Philip K. Dick - Schachfigur im Zeitspiel
Schachfigur im Zeitspiel erschien 1983 im MoewigVerlag und wurde von dem Autor Martin Eisele übersetzt. Original erschien die Geschichte 1960 als Dr. Futurity und basiert auf der Kurzgeschichte Time Pawn von 1954. Die deutsche Ausgabe erschien somit 23 Jahre nach dem Erscheinen des englischen Originals und erst nach dem Tode des Autors.
Inhalt:
Es scheint ein ganz normaler Vormittag zu sein. Dr. Parsons verabschiedet sich von seiner Frau und fährt zur Arbeit in die Stadt. Aber seine Fahrt endet in einer anderen Welt, in einem Amerika der fernen Zukunft. Unbekannte Drahtzieher, die insgeheim eine Methode der Zeitreise entwickelt haben, sind an seinen Fähigkeiten interessiert. Denn in dieser Welt der Zukunft, in der das Leben des einzelnen Individuums nichts gilt, ist die Funktion eines Arztes zum Sterbehelfer verkommen. Mehr noch -- schon der Versuch, das Leben eines Menschen zu retten, gilt als Verbrechen an der Gesellschaft. Es dauert nicht lange, bis Dr. Parsons in Konflikt mit der bestehenden Gesellschaftsordnung gerät. Und die Opposition, die ihn in diese Welt geholt hat, scheint machtlos zu sein...
Jim Parson ist wirklich eine Schachfigur. Er wird gegen seinen Willen in die Zukunft versetzt und auch dort, mit all seinen Ausflügen in Zukunft und Vergangenheit ist es das Schicksal, das ihn vorantreibt und zu seinen Handlungen zwingt.
Dick geht in dem Roman mehreren Fragen nach. Gibt es einen freien Willen oder ist alles im Buch des Schicksals vorbestimmt? Parson reist quer durch die Zeit, nicht alle seine Handlungen scheinen freiwillig zu sein. Als er den Mord begeht, ist es eigentlich Notwehr und er ist die im Titel genannte Schachfigur. Aber er verkörpert auch den Arzt, die Rolle selbst zusammen mit seiner Persönlichkeit sorgen dafür, das er Dr. Futurity ist und die Zukunft in seinem Sinne verändert und nicht in dem, den die beiden sich streitenden Parteien sich vorstellen, noch ist es die "geheime Kraft", die dafür sorgt, das die Geschichte sich nicht ändert, denn sie ändert sich ja doch.
Letztendlich findet sich der freie Wille gerade in Parsons Person wider, aber auch ihr Gegenpart. Schließlich kann er den zweiten Mord nicht begehen und ist somit nicht in der Lage, das zu machen, was er eigentlich will, einzig sein Wirken, seine Persönlichkeit sorgt am Ende dafür, das andere den Weg beschreiten, der ihm nicht möglich ist.
Der zweite Aspekt ist die Andersartigkeit der verschiedenen Möglichkeiten. In dem versucht wird, die Vorherrschaft der Weißen Rassen durch einen Mord zu verhindern, dreht sich der Rassismus nur, wird aber nicht eleminiert. Im Gegenteil, alle Parteien haben Handlungen, deren Konsequenzen sie nicht übersehen können und die für ungeahnte Nebenwirkungen sorgen. So wie man es im Leben kennt. Des einen Leid ist des anderen Freud und nichts was man in einem sozialen Gefüge tut, hat nur einseitig positive Auswirkungen.
Der Roman hat seit diesem Jahr 60 Jahre auf dem Buckel und das war der Grund ihn zu lesen. Ich muss sagen, die Lektüre hat sich gelohnt. Eine wirklich durchdachte Zeitreisegeschichte, in der die Zeitreise selbst nicht willkürlich ist und die Ideen transportiert, die sich den beiden Fragen stellen, die oben genannt werden.
Eine sehr anregende Lektüre, einzig das Ende ist ein wenig fad und bleibt im Ungefähren.
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