Soenke Scharnhorst (Interview)


Michael Schmidt: Du bist der (oder einer der?)
Kopf hinter Podyssey, ReWrite bzw. SF-Radio. Für alle, die diese Seiten nicht kennen. Stell uns doch mal die beiden Projekte vor!

Soenke Scharnhorst: Mein Name ist Soenke Scharnhorst, ich bin 42, verheiratet, 2 Kinder und arbeite für ein großes Softwareunternehmen. Ich schreibe seit der zweiten Klasse Geschichten, aber nie besonders viel. Manchmal schreibe ich Jahre nichts. In so einer Nicht-Schreiben-Phase habe ich Hörbücher für mich entdeckt. Anfang als CDs im CD-Player und dann relativ schnell mit einer der ersten Generationen von iPods, und so kam ich auch zu den Podcasts. Damals gab es noch nicht besonders viele Podcasts. Ich war dann zwischen 2007 und 2013 in Singapur, und dort waren Podcasts meine einzige Verbindung nach Deutschland. Die Idee, einen eigenen Podcast zu machen, habe ich lange mit mir herumgetragen, aber ich wusste nie, über was ich sprechen sollte. 2019 war ich wieder mitten in einer Nicht-Schreiben-Phase und dachte, es wäre doch interessant, wenn sich ein paar AutorInnen hinsetzen und sich gegenseitig helfen, ihre Geschichten umzuschreiben. Daher kam dann die Idee, den Podcast ›Rewrite‹ aufzunehmen. Allerdings wollte das damals niemand außer mir machen. Somit war die Idee gestorben, die Domain hatte ich zu dem Zeitpunkt allerdings schon. Auf der Suche nach einer Idee, was ich mit dem Podcast machen könnte, bin ich auf Podyssey.de gelandet bzw. nicht, denn die Domain gab es nicht mehr, also habe ich sie gekauft. Podyssey wurde am 27. Mai 2007 von Jens Hartmann ins Leben gerufen. Im Dezember 2008 übernahm der Verein zur Förderung phantastischer Literatur in Österreich (Earth Rocks) den Podcast und hat ihn bis zur Folge 33 am 27. November 2011 weitergeführt. Nach November 2016 wurde die URL zu einer Werbe-Seite weitergeleitet und am 02. Juli 2019 gelöscht. Am 03. August 2019 haben wir die URL wieder angemeldet. Nach langer Suche konnte ich Jens Hartmann kontaktieren und mit seiner Zustimmung am 22. Dezember 2019 die alten Folgen wieder veröffentlichen. Gleichzeitig fing ich an, AutorInnen anzuschreiben und um Geschichten zu bitten.  Ebenso begann ich, SprecherInnen anzuschreiben und zu fragen, ob sie Lust hätten, Geschichten einzusprechen. Podyssey veröffentlicht alle zwei Wochen eine neue Kurzgeschichte aus dem Bereich Science-Fiction und Fantasy. Es gibt schon ein paar andere gute Kurzgeschichten, Podcasts aber werden selten regelmäßig veröffentlicht bzw. sie werden eingestellt und ich wollte nicht, dass das bei Podyssey auch passiert. Deshalb haben wir weit in die Zukunft hinein produziert. Bis März 2023 sind schon Geschichten fertig. Das ist toll für die ZuhörerInnen, aber ein Problem für die AutorInnen und SprecherInnen, die ja auch gerne die Geschichten so bald wie möglich hören und verlinken möchten. Deshalb gibt es jetzt alles immer sofort auf SF-RADIO.ORG.

Unter https://podyssey.de/podyssey-podcast#Geschichten findet die Meute alle Geschichten,  die bereits auf Podyssey veröffentlich sind, und sie werden auf die jeweiligen Geschichten auf Podyssey.de weitergeleitet. Für alle Geschichten, die noch nicht auf Podyssey veröffentlich sind, führt der Link nach SF-RADIO.ORG.  Es war eine Menge Arbeit, aber ich bin jetzt froh, dass ich es gemacht habe, und ich hoffe, es gefällt allen.



Michael Schmidt: Ihr veröffentlicht Kurzgeschichten, vorgelesen von diversen Sprechern. Wie wählt ihr die Vorleser aus?

Soenke Scharnhorst: Wir haben mehrere Ausschreibungen in Foren gemacht und wir haben auch eine Ausschreibung auf der Homepage auf der sich SprecherInnen bewerben. Inzwischen haben wir sogar einige über Empfehlungen bekommen, was mich sehr glücklich macht. Die SprecherInnen wählen die Geschichten selbst aus. Ich wenigen Fällen bitten AutorInnen um eine bestimmte SprecherIn, und bisher haben wir das immer alles zusammen hinbekommen.

