Soenke Scharnhorst (Interview)
Soenke Scharnhorst: Mein Name ist
Soenke Scharnhorst, ich bin 42, verheiratet, 2 Kinder und arbeite für ein
großes Softwareunternehmen. Ich schreibe seit der zweiten Klasse Geschichten,
aber nie besonders viel. Manchmal schreibe ich Jahre nichts. In so einer
Nicht-Schreiben-Phase habe ich Hörbücher für mich entdeckt. Anfang als CDs im
CD-Player und dann relativ schnell mit einer der ersten Generationen von iPods,
und so kam ich auch zu den Podcasts. Damals gab es noch nicht besonders viele
Podcasts. Ich war dann zwischen 2007 und 2013 in Singapur, und dort waren
Podcasts meine einzige Verbindung nach Deutschland. Die Idee, einen eigenen
Podcast zu machen, habe ich lange mit mir herumgetragen, aber ich wusste nie,
über was ich sprechen sollte. 2019 war ich wieder mitten in einer
Nicht-Schreiben-Phase und dachte, es wäre doch interessant, wenn sich ein paar
AutorInnen hinsetzen und sich gegenseitig helfen, ihre Geschichten umzuschreiben.
Daher kam dann die Idee, den Podcast ›Rewrite‹ aufzunehmen. Allerdings wollte
das damals niemand außer mir machen. Somit war die Idee gestorben, die Domain
hatte ich zu dem Zeitpunkt allerdings schon. Auf der Suche nach einer Idee, was
ich mit dem Podcast machen könnte, bin ich auf Podyssey.de gelandet bzw. nicht,
denn die Domain gab es nicht mehr, also habe ich sie gekauft. Podyssey wurde am 27.
Mai 2007 von Jens Hartmann ins Leben gerufen. Im Dezember 2008 übernahm der
Verein zur Förderung phantastischer Literatur in Österreich (Earth Rocks) den
Podcast und hat ihn bis zur Folge 33 am 27. November 2011 weitergeführt. Nach
November 2016 wurde die URL zu einer Werbe-Seite weitergeleitet und am 02. Juli
2019 gelöscht. Am 03. August 2019 haben wir die URL wieder angemeldet. Nach
langer Suche konnte ich Jens Hartmann kontaktieren und mit seiner Zustimmung am
22. Dezember 2019 die alten Folgen wieder veröffentlichen. Gleichzeitig fing
ich an, AutorInnen anzuschreiben und um Geschichten zu bitten. Ebenso begann ich, SprecherInnen anzuschreiben
und zu fragen, ob sie Lust hätten, Geschichten einzusprechen. Podyssey
veröffentlicht alle zwei Wochen eine neue Kurzgeschichte aus dem Bereich
Science-Fiction und Fantasy. Es gibt schon ein paar andere gute Kurzgeschichten,
Podcasts aber werden selten regelmäßig veröffentlicht bzw. sie werden
eingestellt und ich wollte nicht, dass das bei Podyssey auch passiert. Deshalb
haben wir weit in die Zukunft hinein produziert. Bis März 2023 sind schon Geschichten
fertig. Das ist toll für die ZuhörerInnen, aber ein Problem für die AutorInnen
und SprecherInnen, die ja auch gerne die Geschichten so bald wie möglich hören
und verlinken möchten. Deshalb gibt es jetzt alles immer sofort auf
SF-RADIO.ORG.
Unter https://podyssey.de/podyssey-podcast#Geschichten findet die Meute alle
Geschichten, die bereits auf Podyssey
veröffentlich sind, und sie werden auf die jeweiligen Geschichten auf Podyssey.de weitergeleitet. Für alle Geschichten, die noch nicht auf Podyssey
veröffentlich sind, führt der Link nach SF-RADIO.ORG. Es war eine Menge Arbeit, aber ich bin jetzt
froh, dass ich es gemacht habe, und ich hoffe, es gefällt allen.
Michael
Schmidt: Ihr veröffentlicht Kurzgeschichten, vorgelesen von diversen Sprechern.
Wie wählt ihr die Vorleser aus?
Soenke Scharnhorst: Wir haben mehrere Ausschreibungen in Foren gemacht und wir haben auch eine Ausschreibung auf der Homepage auf der sich SprecherInnen bewerben. Inzwischen haben wir sogar einige über Empfehlungen bekommen, was mich sehr glücklich macht. Die SprecherInnen wählen die Geschichten selbst aus. Ich wenigen Fällen bitten AutorInnen um eine bestimmte SprecherIn, und bisher haben wir das immer alles zusammen hinbekommen.
