Michael Marrak : Morphogenesis
Bastei Lübbe SF 24339 Juli 2005
ISBN 3-404-24339-0
Taschenbuch, 685 Seiten
Michael Marrak ist mehrfacher
Preisträger des Kurt Laßwitz Preis, DSFP und DPP. Neben diversen
Kurzgeschichten veröffentlichte er die beiden Romane LORD GAMMA und
IMAGON jeweils zuerst bei einem Kleinverlag, danach bei Bastei Lübbe.
Vorliegende Geschichte basiert auf dem Roman DIE STADT DER KLAGE,
welche 1997 in der Edition Mono erschien,
„Dicke graue Wolken hingen über der
Stadt wie Nebel über erstarrter Lava. Die Gebäude bedeckten den
Planeten von Horizont zu Horizont, eine Weltenbrand-Flechte aus
schwelenden Häusergerippen, in denen sich die Toten eingenistet
hatten.“
So beginnt der Prolog, ein erster
Fingerzeig auf das, was den Leser erwartet. Doch worum geht es
eigentlich in dem Buch?
Hippolyt Krispin, Archäologe, entdeckt
im Rahmen einer privaten Ausgrabung eine sechsseitige Pyramide. Und
wie zu erwarten war, stirbt schon direkt zu Beginn der erste
Teilnehmer und eine seltsame Welt eröffnet sich. Die Duat.
Doch weiter passiert erst mal nichts.
Krispin reist zurück nach Kairo, nachdem die ägyptischen Behörden
die Leitung der Ausgrabungen übernommen haben, und schickt sich an,
nach Rumänien weiterzureisen, um den Staub, den sie in der Unterwelt
der Pyramide gefunden haben, zu analysieren. Am Abend vor seiner
Abreise begegnet er Sahia, einer geheimnisvollen Frau, der er prompt
verfällt. Er vereinigt sich mit ihr, aber auch mit einem Uroboros,
dem Anhänger, den er in der Duat gefunden hat. Und fortan steht die
Welt Kopf.
Krispins Leben gerät aus den Fugen.
Statt in einem rumänischen Labor, landet er dank seines Lotsen
Archon in der Säule des Nordens, begegnet erst einem Corrigan, dann
Spindaro, dem Taxifahrer und landet in der Stadt der Klage. Er gerät
in ein brennendes Rom, in die Fänge einer Schlangenfrau und taucht
in einen Pechsee. Fortan lernt er die einzelnen Aspekte der Hölle
kennen. Croner und Erzenen sind die bunten Gestalten auf dem Weg
durch die ewige Qual. Byron und Elijah die Weggefährten, die nicht
immer sind, was sie zu sein scheinen. Doch Krispin geht unbeirrt
seinen Weg, während sein Ka in einem unwirklichen Krankenhaus
erwacht.
Nach der Lektüre von MORPHOGENESIS war
ich etwas ratlos, wie ich das Gesamtwerk beurteilen sollte. Insgesamt
etwas zu lang, reiht es sich in die Tradition der dicken Wälzer, die
momentan die Buchhandlungen beherrschen. Gerade der dritte der sechs
Teile erscheint gestreckt.
Andererseits zeichnet Michael Marrak
faszinierende Bilder einer modernen Hölle, die durch ihren
Einfallsreichtum beeindruckt. Croner wie Kreuzbeißer erscheinen so
plastisch vor dem inneren Auge des Lesers – na, zumindest vor
meinem Auge - , dass man Zwischenzeitlich Schwierigkeiten hat, sich
von der Geschichte zu lösen. Aber mit zunehmender Dauer stumpft man
ab, irgendwie wiederholt sich der Schrecken. Und wirkliche Gänsehaut
kommt nicht auf, dafür ist der Protagonist zu unbeteiligt. Ja, er
erduldet den Schrecken und die Pein, ohne dass sie an ihn herankommt.
Dies einfach mit seiner Trennung zum Ka zu begründen, erscheint mir
zu einfach.
Fazit: Ein interessanter Roman. Starke
Bilder, schillernde Personen. Ein wenig Kürzung hätte dem Roman gut
getan. Ebenso ein wenig mehr Schrecken. Doch trotzdem ist
MORPHOGENESIS eine lohnenswerte Lektüre, die sich jeder Horrorfan zu
Gemüte führen sollte. Einzig etwaige SF Leser, unter diesem Etikett
wird der Roman eingereiht, dürften nur bedingt bis gar nicht
Gefallen an dem Buch finden, da ein Anteil Science zwar vorhanden
ist, aber wohl kaum den Erwartungen eines SF Lesers gerecht werden
dürfte.
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