Michael Schmidt: Bekommt ihr die Kurzgeschichten ungefragt eingesendet oder kontaktiert ihr die Autoren und was müssen AutorInnen machen, die gerne von euch gelesen werden?

Soenke Scharnhorst: Es gibt auf der Homepage  eine Dauerausschreibung, wir suchen immer neue Geschichten und SprecherInnen. Ich freue mich über jede Geschichte, die eingeschickt wird. Es ergibt sich aber auch sehr oft, dass wir bei ReWrite mit AutorInnen sprechen oder dass man mit jemandem über Twitter oder Instagram ins Gespräch kommt.



Michael Schmidt: Habt ihr bevorzugte Genres oder sind alle phantastischen Geschichten willkommen?

Soenke Scharnhorst: Es sind alle phantastischen Geschichten willkommen. Science-Fiction, Fantasy, Horror, alles was sich grob unter „phantastisch“ zusammenfassen lässt.

Michael Schmidt: Neben den fiktionalen Texten habt ihr auch Besprechungen, z.B. zu den Kurzgeschichten von PKD. Habt ihr da generell eine thematische Ausrichtung und welchen eurer Podcasts würdest du einem SF Leser empfehlen?

Soenke Scharnhorst: Rewrite‹  und Podyssey.de sind von der Community getrieben, darüber bin ich auch unglaublich glücklich. Wir haben schon so viele Themen besprochen, die ich überhaupt nicht auf dem Schirm gehabt habe, hätten wir keine Sendung dazu gemacht. Es kommen immer wieder Themenvorschläge. Die sammle ich und mache daraus einen groben Plan mit Themenvorschlägen, der dann rumgeschickt wird. Den letzten könnt ihr auch auf Instagram sehen.  Jeder, der mitmachen möchte, wird eingetragen, und dann wird ein Termin gesucht. Themenvorschläge sind auch immer willkommen. Es kommt inzwischen sogar recht häufig vor.



Michael Schmidt: Du schreibst selbst. Welche deiner Geschichten würdest du dem Leser ans Herz legen und wie würdest du deine Prosa charakterisieren?

Soenke Scharnhorst: Es stimmt. Ich habe dieses Jahr tatsächlich mal wieder etwas geschrieben. Besonders am Herzen liegt mir immer die Geschichte, an der ich gerade schreibe. Die ist dann natürlich noch nicht veröffentlicht. Auf Podyssey gibt es ein paar meiner älteren Geschichten zu hören. Bisher habe ich 11 Geschichten geschrieben und 12 Entwürfe, die ich noch schreiben möchte. Bei meiner Geschwindigkeit kann das nur noch Jahre dauern. Meine großen Vorbilder beim Schreiben sind: Liu Cixin, Stanisław Lem und Ted Chiang. Aber ich glaube nicht, dass ich auch nur ansatzweise etwas so Gutes schreiben werde. 



Michael Schmidt: Wer sich einen Eindruck verschaffen will, Soenkes Geschichte neuste erscheint in Magic Future Money. Wie empfindest du die deutschsprachige SF Szene?

Soenke Scharnhorst: Ich sehe das ja durch die Podcast-Brille, und da muss ich sagen, dass ich die Szene sehr positiv sehe. Unsere SF Szene ist klein und fein, sehr freundlich und weltoffen. Als Autor muss ich sagen, man sollte Romanserien schreiben und da am besten Military SF oder Spaceopera. 

Michael Schmidt: Ein letztes Wort an die Meute dort draußen!

Soenke Scharnhorst: Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr mal bei uns reinhört, in Podyssey und ReWrite. Wenn Ihr AutorInnen seid und Geschichten habt, die Ihr gerne auf Podyssey hören wollt, dann schickt sie uns. Wenn Ihr eine Geschichte vorlesen wollt, dann meldet Euch- Und wenn Ihr mit uns im ReWrite-Podcast fachsimpeln wollt, dann meldet Euch ebenfalls, gerne auch mit Themenvorschlägen. Auch über Formatvorschläge für SF-RADIO.ORG freuen wir uns sehr.  Alle Infos findet Ihr auf Podyssey.de oder Rewrite-Podcast.de sowie auf SF-RADIO.ORG. Vielen Dank, dass ich da sein durfte.

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