Fredric Brown : Das Andere Universum


Fredric Brown : Das Andere Universum
Heyne SF 3215 1970
Originalausgabe : What A Mad Universe (1949)

Fredric Brown (1906-1972) war hauptsächlich Kriminalroman-Autor (Ed-Hunter-Serie), sein SF-Werk umfasst 5 Romane und einige Storysammlungen.
Sein erster SF Roman erschien 1949 und ist Gegenstand dieser Rezension.
Keith Window ist Redakteur für Erstaunliche Geschichten, ein SF-Magazin. Während einer Party bei seinem Verleger passiert das Unglück.
Eine Rakete mit einem Buton-Potentiomotor soll auf den Mond auftreffen, um diesen so auszuleuchten, dass man auf der Erde eine genaue Beobachtung der Mondoberfläche vornehmen kann. Diese für heutige Zeiten skurille Idee dient als Einstieg in diese Geschichte. Das Unternehmen geht schief und die Rakete fällt auf die Erde zurück und tötet 12 Personen. Die Hauptperson der Geschichte, Keith Window, hatte sich gerade in eine Kollegin verliebt und bearbeitete Leserbriefe seines Magazins, als die Macht des Buton-Potentiomotor ihn in eine Parallelwelt versetzt.


Window erwacht in einer der Erde sehr ähnlichen Welt, nur das Haus seines Verlegers ist verschwunden. Als er sich zu Recht finden will, gerät er an einen Drogerist, dem er eine Vierteldollarmünze als Bezahlung gibt. Dieser gibt ihm dafür Zweitausend Kredits. Als er ihm noch eine Münze von 1943 geben will, wird er als Spion der Arcturier verdächtigt. Mit einem Lunaner (Mondbewohner) als Verfolger flüchtet Window.
So beginnt die Geschichte. Window taucht unter und versucht herauszufinden, wie die Welt beschaffen ist, in der er gelandet ist.
1903 wurde zufällig das Raumkrümmungs-Triebwerk erfunden, mittels einer umgebauten Nähmaschine konnte man den weiten Raum überbrücken. Auf Mond, Venus, Mars und Callisto trifft man auf Außerirdische. Erst das Treffen mit den Arcturier führt zum intergalaktischen Krieg. Die Städte der Welt werden nachts verdunkelt, damit die Acturier kein Angriffsziel für ihre Bomben finden.

Wie sich im Laufe der Geschichte herausstellt, landete Window in ein Universum, welches seinen letzen Gedanken vor der Parallelweltversetzung entsprach.
Seine Angebetete ist die Verlobte des Genies Dopplers, der dem Vorbild des Leserbriefschreibers von Erstaunliche Geschichten Joe Doppelberg entsprach. Auch die Welt ist so beschaffen, wie Doppelberg sich die Geschichten für das Magazin vorgestellt hat. Und ist Kriegsführer gegen die Acturier. Window wird natürlich die Schlüsselfigur im Krieg gegen die Acturier...

Fredric Browns Protagonisten sind Menschen wie du und ich, der Held muss sich mit profanen Dingen wie Geldverdienen ( er versucht sich als Autor ) und Unterkunft herumschlagen. Sein Humor ist im Gegensatz zu modernen Vertretern wie Douglas Adams oder Terry Prachett erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Die Geschichte ist ernst geschrieben und lässt erst spät erkennen, dass sie satirische Züge trägt.

Die grünen Teufel vom Mars
Terra Taschenbuch 215 1973
Originalausgabe: Martians, go home! (1955)

Kennen Sie die Mär vom grünen Männchen vom Mars? Stellen Sie sich einmal vor, es wäre keine Mär sondern bitterer Ernst. Dann verstehen Sie, wie sich Luke Devereaux fühlt. Luke ist Autor von Zukunftsromanen und hat sich wegen einer Schreibblockade in die Wüste begeben, in der Hoffnung, dort jenseits des Alltagstrubels Muse für seinen neuen Roman zu finden. Doch statt einer Idee klopft es an der Tür. Vor ihm steht besagtes grüne Männchen. Und wie es die Legende will, ist das grüne Männchen vom Mars und nennt seine Gattung als Martier. Einen eigenen Namen besäße der Martier nicht, dies gäbe es bei Martiern nicht, außerdem wäre dies blöde, so blöde wie die Erdenbewohner wären.
Luke traut seinen Augen und Ohren kaum und geht zuerst vor die Hütte, doch entgegen der Legende gibt es keine fliegende Untertasse. Auf die Frage, wie denn der Martianer hergekommen wäre, antwortete dieser: Gekwimmt!

