Michael Böhnhardt (Interview)
Michael
Schmidt: Hallo Michael, ich fall direkt mal mit der Tür
ins Haus. Im dunklen Buch
des Anbeginns ist erschienen. Herzlichen Glückwunsch! Wie fühlt sich
das an?
Michael
Böhnhardt: Es ist ja nun doch schon eine
Weile her, dass das „Luftschiff des Doctor Nikola“ erschienen ist. Ich hatte also fast vergessen, wie es sich
anfühlt, wenn man das Paket mit den
Autorenexemplaren öffnet und sein fertiges Buch in den Händen hält.
Es gefällt mir wirklich ausgesprochen gut, was
der Wurdack-Verlag aus meinem Manuskript gemacht hat.
Michael
Schmidt: In dem Buch geht es um die Schöpfungsgeschichte.
Aber anders. Erzähle doch mal!
Michael Böhnhardt: Ich hatte damals Einiges über die etwas
abwegigen Theorien von Frank J. Tipler über die Physik der
Unsterblichkeit gelesen, laut der es das finale Ziel des Lebens ist, mit
Hilfe von Von-Neumann-Sonden das All zu erobern, um zum einen die Kontrolle über das Universum zu erlangen und zum anderen in einem
Gott-Simulationscomputer wiederaufzuerstehen. Damit begann meine Phantasie
loszurattern: Eine künstliche Intelligenz in einer Von-Neumann-Sonde, die auf
neuen Welten entweder neues Leben erschafft oder bestehendes beeinflusst,
muss von den Wesen dort fast zwangsläufig als eine Art Gottheit betrachtet werden. Ich begann mir
ein paar zukünftige Welten auszumalen und die religiösen Kulte, die um eine
solche Sonde mit ihren technischen Möglichkeiten
und dem Versprechen eines ewigen Lebens in ihrem Speicher entstehen könnten. Und dann fiel mir plötzlich
auf, dass ich gar nicht in der Zukunft danach suchen musste. Wenn man von der
Hypothese ausgeht, dass es sich bei dem Gott der biblischen Schöpfungsgeschichte um eine Von-Neumann-Sonde handelt, ergibt
die ganze Geschichte einen völlig
neuen (und überraschend plausiblen) Sinn.
Michael
Schmidt: Für wen ist das Buch geeignet bzw. was
macht das besondere von Im dunklen Buch
des Anbeginns aus?
Michael
Böhnhardt: Die Grundidee ist echte
Science Fiction, doch die Figuren, Luzifer, Lilitu (Lilith), Adam, Eva, etc.,
stammen aus einem mythologischem Umfeld. Das macht für mich den Reiz der Geschichte aus: Alte phantastische Sagen
werden in einem plausiblen technologischen Umfeld neu erfunden. Das habe ich
bei Zelazny oder Simmons selbst immer gern gelesen. So kann man bei mir
nachlesen, wie Eva aus Adams Rippe erschaffen wurde; mythologische Wesen wie
Seraphim und Cherubim werden als gentechnische Experimente erklärt, Jakobs Traum von der Himmelsleiter als Weltraumfahrstuhl
(nicht besonders originell, zugegeben), der Höllensturz
der aufständischen Engel als Absturz auf einem
unwirtlichen Planeten, das verheißene
Paradies als der Cyberspace, in dem man frei von allen Körperresten ewig leben kann ...
Michael
Schmidt: Handelt es sich um einen abgeschlossenen Roman oder wird es weitere
Geschichten geben?
Michael
Böhnhardt: Ich habe den Roman als
abgeschlossene Geschichte konzipiert. Allerdings befinde ich mit der Schöpfungsgeschichte naturgemäß
ganz am Anfang, Fortsetzungen sind also prinzipiell möglich.
Michael
Schmidt: Arbeitest du gerade an einer Geschichte? Sind 2020 schon Veröffentlichungen aus deiner Feder geplant?
Michael
Böhnhardt: Ich spiele gerade mit zwei,
drei Ideen herum und versuche mir darüber
klarzuwerden, welche das größte
Potenzial hat. Da ist noch nichts wirklich spruchreif.
Michael
Schmidt: Ein Wort an die Phantastikgemeinde zum Schluss!
Michael
Böhnhardt: Viel Spaß beim Lesen. Besonders, wenn ihr Im dunklen Buch
des Anbeginns blättert. Aber natürlich nicht nur dann.
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