Germaine Paulus - Und die Moral

 


Der zweite Krimi mit Hauptkommissar Gerd Wegmann, Nummer Vier ist für das Jahresende angekündigt und ich freue mich schon darauf.

Nummer Eins trägt den Titel Pfuhl und meine Eindrücke finden sich hier.

Die Autorin ist wie der zugehörige Verlag The Dandy Is Dead aus Saarbrücken und bietet alles andere als gewöhnliche Krimikost. 

Und die Moral ist ein dicker Schinken. Geschwätzig, weiblich, brutal, poetisch und natürlich ein Stück weit auch traurig, auf jeden Fall aber lesenswert und spannend.

Worum geht es?

Männer werden getötet. Soweit so gut. Ihnen wird die Männlichkeit genommen. Entphallust wenn man so will. Eine besondere Lust hatten sie vorher, denn ihre Sexpraktiken sind speziell. Sie mögen die richtig härtere Gangart und schnell stellt sich die Vermutung, dass das Liebesspiel außer Kontrolle geraten ist. Aber das ist es nur bedingt.

Beim ersten Toten finden die Polizisten einen Fuß und eine Feder in der Nähe des Toten, beim zweiten ist es nicht anders und im Laufe der Ermittlungen werden die Rätsel eher größer als das eine Lösung in greifbare Nähe rückt.

Für die Polizisten wird der Fall eine Grenzerfahrung. Die allgegenwärtige Gewalt infiziert sie selbst und führt zu Grenzüberschreitungen und das den eigenen Partnerinnen gegenüber. Zwischendrin verschwimmen die Grenzen zwischen den Bösen und den Guten und man sieht, das Böse liegt nur zum Teil in den Genen verborgen.

Und die Moral ist ein furioser Krimi. Die erste Hälfte ist ein wenig unspektakulär. Sie handelt von den Ermittlern und ihren vielfältigen Beziehungen. Gerade Wegmann ist das Gegenteil eines aufrechten Polizisten und immer am Rande der Legalität bzw. oft darüber hinaus. Aber auch bei Taubring tun sich unverhoffte Abgründe auf. Die Nervenschlacht rund um die Ermittlungen lassen kaum jemanden unschuldig und ein Polizist bezahlt seinen Übermut mit dem Leben. Auch die Staatsanwälte präsentieren ihre dunklen Seite. Insgesamt bietet der Roman Milieustudien auf höchstem Niveau.

Der Stil der Autorin Germaine Paulus ist poetisch-brutal, zeigt mädchenhafte und sarkastische Züge in einem.  Ihre Geschichten zu lesen bereitet einfach den besonderen Genuss und lässt Germaine Paulus aus der grauen Masse der Krimiautoren hervorscheinen wie eine leuchtende Nova.

Wer noch keinen Krimi von ihr gelesen hat, sollte schleunigst Abhilfe schaffen. Diese sind einfach einzigartig, nicht schematisch und so wirklich das Gegenteil von Business as Usual. Definitiv nichts für zarte Gemüter und Liebhabern von gewöhnlicher Hausmannskost, sondern die ganz besondere Leseerfahrung, die sich gewaschen hat. Und vergesst nicht das Licht brennen zu lassen.

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