Wie sich herausstellt, ist Lukes Begegnung mit den Martiern nicht die einzige. Auf drei Erdenmenschen kommt ein Martianer. Sie tauchen gleichzeitig und überall auf. In Autos, in Radioshows, in den Schlafzimmern frisch Angetrauter. Und alle beschimpfen die Menschen. Nicht nur das, zusätzlich plaudern sie alles aus, was sie wissen, die Lüge scheint ihnen fremd zu sein. Da sie durch alle festen Gegenstände schauen können, bleibt ihnen auch nichts Verborgen. Auch können sie in Sekundenschnelle hin und her kwimmen.
So erfährt Luke, dass seine Freundin ihn mit einem ihrer Kollegen betrügt. Und es sind nicht nur die Privatleute, die es trifft. Auch die Militärs in Ost und West können ihre Geheimpläne einstampfen, plaudern die Martianer doch der jeweiligen Gegenseite die strenggeheimen Pläne aus.

Die Ankunft der Martianer wirkt sich verheerend auf die Wirtschaft der Menschheit aus. Die Martianer sind solche Plagegeister, dass die Unterhaltungsindustrie zusammenbricht, niemand sieht mehr Filme, hört Radio oder geht zu einer Tanzveranstaltung. Dem Militär wird der Boden entzogen und durch fehlende Steuereinnahmen werden auch diese Beschäftigte dem Heer der Arbeitslosen zugefügt.

Der vorliegende Roman spielt mit den Möglichkeiten einer Marsinvasion. Doch findet diese Invasion nicht mit Bomben und Raumschiffen statt, sondern durch die gekwimmten Martianer, die den Menschen den letzten Nerv rauben.
Es finden sich unzählige Anspielungen auf das damalige (und auch heutige) System. Gnadenlos und auf witzige Weise werden die verschiedensten menschliche Eigenarten aufgedeckt und parodiert, auch und vor allem natürlich die Fans von SF Romanen mit den Martianern, halt den grünen Männchen vom Mars.

Man merkt dem Roman auch sein Alter an. Fotos werden noch aufwendig geschossen, der Blitz muss montiert werden und eine Entwicklung dauert. Radios in Hotelzimmer setzt man durch den Einwurf eines Geldstückes in Betrieb und das Radio selbst hat einen wesentlich höheren Stellenwert als alle andern Medien.
Und die Ehe hat ebenfalls noch einen hohen Stellenwert, die Moralvorstellungen der fünfziger Jahre finden sich an fast jeder Ecke und werden auch auf die Schippe genommen. Ebenso die Technikgläubigkeit.
Um den Roman zu genießen, muss man sich allerdings auch auf diese Zeitreise einlassen. Für mich war dies eine lustige, angenehme Reise in die Ära vor meiner Geburt.
Insgesamt ist der Roman auf jeden Fall äußerst lesenswert und im Gegensatz zu Das andere Universum ein viel offensichtlicher, aber auch grobschlächtiger Humor.
Doch beiden Romanen merkt man an: Fredric Brown ist ein grandioser Erzähler, der Leser wird in die Romanwelt gezogen und kann sich nur schwerlich lösen, bevor das Wort Ende erscheint.

