Segmentfäule oder das Leben als Kurzgeschichtenautor

 


Gerade von einer längeren Auslandsreise zurück gekehrt suchte Felix Woitkowski Teilnehmer für sein Projekt „Kollaboratives und literarisches Schreiben im Internet“ und die Ergebnisse finden sich im gleichnamigen Buch von 2012. 

Eine interessante Studie über das gemeinsame Schreiben ohne jegliche Vorgabe. 12 Autorinnen und Autoren namen daran teil, nicht alle hielten lange durch. Startpunkt war August 2010 und die Autorengruppe im Geschichtenweber-Forum organisierte sich selbst, einzig die Phasen des Projektes und gewisse Eckpunkte waren vorgeben. Am Ende entstand eine Welt unter Wasser (Vesika) mit zahlreichen Details, dazu zehn Texte, mal mehr, mal weniger ausgereift und zu Ende erzählt und lektoriert. Keiner der Texte hat bisher das Licht der Welt erblickt und so hoffe ich, Segmentfäule wird einen Eindruck der Welt vermitteln, die mittels kollaborativem Schreiben entstanden ist.

Dabei hat Segmentfäule eine Reise durch Zeit und Raum hinter sich. Wie es als Schreiber üblich ist, muss man mit Ablehnung rechnen. So war der einen Herausgeberin die Geschichte zu horrorlastig, die anderen sagten nach anderthalb Jahren Wartezeit ohne Begründung ab. Bei einer Auschreibung passte das Thema "Unter Wasser" scheinbar nur bedingt. Segmentfäule spielt in einer Blase unter Wasser, aber Wasser selbst ist da nur ein indirektes Thema, nämlich als Bedrohung, also kann man die Ablehnung nachvollziehen. Ein anderes Magazin hatte schon zu viele ähnliche Geschichten, so die Begründung, was eher wie eine recht willkürliche Ausrede klingt.


Selbst hätte ich die Geschichte in Alles eine Frage des Stil unterbringen können, da hatte ich es aber schon woanders angeboten und die Absage war noch nicht eingetroffen und so entschied ich mich, die Geschichte nicht dort zu bringen.

Am Ende ist man ein wenig frustriert und fühlt sich im Kreis gedreht. Als ich dann eine weitere Publikationsmöglichkeit aufgetrieben hatte, wurde die Veröffentlichung erst verschoben und eine andere meiner Geschichten dort veröffentlicht, bevor ich sie selbst zurückziehen musste. Denn mit meiner neusten Galactic Pot Healer Bar Geschichte hatte ich bei einer Einsendung kein Glück. 

Das flüchtige Gut wurde zur nicht flüchtigen Absage, stattdessen passte Segmentfäule äußerst gut zur geplanten Sammlung "Strandgut". Ein typischer Fall von fehlgeschlagener Kommunikation zweier Parteien mit Happy End. 

Die passende Illustration zum Buch durfte ich schon bewundern. Falls jetzt wider erwarten noch etwas schief gegangen wäre, hätte ich den Bericht entsprechend ausweiten können, ähnlich wie es bei Scheinbars langer Reise war.

Aber diesmal ging alles glatt und "Segementfäule" hat es in das Buch Strandgut geschafft und das Buch ist sehr schön geworden: 


Kleine Anekdote am Rande: Die Herausgeberin ist Marianne Labisch und diese hatte ich 2010 im Geschichtenweberforum kennengelernt. Dort hatte ich mich auf Grund der oben genannten Ausschreibung von Felix Woitkowski zu „Kollaboratives und literarisches Schreiben im Internet“angemeldet
Marianne hatte aber nichts mit dem Projekt zu tun. Unser erste Kontakt damals endete eher missgestimmt und auch ein zweiter klang nicht soviel besser, aber später verlief unsere Bekanntschaft wesentlich harmonischer. Seit Zwielicht 8 macht Marianne das Lektorat bei unserem Magazin Zwielicht. Bei diversen Anthologien hatten wir als Herausgeber und Autor Berührungspunkte.

Zuletzt verfasste sie das Vorwort zu meiner Geschichtensammlung Galactic Pot Healer, in der sie selbst Gastauftritte hat und auch eine der Geschichten (Holy Potveröffentlichte sie als Herausgeberin, verschweigen möchte ich auch nicht, eine zweite (Der Tag als Mr. Curry Gott erblickte) wäre ohne ihre nachdrückliche Art und Weise niemals entstanden, wofür ich mich ausdrücklich nochmals bedanke.

So kann es manchmal gehen. 

Kommentare

  1. Ha, ha, Michael, so ist es mir auch schon gegangen. Machen Kurzgeschichte scheint zu wissen, wo sie veröffentlicht werden möchte. ;-)
    Liebe Grüße Marianne

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  2. Genau, wahrscheinlich war das am Ende die beste Lösung. Geschichten haben ihren eigenen Kopf und lassen sich nicht beliebig irgendwo veröffentlichen.

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