Der Skoutz Award 2024 wird ausgesetzt. Dabei ist der Skoutz Award eine interessante Veranstaltung, die schon durch ihr Prozedere besonders ist, was merkwürdigerweise nie zu einem Aufschrie geführt hat, aber jetzt ist etwas eingetreten, das die Anhänger des Skoutz oder wie man das nennen will, auf die Palme gebracht hat.
Aber erst einmal erkläre ich euch ungefähr, wie der Skoutz funktioniert. Es gibt ordentlich viele Kategorien und in jeder kann jeder beliebige Mensch (und wahrscheinlich auch Maschine) Vorschläge für eine Longlist machen und die werden genau so übernommen, sortiert, doppelte ausgesiebt und was sonst noch so an Auffälligkeiten passieren kann.
Die Longlist 2024 findet sich hier.
Das Ergebnis sieht dann wie folgt aus:
- Longlist Crime mit 458 Titeln für Juror Sascha Braun
(Kriminell und blutig – Krimis und Thriller mit schlauen Ermittlern, perfiden Schurken und reichlich Spannung) - Longlist Erotik mit 208 Titeln für Jurorin Eyrisha Summers
(Für alle, die gern genau wissen, was die Figuren treiben … und es heiß und scharf mögen!) - Longlist Fantasy mit 418 Titeln für das Juroren-Duo Odine Raven und Celeste Ealain
(Fantastisches aus dieser und anderen Welten mit wundersamen Wesen und magischen Eigenschaften) - Longlist History mit 237 Titeln für Jurorin Valeska Réon
(Bücher sind die effektivste und nachhaltigste Form des Zeitreisens von der Steinzeit bis in die jüngere Geschichte) - Longlist Horror mit 154 Titeln für Jurorin Zoey Albrich
(Dunkel, düster, abgefahren, bööööööse … Die Liste für unerschrockene Leseratten) - Longlist Kinder- und Jugendbuch mit 283 Titeln für Jurorin Ulrike Mutschionigg
(Eine Spezialliste mit Lesevorschlägen von 0 bis 14 quer durch alle Genres und Themen zum Vorlesen, Miteinander oder Selbst lesen) - Longlist Romance mit 418 Titeln für Jurorin Emma Christ
(Eine laaaange Liste über das, was das Leben so richtig schön macht: Liebe in all ihren Facetten, zu allen Zeiten und an allen Orten) - Longlist Science Fiction mit 256 Titeln für Juror M.H. Steinmetz
(Auf in die Zukunft, die morgen beginnt und bis in ferne Zeiten führt, quer durch Raum und Zeit zu kühnen Gedankenexperimenten und fremden Zivilisationen)
Letztendlich ist das so was ähnliches wie die Horrorlisten beim Vincent Preis. Während wir dort versuchen, alle erschienen Werke des Jahres aufzulisten, nutzt der Skoutz einfach die Menge der Interessierten und nimmt so alles auf, was eingetragen wird. Diese Longlist ist im Prinzip keine Literaturpreisnominierung, sondern einfach ein Sammelsurium aus den eingereichten Vorschlägen. Also recht nichtssagend. Wer sich nicht selbst einträgt oder von jemand eingetragen wird fehlt, alle anderen stehen drauf.
Das macht bei SF 256 Titel, aus denen Juror M.H. Steinmetz dann die Midlist erstellt, in dem er nach eigenem Gutdünken Titel auswählt. In einer vergangenen Wahl hatte Torsten Küper 8 oder 9 Bücher ausgewählt, das scheint mir so die Größenordnung zu sein. Der jeweilige Juror erstellt also in Gutsherrenart eine Midlist, was scheinbar keine Kritik hervorruft.
Diese Midlist steht zur Wahl, hälftig aus allen Juroren und Lesern. Die Shortlist, ich glaube drei Titel, ist das Finale und in einer Leserabstimmung wird der Sieger ermittelt.
Ich glaube, die Erstellung der Midlist, das kann man durchaus kritisieren. Wie wählt jemand in dem vorgegeben Zeitraum aus 154-418 Titeln die 8-10 Titel aus? Würfeln? KI befragen?
Der letzte Punkt ist wahrscheinlich nicht lustig. Denn irgendjemand hat herausgefunden, auf der Longlist 2024 befinden sich Bilder und Texte, die mit einer KI generiert wurden. Die Longlist also, die einfach ein Sammelsurium ist. Und da jetzt ein Boykottaufruf erstellt wurde, weil auf dieser 154-418 Titel zählenden Liste irgendwas mit KI Einfluss ist (wie viel Text da mit der KI erstellt wurde, konnte ich leider nicht ermitteln), wurde die ganze Veranstaltung abgesagt.
Das hier ist übrigens der Blog Der Ernst Fall, hat nichts mit dem Postillion zu tun. Na, denkt euch bei der ganzen Sache euren Teil. Ich finde das ziemlich lächerlich.
Bilder sind sowieso oft generisch, da frage ich mich, warum es da jemand kritisch sieht, wenn ein Künstler eine KI als Hilfsmittel nimmt. Bei den Texten wüsste ich gerne, ob da wirklich KI generierte Texte dabei waren und wie groß der Anteil am Gesamttext ist. Wenn ich mir überlege, wieviel Literatur oder Ausschnitte von Literatur eine mehr oder minder dreiste Kopie eines anderen Werkes sind, wirkt so ein Aufschrei doch heuchlerisch.
Aber das beste ist ja, die KI generierten Sachen stehen ja nicht auf eine Midlist. Sondern auf dem Sammelsurium, wo jeder eintragen kann was er will. Da frage ich mich, ob das nicht ein Sturm im Wasserglas ist und ob die Empörungswelle da nicht ein wenig grundlos übergeschnappt...äh...übergeschwappt ist.
Welche Texte mit KI erstellt wurden, konnte mir bisher noch keiner mitteilen.
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