Kalaschnikow

 


Ein Haufen Geschichten haben sich im Laufe der Zeit angesammelt. Geschichten  verschiedenster Genres, verschiedenster Art. Zeit genug, die Geschichten Stück für Stück zu präsentieren:

Vier Geschichten mit dem Vampir Adrian habe ich geschrieben. Die erste davon erschien unter dem Titel Adrian in der Erotik-Horror Anthologie Schattenversuchungen. Später habe ich die Geschichte als E-Book unter dem Titel Adrian - Rotschwarze Lust veröffentlicht und zwei weitere Stories darüber folgen lassen. Als viertes erschien dann 2013 die abgeschlossene Geschichte Kalaschnikow, alles zusammen gibt es als Taschenbuch. Hier die Leseprobe:

Kalaschnikow aus Adrian

 

Der Saal ist brechend voll, die Musik ohrenbetäubend. Grell flackert das Licht, Nebelschwaden verbergen die Tanzenden, die nur schemenhaft erkennbar sind.

Ich weiß nicht, welchen Musikgeschmack ich vor meinem Erwachen hatte. Von dieser Art war er garantiert nicht. Ein monotones Bum Bum, die Melodie ist wirklich nur mit einer guten Portion Fantasie zu erahnen.

Ich versuche, die Musik in den Hintergrund zu drängen, auch wenn mir dies auf Grund der Lautstärke kaum gelingen will. Resigniert gebe ich mich dem dumpfen Rhythmus hin und dränge mich durch die Menge, meine Sinne weit geöffnet. Pure Lebensfreude strahlt von der Tanzfläche zu mir herüber. Ich schiebe mich weiter an die Theke und ordere ein Pils.

Das kühle Bier kommt und ich nehme genüsslich den ersten Zug. Ich muss nicht trinken. Auch nicht essen. Aber ich genieße es, menschliche Verhaltensweisen anzunehmen.

Wie wäre es mit etwas Besonderem?

Ich bestelle einen Kalaschnikow. Die Bedienung, ein tunesischer Jüngling, sieht mich fragend an und ich leiste Abhilfe:

„Ein weißer Tequila, darauf eine Zitronenscheibe. Die Zitronenscheibe wird mit Kaffeepulver garniert, auf das Kaffeepulver kommt Zucker und das war es dann.“

„Und das soll schmecken?“

„Den Alkohol schmeckt man kaum. Aber der Drink ist nicht ohne. Wer den Kalaschnikow nicht kennt, fürchtet sich erst vor dem Geschmack, stellt dann prompt fest, er schmeckt mild und gleichzeitig interessant. Nach dem dritten Glas stellt er dann fest, dass er auf dem schnellsten Weg ins Blut und damit in den Kopf geht. Ich verspreche dir, die Damenwelt verliert nach schlappen drei Getränken ihre Hemmungen und belohnt deinen Einsatz auf alle erdenklichen Weise.“

Der Junge sieht mich verschwörerisch an und kann ein Grinsen nicht unterdrücken, als er sich mit Hingabe an die Zusammenstellung meines Getränkes macht. Es ist ihm am Gesicht abzulesen was er denkt, während er die Zitronenscheibe garniert. Wahrscheinlich spürt er gerade eine leichte Enge in seiner Hose.

Was soll´s! Ich gönne dem Jungen seine Fantasien, reiche ihm meine Karte, die er gewissenhaft abknipst, dann beginnt das Ritual.

Ich nehme die Zitronenscheibe in den Mund, beiße kräftig hinein und behalte den Saft im Mund. Als Nächstes stürze ich den Tequila hinterher. Die Mischung aus scharfen Schnaps, bitterem Kaffee, saurer Zitrone und süßem Zucker ist einzigartig und jedes Mal wünsche ich mir, in diesem Moment menschlich zu sein.

Die Fantasien des Jungen haben auch mich angeregt. Ich begebe mich auf die Pirsch.


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