
ich empfehlen. Es handelt sich dabei jedoch um eine recht lange Spaceopera,
ohne auffällig viel Aktion. Stattdessen Gedanken, Dialoge, Visionen – alles
sehr klassisch, und derzeit nur als E-Book erhältlich.
Michael Schmidt: 2019 ist ja schon
nicht mehr neu. Woran arbeitest du gerade und welche Veröffentlichungen stehen
an?
Galax Acheronian: Ganz aktuell fertige ich die letzten Illustrationen
für den zweiten Krok-Roman an. ☺
In Sache Veröffentlichungen stehen
beim „Verlag für Moderne Phantastik Gehrke“ die Geschichte „Der Weg nach oben“
in der Anthologie „Flucht vonZumura“ an; eine kleine Schelte meinerseits an das aktuelle Medialverhalten
unserer Gegenwart. Im Verlag „P.machinery“ erscheint demnächst die Geschichte
„Infiziert“ in der Anthologie „Wasser“.
Für mich selbst steht 2019 der zweite
Band meiner bisher veröffentlichten Storys an, in dem u.a. auch „Der
Trolltrupp“ unter seinem ursprünglichen Titel abgedruckt sein wird. Natürlich
wird auch der zweite Band eine Bonusnovelle und wieder einige Illustrationen dabeihaben.
Ebenso wird „Krok II“, und auch das
Erste von sieben Büchern meiner „Koloniewelten“ das Licht der Welt erblicken.
Oh, und mit drei weiteren Autoren
arbeite ich am Projekt „Hyper Orbis“: 4- Autoren – 4 Novellen“.
Für dieses Buchprojekt schrieb ich
die SciFi-Anti-Kriegsnovelle „Verloren auf Firr'Dars“. Ist ein Megagutes Ding
geworden ☺
Michael Schmidt: Ein letztes Wort an
die Gemeinde draußen!
Galax Acheronian: Liebe Leserinnen und Leser, liebe
SciFi-Fans, und auch liebe Nerds ☺
Ich würde mich freuen, wenn ihr die
ein oder andere Zeile aus meinen Geschichten lest. Es tut fast gar nicht weh ☺
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