Basement Tales Vol.10

 


Die 10. Ausgabe der Basement Tales bringt eine große Veränderung. Erschien die Reihe bisher im edlen Heftformat, ist Vol.10 ein Taschenbuch im typischen The Dandy Is Dead Format. Hier der Größenvergleich:


Auf der Release Party durfte ich den Band in Empfang nehmen und erste Eindrücke der Geschichten sammeln. Insgesamt zehn Texte, davon ein Gedicht, sind in dem Band vertreten und alles reiht sich in die Themen Horror, makabre Geschichten und düstere Science Fiction ein.

Zu den Stories:

Das Rezept von Christian Endres fängt ein wenig Klischee beladen an, bekommt aber schnell eine bitterböse Wendung. Der Titel deutet schon an, worum es in der Geschichte geht. Spielt in Texas, mehr wird hier nicht verraten. Es wird schön mit den Erwartungen gespielt, die nach und nach nicht erfüllt werden und die Geschichten in eine völlig andere Richtung bringen. Ein schöner Opener.

Leonie von Linden-Suden Das Haus mit Blick auf Meer ist eine mit sehr lyrischen Formulierungen aufwartende Story und ihre erste bellestrische Veröffentlichung überhaupt. Eine Frau flüchtet ans Meer und bezieht dort ein Haus. Aber die Leute dort sind anderes und das Meer ruft. Vom Grundsatz hat man das inhaltlich schon oft gelesen, z.B. in Zweierlei Blut in Zwielicht 19. Im vorliegenden Fall ist es geschickt umgesetzt und zieht einen doch sehr in den Bann. Gelungene Geschichte.

Christoph Endres bietet mit Bullen am Ilseplatz ist eine Parodie mit vielen popkulturellen Anspielungen und das auf eine sehr erheiternde Art und Weise. Wissenschaftler wollten eigentlich Basilikum fermentieren, entwickeln aber eine Zeitreise Maschine. Sie bringen für drei Tage Isaac Newton in die Gegenwart. Der hat eine Art Quarantäne vorher, lernt Jugendsprache und so wird sein Aufenthalt ein lustiger Quatsch. Eine sehr amüsante Story, die auch bei der Lesung viele Lacher hatte.

Angelique von Jean-Christophe Prüfer ist eine etwas schwer zu erfassende Geschichte. Es geht um eine Familie, ihr Schicksal, Rache, einen Autounfall und irreale Begebenheiten. Sehr stimmungsvoll, aber für meinen Geschmack zu lang und insgesamt ein wenig unrund empfunden.

Dirk Bernemann bietet mit Der Horror ist endlos ein Gedicht. Die sind sowieso nicht so meins und das vorliegende hat mich auch nicht angesprochen.

Charly Winters Hot Zombie Cosmonauts in your Area erzählt eine alternative Wahrheit des ersten Kosmonauten im All aus der Sicht der Gegenwart hundert Jahre später. Es ist April 2061. Etwas sperrig erzählt ist es inhaltlich erheiternd, verbindet SF und Horror und spielt mit den bekannten Verschwörungstheorien, treibt sie dabei allerdings auf die Spitze.

Mein Freund Rudi von Phil Gräber kannte ich in Teilen schon von der Lesung und wenn Germaine Paulus liest, geht einem echt das Herz auf. Mein Freund Rudi ist Horror und Sozialstudie und beides in Parodieform. Großartig dargebotenen in schnodderigem Erzählton.Extrem lustig, obwohl es thematisch sehr makaber ist. Aber gerade dieser Gegensatz zwischen Sprache und Inhalt, dieses Verharmlosen und die vielen Begebenheiten rund um Fernsehen, Games und Popkultur, sind eine amüsante Reise in den Ruhrpott. Das ist einfach stark, mein Favorit in der 10. Ausgabe der Basement Tales.

Lisa von Inge SaintLaurent ist eine Impression, mehr Szene als Geschichte. Für meinen Geschmack beginnt sie ein wenig schwerfällig und abgehackt, bekommt zum Ende aber nochmal ordentlich Drive.
Doch, insgesamt hat das was und gibt einem nach dem Lesen ein befriedigendes Gefühl

Meine Besitzerin, ihr Mann und ich von Andrej Sorin ist jetzt wirklich schräg. Lokaljournalisten besuchen ein sich streitendes Ehepaar und um was geht es? Um einen Sauerteig mit Namen. Ja, genau, Sauerteig, ihr habt richtig gelesen. Der ist genau 127 Jahre alt und hat die ganze deutsche Geschichte miterlebt. Denn er hat ein Bewusstsein und wird ziemlich rabiat. Klingt schräg? Ist schräg. Und echt gut. Coole Story.

Erik R. Andara erzählt in Der Schatten, der Magda war von der große Liebe, unheimliche Besucher von den Sternen und dem blauen Licht.

Fazit: Die Basement Tales sind zurück. Und das ist gut so. Wie immer bieten sie Absurdes, Skurriles und Absonderliches. So wie es sich für ein Magazin für Horror gehört, ohne sich an irgendwelche Genregrenzen oder Konventionen allzu streng zu halten. Die Basement Tales machen einfach ihr Ding und ich freue mich schon auf die nächste Ausgabe.

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