Membrum Virile Brevissimus

 

 Eine brandneue Episode aus dem Galactic Pot Healer. Gestrickt mit der heißesten aller Nadeln, wie es der Situation absolut erfordert. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind nicht ausgeschlossen, werden aber konsequent abgestritten.

Seine Landung auf der Galactic Pot Healer verlief unspektakulär. Seine feudale Suite, die ziemlich im Zentrum des bewohnten Bereichs des Satelliten lag, hatte ihn eine nicht unerhebliche Menge an Galacs gekostet. Für den Normalgalaktiker. Für ihn, den Membrum Virile Brevissimus, war es buchstäblich nichts. Sein Vermögen vermehrte sich zwischen zwei Atemzügen in mehr als dieser nicht unerheblichen Menge. Selbst wenn es ihn ein Teil seines Vermögen kosten würde, das Ziel, welches er in sein zentriertes Visier genommen hatte, war der größtmögliche Einsatz überhaupt wert. Kostete es das Leben, die Seele oder das ganze Weltall. Er würde dieses Gespenst namens Imperix in imperix vom Angesicht des sichtbaren Universums tilgen. Endlich, nach äonenlangem Suchen hatte er, nach unzähligen Fehlschlägen und falschen Fährten die richtige Spur gefunden und sie zeigte genau auf das Galactic Pot Healer.

Hier, im Zentrum des außengalaktischen Abschaums würde er seinen größten Feind stellen und ihm zeigen, was es hieß, sich dem großartigen Membrum Virile Brevissimus in den Weg zu stellen. Genausogut könnte man versuchen, den Sonnenwind zu stoppen. Lächerlich. Keine dreizehntausend Jahre und er stand davor, dieses überflüssige Neutron aus dem Atomkern zu schießen.

Seine Truppen waren in Stellung gebracht, die Schlachtanalyse entworfen und alle Eventualitäten berücksichtigt. Er war siegessicher und nichts konnte ihn stoppen. In nicht einmal dreißig galaktischen Einheiten war das Geschwür namens Imperix in imperi aus dem galaktischen Körper herausgeschnitten und kurz darauf aus der Erinnerung eliminiert. Doch vorher musste er seine Ankunft auf dem Galactic Pot Healer feiern.

 

Die Nacht wurde lang und völlig zerschlagen wachte Membrum Virile Brevissimus zwischen zwei galaktischen Schönheiten auf. Nachdem er die halbe Nacht in der Pot Healer Bar um die hübschesten Galaktikerinnen gebuhlt hatte, musste er irgendwann, abgefüllt mit Pot und Alkohol, die Segel streichen und hatte sich zwei käufliche Liebesdamen gegönnt. Diese hatten eine tolle Nacht. Kaum lagen sie entkleidet in der Horizonalen, da schlief Membrum den Schlaf der Gerechten. In seinem Alter kein besonderes Wunder, auch wenn er eine gewisse Scham nicht verleugnen konnte.

Nach dem Aufstehen hatte er sie reichlich entlohnt. Kurz prüfte er ihre Tauglichkeit, das Fleisch war fest und erhitzt, er musste einräumen, die Nacht etwas verpasst zu haben. Die Damen ertrugen seine Begrapschungen mit Engelsgeduld und schienen nicht abgeneigt für eine frühmorgendliche Runde, aber er war ein Arbeitstier und heute war der Tag der Abrechnung. So klemmte er sich den Membrum Virile Brevissimus und seufzte ergeben ob der Pflichterfüllung. Den Damen legte er noch ein paar Galacs drauf, sicherte sich damit ihre Bereitschaft in der kommenden Nacht verpasste Gelegenheiten erneut in Angriff zu nehmen, dann schwirrten die Prachtkörper von Dannen. Höchste Zeit dass er seine Audienz beim Goldenen Reiter wahrnahm.

Treffpunkt war die Galactic Pot Bar von gestern. Ein Privileg, normalerweise zeigte sich der Goldene Reiter nicht mit jedem in der Öffentlichkeit, aber der Membrum Virile Brevissimus hatte der Assistentin Paula ordentlich Schmiermittel zukommen lasssen. Als er, frisch gemacht und ein wenig munter gespritzt, auf ihn traf, war er ehrlich beeindruckt von der Präsenz des Besitzers des Galactic Pot Healers. Der Goldene Reiter soll den Satelliten in einem Kartenspiel gewonnen haben. Membrum selbst ordnete sich als sehr guten Pokerspieler ein und entschloss sich spontan, bei der nächsten Spielrunde sein Können in den Ring zu werfen. So ein Galactic Pot Healer würde ihm gut zu Gesicht stehen.

