Trendwende

Ja, extrem ist es schon, das Geschäft in der Bundesliga. Gestern gefeiert, heute gefeuert. Gut, soweit ist es noch nicht, zumindest bei der Personalie Felix Magath. Der ist ein kantiger Knochen, unbiegsam und immer ein Stück weit auf Konfrontationskurs. In seiner wechselvollen Trainergeschichte wechselte er schon zwischen Himmel und Erde.

Es begann alles beim HSV. Als Assistenztrainer von Benno Möhlmann wurde er zum Chef befördert. In dem Verein, in dem er schon als Spieler große Erfolge feierte und als Manager keine glückliche Figur machte.

 
Als Trainer dagegen startete er furios und bewies, was er aus einer Truppe herausholen konnte. Parallel baute er junge Talente ein, der bekannteste war Salihamizic, der als 18jähriger sein Bundesligadebüt gab zu einer Zeit, als der Jugendwahn noch keine Rolle spielte.

Der HSV erreichte prompt den internationalen Wettbewerb. Magath baute um, dazu die Doppelbelastung. Doch statt Vertrauen seitens der Vereinsführung gab es die Kündigung. Der Tabellenplatz war zu schlecht.

Hätten die Verantwortlichen mal in die Glaskugel gesehen, wüsste man, dass das nichts heißen muss. Zweimal starte er mit dem VFL Wolfsburg eine Aufholjagd zum Saisonbeginn, beim zweiten Mal erlangte er den Meistertitel.

Letztes Jahr dagegen lief es anders. Erst drückte er die Erwartungen des nervösen Schalker Umfelds in den Keller, dann punktete er dank einmaliger Effizienz und setzte sich in der Bundesligaspitzengruppe fest.

Meine Prognose vor dieser Saison lautete: Magath und Schalke, das kracht spätestens in der Winterpause und ich war fast sicher, er würde gefeuert. Der sture Magath und die spezielle Schalker Mentalität, das konnte nicht passen.

Weit gefehlt. Magath hielt durch, das Umfeld stand wie ein Mann hinter ihm und am Ende reichte es zum zweiten Platz: Die Champions League Qualifikation war geschafft.

Der HSV dagegen verspielte alles und wurde Siebter.



Dieses Jahr holt das Schalker Umfeld allerdings all das nach, was es letztes Jahr versäumt hat.

Schalke lebt!

Natürlich muss man Meister werden, die CL gewinnen und vor den Dortmundern stehen. Die sind jetzt Tabellenführer, Schalke ist Drittletzter. Magath liegt mit allen im Dauerclinch und es wird schon darüber spekuliert, dass der letztjährige Messias den Trainerstuhl räumt. Ob freiwillig oder nicht bleibt dabei offen.

So schnell kann es gehen. Doch wie oben schon erwähnt, muss am Ende abgerechnet werden. Die Großbaustelle Schalke 04 wird nicht von einem auf den anderen Tag fertig, doch das Umfeld ist gewohnt geduldsfrei.



Ähnliches hatten wir ja auch beim HSV. Hochgejubelt nach den ersten Spielen, verteufelt nach zwei Siegen in Folgen. Jetzt den Tabellenführer geschlagen und es bleibt relativ ruhig.

Guerrero hat seinen Worten Taten folgen lassen. Den entscheidenden Treffer erzielt, da kann man nicht meckern. Ein rasantes Spiel auf Augenhöhe mit dem besseren Ende. So kann es weiter gehen.

Am Freitag gastiert dann der große FC Bayern in Hamburg. Kein Spiel wie jedes andere. Der Serienmeister steckt im Formtief, doch es heißt nicht umsonst, angeschlagene Boxer sind gefährlich.

Beide Mannschaften können auf eine beeindruckende Verletztenliste zurückgreifen. Beim HSV scheint sich das Lazarett zu lichten, doch bei den Bayern sieht es schlechter aus.

Schon merkwürdig. Die Saison läuft gerade und schon gibt es viele Ausfälle. Da fragt man sich schon, woran das liegt. Zu viele Spiele oder liegt es eher an der fehlenden Regenerationsphase?

Kaum ein Spieler kuriert seine Verletzungen richtig aus. Das scheint der entscheidende Punkt zu sein. Und der vorherrschende Dauerdruck tut sein Übriges.



Trotzdem werden am Freitag zwei hochkarätige Teams in der Imtech Arena aufeinander treffen. Die Bayern haben zwei Nachteile: Gruppenspiel in der CL und den Druck von 11 Punkten nach 8 Spielen. Verliert der HSV, bleibt er trotzdem in der oberen Tabellenhälfte. Verlieren die Bayern, ist der Zug nach oben erst einmal abgefahren. Ein nicht zu unterschätzender Druck, dem die Bayern aber im Normalfall gewachsen sind.

Der HSV hat nach zwei wenig überzeugenden Siegen allerdings einen Minilauf, das kann im entscheidenden Moment den Unterschied ausmachen.

Ich bin mal vorsichtig optimistisch. Ruud van Nistelroy wird endlich wieder treffen, ohne dass der Schiedsrichter ein nichtiges Foul pfeift. Guerrero netzt und Trochowski hat gegen die Bayern seine stärksten Spiele gezeigt und wird ebenfalls treffen. Da sind auch zwei Gegentore zu verkraften.

3:2 und die Bayern landen im Niemandsland der Tabelle. Für den Verein ist es sowieso besser, sich auf die Champions League zu konzentrieren. Sollen die Bayern dort glänzen und der HSV in der Bundesliga. Eine passende Arbeitsteilung wie ich finde.



Die Woche danach steht der nächste Höhepunkt an. Das Pokalspiel in Frankfurt wird keine einfache Sache, schließlich brennen die Hessen auf ihre Revanche. Doch traditionell ist die Mainmetropole eine gute Adresse für den HSV.

Drücken wir die Daumen, dass es so bleibt.

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