Mammuts Kolumne – virtuell
Egal ob der Film Matrix oder die Matrix in Shadowrun. Otherland von Tad Williams ist ein weiteres berühmtes Beispiel. Bei Perry Rhodan war es Simunse.
Die virtuelle Realität.
Als Vorbild dient das Internet, das
World Wide Web. Doch wie virtuell, wie unwirklich ist das neue Medium
wirklich?
Als ein Freund von mir vor einiger
Zeit in Australien reiste und mir eine E-mail schrieb, richtete ich
seine Grüße im Bekanntenkreis aus. Die Aufregung war groß. Jeder
hatte wie selbstverständlich das WWW hingenommen, als dann aber in
Nullzeit die Nachricht aus Australien ankam, sah man die engstirnige
Realität. Erfahrene Internetsurfer und Vielmailer gewahrten erst
jetzt der Wirklichkeit. Entfernungen sind relativ und im Internet
nicht vorhanden.
Das Internet nimmt Gestalt an. Anonym
sei es, die Nutzer geschlechts- und konturlos.
Aber wer weiß, welche Daten
Service-Provider und Internetanbieter von dir speichern. Wer weiß,
welche Daten sie durch den Besuch einer Seite bekommen, wie weit sie
dich verfolgen können. Es soll böse Menschen geben, die deine
Festplatte durchsuchen, schlimmstenfalls den kompletten Inhalt
löschen.
Fakt ist, je öfter und länger du im
elektronischen Briefverkehr verweilst, desto mehr Werbung füllt dein
Briefkasten. Heiße Kameras, Penisverlängerungen, Leute, die du im
Chat verloren hast, oder Geschäftsführer, die dich dezent auf eine
hinterlassene Nachricht hinweisen: Es gibt scheinbar nichts, was es
nicht gibt, mit Ausnahme seriöser Angebote.
Auch in den diversen Foren geht es
sehr anheimlich zu. Du nimmst dir einen beliebigen Nicknamen (
„Spitze Sau“ oder „Schröders Gewissen“ ) und legst los. Du
provozierst, beleidigst, beschimpfst, lobst, schwindelst,
flirtest...und wenn es zu heiß wird, verschwindest du. Keiner weiß,
wer oder was du bist. Geliebte Anonymität.
Doch dann triffst du auf ein Forum, wo
du länger verweilst. Du meldest dich an, diskutierst ernsthaft,
streitest mit ehrlicher Absicht und verkennst: Es ist schon lange
nicht mehr anonym, denn was du Preis gibst, ist persönlicher als
deine reale Postadresse und dein Name. Es ist ein Teil deiner Selbst,
deiner Seele, deines Wesens.
Doch du verharrst weiter in dem
Unglauben, dich in einem anonymen Medium zu bewegen. Wie dumm du doch
bist.
Italienische Forscher haben andere
Erkenntnisse. Sie sehen einen Ansatz an Realitätsverlust im
wirklichen Leben. Vermehrt verlieren Kinder den Kontakt zur Realität
und erleben den Cyberspace als eigene Wirklichkeit.
Vielleicht wird ja das reale Leben
immer anonymer, wie man es seit geraumer Zeit in Großstädten
beobachten kann. Und die engsten zwischenmenschlichen Kontakte knüpft
man dann in der real gewordenen virtuellen Welt. Wirklichkeit ist
subjektiv.
Dann hätten viele SF-Autoren Recht
behalten. Doch wie immer wird es anders kommen.
Man hat den Fußball totgesagt. Man
hat die Ehe totgesagt. Man hat das Buch ( in Papierform ) totgesagt.
Doch all dies ist wieder im Trend, das ebook sogar vernachlässigbar.
Wie zu jeder Aktion gibt es eine
Reaktion. Und es bleibt der Mensch. Mit einem Bedürfnis an
Körperlichkeit. Und wen befriedigt schon wirklich der virtuelle Sex?
Oder können Nullen und Einsen
jemanden zärtlich streicheln und in den Arm nehmen?
Diese Kolumne ist Orginal in SONO :
virtuell erschienen.
Wenn
dich die Kolumne neugierig gemacht hat, dann kannst du dort mehr
Lesen:http://www.avalon-projekt.com/index.php?id=258
Inhalt:
"SONO" versteht sich als ein
kostenloses Crossover-Fanzine, das für die unterschiedlichen
Bereiche aus Phantasie, Horror, Science-Fiction und Fan-Fiction als
Knotenpunkt dient.
Das Thema der Ausgabe 2 ist "Virtuelle Welten".
Begleiten Sie uns dazu auf einer kleinen Reise quer durch die
virtuellen Welten und lassen sich zeigen, was anhand gedanklicher
Spielereien der Autoren möglich sein könnte. Begeben Sie sich mit
uns kurz in den Cyberpunk, seien Sie einmal ein Runner und verbinden
Sie sich emotional mit Ihrem Computer, um sich von ihm und der Hilfe
von H.W. Mommers oder Tad Williams zeigen zu lassen ...was wäre
wenn.
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