Bibliografie:
Erstellt von Herbert Johann Huber
1947 The Fabulous Clipjoint Hunters erste Jagd. Bergisch Gladbach: Bastei, 1987. Gisela Kirst-Tinnefeld, Übs. Martin Compart, Nachwort. 201 S. Schwarze Serie 19 101.
1948 The Dead Ringer Zwerge sterben halb so schwer. München: Heyne, 1970. Hans Maeter, Übs. 1. Aufl. 141 S. Reihe Krimi 1410. Autor: Fredric [!] Brown
1948 Murder Can be Fun (Neuauflage: A Plot for Murder, 1949) – keine Ausgabe
1949 A Plot for Murder (Nachdruck von Murder Can be Fun, 1948)
1949 What Mad Universe Das andere Universum. München: Moewig, 1958. Rainer Eisfeld, Übs. Moewig Terra Sonderband 6. 1. Aufl. 94 S
















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Das andere Universum. Utopischer Roman. München: Heyne, 1970. Werner Gronwald, Übs. Heyne SF 3215. 1. Aufl.140 S.
Autor: Fredric [!] Brown
1949 The Bloody Moonlight (Neuauflage: Murder by Moonlight, 1950)

1949 The Screaming Mimi
Verfilmung
Der Ripper von Chicago. Rastatt: Pabel, 1965. Gekürzt! Gudrun Voigt, Übs. Pabel Taschenbücher 180. 174 S.


Die schwarze Statue. Zürich: Diogenes, 1992. Gudrun Voigt, Nikolaus Stingl, Übs. 295 S. detebe 22526.

1950 Murder by Moonlight (Nachdruck von The Bloody Moonlight, 1949)

1950 Night of the Jabberwock
1950 Here Comes a Candle
1950 Compliments of a Fiend
1951
The Case of Dancing Sandwiches

1951 Death Has Many Doors
1951 The Far Cry
1951 (oder 1953?) Space on My Hands Sehnsucht nach der grünen Erde. München: Moewig, 1965. Helmuth W. Mommers, Übs. Moewig Terra Sonderband 94. 1. Aufl. 96 S.
1952 We All Killed Grandma Wir haben unsere Oma umgebracht. München: Heyne, 1970. Elisabeth Böhm, Übs. 1. Aufl. 140 S. Reihe Krimi 1429. Autor: Fredric [!] Brown
1952 The Deep End
1953 Mostly Murder
1953 Madball
1953 Science-Fiction Carnival (Hg. mit Mack Reynolds)

1953 The Lights in the Sky are Stars. New York: Bantam. SF J2578. 149 S. (Neuauflage: Project Jupiter, 1954) Lockende Sterne. Rastatt: Pabel, 1958. Bert Koeppen, Übs. Pabel Utopia Grossband 86. 1. Aufl. 94 S. – Sternfieber. Berlin: Ullstein, 1972. Bert Koeppen, Übs. Gekürzter Nachdruck. Ullstein 2000, 2925: 1. Aufl. 138 S.
1954 His Name Was Death Darius der Letzte. München: Heyne, 1969. Ellen Blauert, Übs. 1. Aufl. 156 S. Thriller 1372.
Autor: Fredric [!] Brown
1954 Project Jupiter (Nachdruck von The Lights in the Sky are Stars, 1953)

1954 Angels and Spaceships (Neuauflage: Star Shine, 1956)

1955 The Wench is Dead
1955 Martians, Go Home Die grünen Teufel vom Mars. Berlin: Gebrüder Weiß, 1959. Herbert Roch, Übs. Reihe “Welt von morgen” 1. 1. Aufl. 252 S.


Die grünen Teufel vom Mars. Utopischer Roman. München: Heyne, 1964. Herbert Roch, Übs. Heyne SF 3038. 1. Aufl. 155 S.


