Arthur Gordon Wolf (Interview)
Portrait von Uwe Schinkel
Arthur Gordon Wolf: Hallo Michael. Da du mich
als Autor ansprichst, nehmen wir Arthur. 😊
Michael Schmidt: Pseudonyme sind Scheiße hört man. Würden die Leute benutzen um sich zu verstecken!
Arthur Gordon Wolf: Ach herrje! Also ich habe
mein halbes »Pseudonym« schon seit Jahrzehnten und es steht sogar in meinem
Pass. Mit »Verstecken« hat das überhaupt nichts zu tun – dann hätte ich
bestimmt nicht meinen richtigen Familiennamen verwendet – sondern ganz im Gegenteil
– mit Herausstellen und Individualisieren. Die Geschichte habe ich schon
mehrmals erzählt. Ganz zu Anfang meiner Schreiberei hatte ich ein
einschneidendes Erlebnis bei meinem Hausarzt. Als ich mich dort an der
Rezeption anmeldete, wurde ich nach meinem Vornamen gefragt, da man dort
mehrere »Wölfe« in der Kartei hatte. Danach wurde ich nach meinem Geburtsjahr
gefragt, da es dort mehrere Patienten mit dem gleichen Vornamen gab. Dann wurde
ich nach dem Geburtsmonat gefragt, da in der Kartei offenbar ein weiterer
Andreas Wolf geb. 1962 existierte. Spätestens da wurde mir klar, dass ich
meinen Allerweltsnamen ändern musste. In Schmidt, Müller...oder eben in A.G.W.. 😊
Michael Schmidt: Horror ist…
Arthur Gordon Wolf:...im literarischen Bereich
eine Weltanschauung, eine Philosophie. Eine oft dramatisch überspitzte
Darstellung realer Zustände und Ereignisse, um diese dadurch ins Bewusstsein zu
rufen. Gleichsam kann es auch Katharsis und Entspannung vom Alltag sein. Ein
gutes Horror-Buch ist immer auch das Pendant zu einer Achterbahnfahrt auf der
Kirmes.
Michael Schmidt: Dystopien sind…
Arthur Gordon Wolf:...düstere Ausblicke in
eine meist nicht mehr all zu ferne Zukunft. Gesellschaftliche, wirtschaftliche
und/oder ökologische Entwicklungen der Gegenwart werden aufgenommen und
weiterentwickelt. Das Ergebnis ist in jedem Fall das Gegenteil von 'Friede,
Freude, Eierkuchen'.
Michael Schmidt: Blue Ize ist ein neues Buch.
Arthur Gordon Wolf: Jain. Eher ein neues
Büchlein. Klein aber fein. Nicht umsonst eröffnet es die Reihe »Appetizer«.
Hier werden längere Erzählungen oder kurze Novellen veröffentlicht, um mögliche
Leser »anzufixen«, die ansonsten mit dem entsprechenden Genre nichts am Hut
haben. Andererseits soll es Fans der jeweiligen Genres oder AutorInnen helfen,
die Wartezeit auf das nächste umfangreiche Werk zu verkürzen. - Davon abgesehen
ist »BLU IZE« eine neue Erzählung aus meiner UMC-Welt, in der auch Personen aus
einer früheren Novelle auftauchen.
Michael Schmidt: Warum der KOVD Verlag?
Arthur Gordon Wolf: Ich wurde eher zufällig
auf KOVD aufmerksam, als dort vergriffene oder neue Werke mir bekannter Autoren
wie Michael Dissieux oder Tobias Bachmann erschienen. Da meine UMC-Novelle »DieWeissen Männer« seit geraumer Zeit »heimatlos« geworden war, bot sich dieser
Verlag einfach an. Als dann auch noch der Vorschlag kam, meine Novelle als
Hardcover im aufwändigen Privatdruck neu zu veröffentlichen, konnte ich
natürlich nicht »Nein« sagen. Spätestens als ich den Probedruck in Händen
hielt, wusste ich, dass meine Entscheidung richtig gewesen war.
Michael Schmidt: Schriftsteller und
Rezensenten schließen sich…
Arthur Gordon Wolf:...zu einem unheiligen Pakt
zusammen?? 😀 Nein!!! Eher besteht ein symbiotisches Verhältnis zwischen
ihnen. Ohne Werk gibt es keinen Rezensenten, aber ohne Rezensionen wird (oft)
kein interessierter Leser auf das jeweilige Buch aufmerksam. Besonders in
meinem speziellen Genre der 'Horror-Fantasy-Crime-Dystopie' ist die Zielgruppe
interessierter Leser doch recht überschaubar. Da hilft es eben ungemein, wenn
auf diversen Portalen eine gewisse PR betrieben wird. Es mag selbst dann
hilfreich sein, wenn der oder die Kritiker(in) das Buch in der Luft zerreißt.
Michael Schmidt: Der Vincent Preis ist…
Arthur Gordon Wolf:...der wohl wichtigste
Preis für düstere Phantastik im deutschsprachigen Raum. Es ist zwar nur ein
kleiner Szene-Kreis, der die Preise vergibt, doch Dark Fantasy, Horror und
Phantastik sind eben auch kein Mainstream. Der Preis ist daher klein aber sehr,
sehr fein.
Michael Schmidt: Bier oder Wein?
Arthur Gordon Wolf: Beides! Es kommt ganz auf
die Gesellschaft und die entsprechenden Speisen an.
Michael Schmidt: Schwert oder Revolver?
Arthur Gordon Wolf: Schwierig. Wahrscheinlich
eher Revolver, da ich kein Fan von »Sword and Sorcery« bin. In meinem
UMC-Universum tangiere ich allerdings selbst dieses Genre.
Michael Schmidt: Wie würdest du dich als Autor
charakterisieren?
Arthur Gordon Wolf: (Selbst-) ironisch,
zeitweilig sarkastisch. Oft düster aber niemals defätistisch.
Michael Schmidt: Auf welche deiner Geschichten
bist du besonders stolz?
Arthur Gordon Wolf: Das dürfte aktuell wohl noch immer »Katzendämmerung« sein, vor allem Buch 3 »DIE ROTE GÖTTIN«.
Michael Schmidt: Und welche ist dein
Lieblingskind?
Arthur Gordon Wolf: Das ändert sich immer
wieder. Momentan ist das meine UMC-Welt mit ihren diversen Erzählungen,
Novellen und Romanen.
Michael Schmidt: Wie würdest du die
Horrorszene beschreiben?
Arthur Gordon Wolf: Die deutsche oder die
internationale? Die deutsche Szene ist breit gefächert und muss sich vor
internationaler Konkurrenz nicht verstecken. Natürlich gibt es auch hier die
unterschiedlichsten Vertreter, die von der klassischen Phantastik bis hin zum
Extreme Horror reichen. Chacun à son goût. Die Kolleginnen und Kollegen, die ich
im Netz und auch im RL kennengelernt habe, erwiesen sich jedenfalls als äußerst
sympathisch, aufgeschlossen und freundlich. Hier gibt es keinen Neid oder
Missgunst, sondern ein kollegiales Miteinander. Das schätze ich sehr an unserer
deutschsprachigen Szene.
Michael Schmidt: Ein Wort noch an die Meute
dort draußen!
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