Michael
Schmidt: Bekommt ihr die Kurzgeschichten ungefragt eingesendet oder kontaktiert
ihr die Autoren und was müssen AutorInnen machen, die gerne von euch gelesen
werden?
Soenke Scharnhorst: Es gibt auf der
Homepage eine Dauerausschreibung, wir
suchen immer neue Geschichten und SprecherInnen. Ich freue mich über jede
Geschichte, die eingeschickt wird. Es ergibt sich aber auch sehr oft, dass wir
bei ReWrite mit AutorInnen sprechen oder dass man mit jemandem über Twitter
oder Instagram ins Gespräch kommt.
Michael
Schmidt: Habt ihr bevorzugte Genres oder sind alle phantastischen Geschichten
willkommen?
Soenke Scharnhorst: Es sind alle
phantastischen Geschichten willkommen. Science-Fiction, Fantasy, Horror, alles
was sich grob unter „phantastisch“ zusammenfassen lässt.
Michael
Schmidt: Neben den fiktionalen Texten habt ihr auch Besprechungen, z.B. zu den
Kurzgeschichten von PKD. Habt ihr da generell eine thematische Ausrichtung und
welchen eurer Podcasts würdest du einem SF Leser empfehlen?
Soenke Scharnhorst: ›Rewrite‹ und Podyssey.de sind von der Community getrieben, darüber bin ich auch unglaublich
glücklich. Wir haben schon so viele Themen besprochen, die ich überhaupt nicht
auf dem Schirm gehabt habe, hätten wir keine Sendung dazu gemacht. Es kommen
immer wieder Themenvorschläge. Die sammle ich und mache daraus einen groben
Plan mit Themenvorschlägen, der dann rumgeschickt wird. Den letzten könnt ihr
auch auf Instagram sehen. Jeder, der
mitmachen möchte, wird eingetragen, und dann wird ein Termin gesucht.
Themenvorschläge sind auch immer willkommen. Es kommt inzwischen sogar recht
häufig vor.
Michael
Schmidt: Du schreibst selbst. Welche deiner Geschichten würdest du dem Leser
ans Herz legen und wie würdest du deine Prosa charakterisieren?
Soenke Scharnhorst: Es stimmt. Ich
habe dieses Jahr tatsächlich mal wieder etwas geschrieben. Besonders am Herzen
liegt mir immer die Geschichte, an der ich gerade schreibe. Die ist dann
natürlich noch nicht veröffentlicht. Auf Podyssey gibt es ein paar meiner
älteren Geschichten zu hören. Bisher habe ich 11 Geschichten geschrieben und 12
Entwürfe, die ich noch schreiben möchte. Bei meiner Geschwindigkeit kann das
nur noch Jahre dauern. Meine großen Vorbilder beim Schreiben sind: Liu Cixin,
Stanisław Lem und Ted Chiang. Aber ich glaube nicht, dass ich auch nur
ansatzweise etwas so Gutes schreiben werde.
Michael
Schmidt: Wer sich einen Eindruck verschaffen will, Soenkes Geschichte neuste erscheint in Magic Future Money. Wie empfindest du die deutschsprachige SF Szene?
Soenke Scharnhorst: Ich sehe das ja
durch die Podcast-Brille, und da muss ich sagen, dass ich die Szene sehr
positiv sehe. Unsere SF Szene ist klein und fein, sehr freundlich und
weltoffen. Als Autor muss ich sagen, man sollte Romanserien schreiben und da am
besten Military SF oder Spaceopera.
Michael
Schmidt: Ein letztes Wort an die Meute dort draußen!
Soenke Scharnhorst: Ich würde mich
sehr freuen, wenn Ihr mal bei uns reinhört, in Podyssey und ReWrite. Wenn Ihr
AutorInnen seid und Geschichten habt, die Ihr gerne auf Podyssey hören wollt,
dann schickt sie uns. Wenn Ihr eine Geschichte vorlesen wollt, dann meldet Euch-
Und wenn Ihr mit uns im ReWrite-Podcast fachsimpeln wollt, dann meldet Euch
ebenfalls, gerne auch mit Themenvorschlägen. Auch über Formatvorschläge für SF-RADIO.ORG freuen wir uns sehr. Alle Infos
findet Ihr auf Podyssey.de oder Rewrite-Podcast.de sowie auf SF-RADIO.ORG.
Vielen Dank, dass ich da sein durfte.
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