Die grünen Teufel vom Mars. München: Moewig, 1968. Herbert Roch, Übs. Moewig Terra 548. 1. Aufl. 65 S. – Rastatt: Pabel, 1973. Herbert Roch, Übs. Pabel Terra TB 215. 1. Aufl. 159 S.
1956 Star Shine (Nachdruck von Angels and Spaceships, 1954)
1956 The Lenient Beast
1956 Where Do You Get Your Plot?” In: The Mystery Writers' Handbook. Herbert Brean, Hg.
1957 Rogue in Space Einzelgänger des Alls. München: Moewig, 1963. Robert Arol, Übs. Moewig Terra Sonderband 75. 1. Aufl. 96 S.
1958 One for the Road Der Steckbrief im Safe. Pegasus, 1961. Wolfgang L. Hausmann , Übs. 221 Seiten Lizenzausgabe des Eduard Kaiser Verlags, Klagenfurt, o.J.
1958 Honeymoon in Hell Flitterwochen in der Hölle. München: Moewig, 1963. Wulf H. Bergner, Übs. Moewig Terra Sonderband 71. 1. Aufl. 94 S.
1958 The Office
1959 The Late Lamented
1959 Knock three - one - two Klopfzeichen drei-eins-zwei. München: Heyne, 1964. Krimi 1122.
1961 Nightmares and Geezenstacks Alpträume. Utopisch-phantastische Stories. Wien: E. Hunna, 1963 – München: Heyne, 1965. Gekürzt! B.A. Egger, Übs. Heyne SF 3046. 1. Aufl.157 S.
1961 The Murderers Venus in Schwarz. München: Heyne, 1964. Krimi 1040.
1961 The Mind Thing Der Unheimliche aus dem All. Utopischer Roman. München: Heyne, 1965. Wulf H. Bergner, Übs. SF 3050. 1. Aufl.158 S.
1961 Nightmares and Geezenstacks. 47 stories
1962 Five-Day Nightmare
1963oder 1944?
The Shaggy Dog and Other Murders
Menü nach Killer-Art. Hamburg: Pabel, 1974. Autor: Fredric [!] Brown.
1963 Mrs. Murphy's Underpants
1966
Der engelhafte Angelwurm. Zürich: Diogenes, 1966. (Auswahl aus Nightmares and Geezenstacks, Honeymoon in Hell and Angels, Spaceships). Nachdruck: Flitterwochen in der Hölle 1979.
1968 Daymares
1971 Mitkey Astromouse
1973
Paradox Lost and Twelve Other Great Science Fiction Stories
Das verlorene Paradox. Phantastische Geschichten. Darmstadt: Luchterhand, 1986. Joachim Körber, Übs. René Oth, Nachwort. 1. Aufl. 205 S.
1977 The Best of Fredric Brown. Robert Bloch, Hg. Die besten Stories von Fredric Brown. Rastatt: Moewig, 1981. Leni Sobez, Übs. 333 S. Reihe Moewig Hardcover.
1979
Flitterwochen in der Hölle und andere Schauer- and Science Fiction Geschichten. Zürich, Diogenes, 1979. B.A. Egger, Übs. 1. Aufl. 346 S. detebe 192. (Auswahl aus Nightmares and Geezenstacks, Honeymoon in Hell, Angels and Spaceships).

1982 The Best Short Stories of Fredrick [?] Brown
1983 The Deep End. 50 Classics of Crime Fiction, 1950-1975. Taylor & Francis
1984 Homicide Sanitarium. Creative Arts Book

1984 Before She Kills. The Fredric Brown Pulp Detective Series, Vol 2. Creative Arts Book
1984 Madman's Holiday
1985 The Freak Show Murders. Fredric Brown Pulp Detective Series, Vol 5. Creative Arts Book
1986 Thirty Corpses Every Thursday. Fredric Brown in the Detective Pulps, Vol 6. Creative Arts Book
1986 Pardon My Ghoulish Laughter. Fredric Brown in the Detective Pulps, Vol. 7. Creative Arts Book
1986
Red is the Hue of Hell

1986
Sex Life on the Planet Mars

1987 Brother Monster
1987 Nightmare in Darkness
1987 And the Gods Laughed. A Collection of Science Fiction and Fantasy. Phantasia
1988 Three Corpse Parley
1988
Who Was the Blonde I Saw You Kill Last Night?

1988 Selling Death Short
1989 Whispering Death
1990 Happy Ending
1990 The Water Walker
1991 The Gibbering Night
1991 The Pickled Punks

2001
From These Ashes. The Complete Short SF of Fredric Brown. Ben Yalow, Hg. Framingham, MA: Nesfa Press. 693 Seiten


2002
Hunter and Hunted: The Ed and Am Hunter Novels, Part One

? Diane Duane: The Outer Limits 2. Fredric Brown, Richard A. Lupoff, Debbie Notkin, Hrsg. Boxtree 1998.

By Herbert Johann Huber

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