Der Goldene Reiter saß stoisch vor ihm, die goldene Sonnenbrille ließ nicht erahnen, was hinter ihren Gläsern vorging. Drei Minuten erduldete Membrum das Schweigen, eröffnete nach dieser Karenzzeit ungeduldig das Gespräch. “Ich bin auf der Suche, wie ich schon vorab mitteilen lassen habe. Auf der Suche nach einer ganz speziellen Person.”

Erwartungsvoll musterte Membrum sein Gegenüber, doch der Reiter saß dort mit seinem Stetson wie schockgefrorene Zeit, von der er genügend zu besitzen schien.

“Ich suche das Gespenst namens Imperix in imperix. Ich hörte, ihr könntet mir weiterhelfen.”

Der Zeitgefrorene besann sich auf die Gegenwart und bewegte leicht den Kopf. “Dies sollte kein Problem darstellen. Ich werde ihnen den Weg zum Imperix in imperix weisen. Doch kommen wir zum Geschäftlichen. Was springt für mich dabei heraus?”

Der Goldene Reiter beugte sich vor und drehte ihm das linke Ohr zu, erwartungsvoll.

Membrum Virile Brevissimus machte sein Angebot. Man feilschte in arabischer Ruhe, trank Tee und Wein, die Minuten verinnten wie Sand durch die Finger des auf heißen Pötten sitzenden Froschgesicht. Nach langem Palaver war man sich endlich handlungseinig. Ein Preis, den Membrus nicht verstand, aber den er gerne bereit war, zu begleichen. Der Goldene Reiter trat dicht an ihn heran und flüsterte ihm die gewünschte Information ins Ohr. Leise, kaum hörbar. Schließlich sollte die Transaktion unter vier Ohren bleiben. Aber der Membrum Virile Brevissimus verstand, denn jede Zelle seines Körpers lauschte mit Andacht.

 

Das Einsatzkommando war bereit und instuiert. Sechzig Mann schwärmten aus, drang tief in das Innere des Galactic Pot Healer, den Bereich, der unter Naivland bekannt war. Die sechzig Mann waren bis unter die Vorhaut bewaffnet und wild entschlossen, jeden, aber auch wirklich jeden, der ihnen in die Quere kam und den Erfolg von Membrum Virile Brevissimus in Frage zu stellen drohte, aus der Welt zu schaffen.

Aber keine Menschenseele begegnete ihnen. Nicht einmal eine künstliche Form von Intelligenz oder einer der allgegenwärtigen Mongs, die eigentlich in jeder Raumstation zu finden waren und mit ihrem ewigen Getrappel die Nerven derer töteten, die sich zur Ruhe begeben wollten.

Generalstabsmäßig durchkämmten die Froscharmee Raum für Raum, Ebene für Ebene, doch nirgends fand sich der Imperix in imperix. Sollte es sich doch um ein Gespenst handeln?

Es war Alice Gauluckhock, die den Durchblick behielt und in einer versteckten Ecke die Tür mit der Aufschrift Imperix in imperix fand. Die sechszig Mann positionierten sich um diese Tür, ihr Arsenal im Anschlag und bereit, aus dem Gespenst eine Supernova zu machen oder es durch das nächste Wurmloch aus dem hiesigen Universum zu jagen.

Da gebot der Membrum Virile Brevissimus einhalt. Er war nicht an die Spitze der galaktischen Wirtschaft gelangt, in dem er seinen Lakaien den Vortritt gewährte. Er wollte selbst das Vergnügen haben, die endlose Suche zu einem befriedigenden Ende zu bringen. Bis auf drei seiner besten Leute und Alice Gauluckhock jagte er alle anderen zurück, um ihm im rechten Abstand den Rücken zu sichern.

“Alice, jetzt ist der Moment gekommen. Ewigkeiten haben wir nach dem Imperix in imperix gesucht. Die Erlösung ist nah und das Ende für den größten Feind greifbar. Von Angesicht zu Angesicht werde ich ihn von der Weltbühne stürzen. Hier und jetzt wird der Staat im Staat seinen letzten Seufzer hervorbringen. Man reiche mir den Desintegrator!”

Mit Genuss nahm Membrum den mächtigen Strahler an sich, aktivierte die Energie und klinkte die Tür auf.



Erlebte eine Überraschung. Das Zimmer war leer. Vor ihm befand sich ein kleiner Raum, dessen Wände vollständig aus Spiegelglas bestanden. Und er sah den Kekius Maximus, den Staat im Staat. Er sah sich selbst. Und schoss!

Die Illustrationen wurden mittels Microsoft Bing Bildersteller geschaffen.


Kekius Maximus in der Presse.



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