Horst Pukallus - „Neutrino-Klänge in Stunde X“


Story-Collection
160 Seiten, broschürt, 12,90 €
4,90 € als E-Book

Horst Pukallus’ neue Story-Collection enthält wieder besonders scharfe Einblicke in das Leben der Menschen und den Lauf der Welt. Sie sind dramatisch, erschreckend, manchmal grausam und versöhnen doch den Wahnsinn mit dem Komischen.
Lesen Sie die Story
in der kluge Weitsicht die Träume eines Admirals zum Platzen bringt
über die beharrliche Sammelleidenschaft einer Frau
von den Folterspezialisten, die sich an einem Alien abmühen und doch selbst am meisten leiden
mit dem vielleicht wichtigsten Durchbruch in der Geschichte der Raumfahrt
vom Mann, der dringend einen Mord begehen muss und sich dafür in einen Hexenkessel des Feminismus wagt
die sich in einer Parallelwelt vollzieht, wo Zeitreisen bisweilen sabotiert werden
über den Supercomputer, der zur Diva wird und um der Musik willen sein Raumschiff im Stich lässt

Neutrinoklänge in Stunde X ist die vierte Kurzgeschichtensammlung von Horst Pukallus. eine weitere fünfte ist mittlerweile erschienen:

Der Band hat weißes Papier und die Seitenränder sind leider knapp gesetzt, so daß man viel Text auf einer Seite hat und man zum Lesen das Buch recht weit aufklappen muss. Der Verlag selbst hat auf sich in einem phantastisch! Interview hingewiesen, wenn ich da nicht selbst drin vertreten gewesen wäre, wäre die Veröffentlichung spurlos an mir vorbeigegangen. Die Verlagsseite, auf der das Buch präsentiert wird, ist leider nur schwer aufrufbar. Wie man beim Verlag selbst bestellt, konnte ich leider nicht herausfinden, daher habe ich über Amazon bestellt. Schade!

Zu den Geschichten:

Das lange Jahr der kurzen Tage
Die einzige Geschichte, die vorab erschienen ist. 2021 in Nova 30. Eine bitterböse Abrechnung mit Religionen und ihren Organisationen jeglicher Couleur.

Amentia
Eine (mögliche) Innensicht einer Messi Frau. Als Buchhalterin der Ordnungsliebe zugetan, ist ihre Sammlung natürlich sortiert und aufgeräumt, was Hedis Freundin Ulla anders sieht. Ulla will Hedi retten, doch als diese sich weigert, kommt die Sammlung rostiger Küchenmesser zum Einsatz und Ulla begründet ein neues Einsatzgebiet. Eine sehr zynische Geschichte.

Totale Tortur
Die bösen Exoterrestrier gibt es hier nicht. Sondern die Agenten, die dem Fremden Absichten entlocken wollen, die er oder sie ihnen nicht geben kann. Der ETR wird mit Personal Jesus von Marilyn Manson in Endlosschleife gefoltert, geschlagen, ertränkt, mit einem Lötkolben gefoltert, doch er zeigt sich... gelangweilt. Er hat eine andere Physiologie und natürlich auch andere Vorstellungen, ja auch Möglichkeiten. Als die Agenten aufgeben, da nimmt der ETR sein Schicksal selbst in die Hand und macht sich ohne Probleme davon.
So kann man die Foltermethoden auch dem Lächerlichen preisgeben. Und genauso die beiden Agenten.

Konfliktzone Exota Alpha
Zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften, hier der Astrotransportspedition und der Crew des Raumschiff kommt es zu einem Konflikt, bei der die Crew am längeren Hebel sitzt und am Ende siegreich ist. Eine Geschichte, die die Rituale und Inszenierungen solcher Verhandlungen aufs Aberwitzigste zuspitzt, sich aber leider auch genauso ungeschmeidig lesen lässt.

Euripides´ Niederlage 
Eine hessische Großstadt, die in zwei Sektoren geteilt ist. Die eine ist die "penetrationsfreie Zone" und dort will Danko Tilbert Cordin hin, denn er hat einen Mord geplant. Mit seiner ehemaligen Gefährtin liegt er im Clinch und so wagt er sich in die Höhle des Löwen, um sie aus dem Weg zu schaffen.
Man muss natürlich ein wenig Vergnügen haben an AntiPenetrationsAktivist*innen, Petra als Kürzel für Penetrator und an vielen anderen kleinen und großen Angriffe auf die moderne Kultur, überzogen, extrem und überaus bissig. Da werden die meisten wohl nicht drüber lachen können. Gerade die Gedankenpolizei wird ein Problem damit haben.
Ich fand es großartig und Horst zeigt, ein Punk ist einfach gegen alles und so ist auch Danko keine helle Kerze auf dem Horstschen Christbaum und das ist am Ende auch sein Schicksal.
Unbedingte Leseempfehlung!

Heute wieder Schwanentag
Eine alternative Zeitlinie. Der romanische und germanische Teil der Welt haben früh Frieden gefunden und so entwickelte sich die Gesellschaft und Technik schneller als in der Realität. Die Sprache ist ein Kauderwelsch aus romanische und deutschen Wörtern und so ist auch die Geschichte geschrieben. Die Temponauten (Zeitreisenden) wollen Nietzsche aufhalten, der in Bayreuth die Frau von Ricardo Wagner umbringen will, was unvorhersehbare Folge für die temporale Stabilität hätte.
Die längste Geschichte des Bandes (59 Seiten) und man muss ein wenig durchhalten auf Grund der ungewöhnlichen Sprache. Man bekommt aber einen spannenden Zeitkrimi geboten, der hunderte Millionen in die Vergangenheit reicht.
  
Neutrinoklänge in X
Der Astromat des Raumschiffes ist den Klängen der Pulsare, Quasaren und Neutrinosternen erlegen und diese Melodie hat ihn dermaßen umprogrammiert, dass die Maschine glaubt, eine kreative Frau namens Leukothea zu sein, die sich mit den niederen Menschen nicht mehr abgibt und das Essen verschimmeln lässt sowie den Kurs ändert. Herrlich ist die Kommunikation zwischen Besatzung und Astromat Leukothea, kleine Details (einer der männlichen Besatzungsmitglieder von einem spießigen Planeten träumt, von der vierzig Zentimeter kleineren Westnik vergewaltigt zu werden und hat jetzt Angst vor ihr), der Verlauf des "Wahnsinns", bei der Leukothea kosmomusikalisch statt stellarmusikalisch werden will und am Ende natürlich auch die Verpflegungsfrage.
 
Das Beste kommt zum Schluss und so ist Neutrinoklänge in X der Höhepunkt einer Sammlung, die mir sehr viel Lesefreude bereitet hat. Abwechslungsreich, Grenzen überschreitend und immer mit einer lauten Stimme, zeigt der Autor Horst Pukallus, warum er zu dem besten gehört, was die deutschsprachige Science Fiction Kurzgeschichte zu bieten hat.

Schade, dass der Verlag ein Geheimnis aus der Sammlung macht. Die Verlagsseite ist ja fast nicht erreichbar und das Buch war zwischenzeitlich auf Amazon nicht verfügbar.
Egal, wer etwas außergewöhnliche, nicht in eine Norm passende SF Geschichten lesen will, sollte hier unbedingt zugreifen. 


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