AndroSF 93: Awe, Fieberg, Pack (Hg.), GEGEN UNENDLICH 13

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Michael J. Awe, Andreas Fieberg & Joachim Pack (Hrsg.)
Phantastische Geschichten
AndroSF 93
p.machinery, Murnau, August 2018, 146 Seiten, Paperback
ISBN 978 3 95765 124 2 – EUR 9,90 (DE)


»Eine Menge origineller Ideen, großteils ansprechend bis fantastisch umgesetzt. So sollten Anthologien sein!«
(derStandard.at)


Beinahe schon überflüssig ist es festzustellen, dass die fantastische Literatur Orte erreicht, von denen manch einer gar nicht wusste, dass es sie überhaupt gibt! Immerhin: Diese Erfahrung soll diesmal erneut bestätigt werden, und zwar mit einer gesunden Mischung aus forscher Fantastik und gediegener Science-Fiction. Begleiten Sie die Autoren auf einen weiteren Ausflug »gegen unendlich« und lassen Sie sich über Grenzen entführen, hinter denen alles möglich scheint.

DIE STORYS

Michael J. Awe: Der Seltsamkeitsladen

Andreas Fieberg: Fünf-Minuten-Schicksal
Fernando Sorrentino: Schuld hat Dr. Moreau
Joachim Pack: Lift!
Uwe Durst: Frau Griese
Norbert Fiks: Kurze Unterbrechung
Amyas Northcote: Brickett Bottom
Ute Dietrich: Das Eis
Michael Hutter: Melchior Grün und das Sternentier
Ellen Norten: Der magische Schleier
Gert Prokop: Null minus unendlich
Armin Möhle: Verbrechen im 21. Jahrhundert. Die SF-Kriminalstorys von Gert Prokop

AUS DEM INHALT
Ein obskurer Laden, in dem nichts gekauft werden kann / Instant Karma auf Causa Prime / Ein nicht ganz menschlicher Schwiegervater in spe / Unterwegs per Anhalter auf Vingart / Eine Wohnung, die einer alten Dame zu Leibe rückt / Nebenwirkung eines Cyberanschlags / Verschwinden im Tal des Todes / Eisige Postapokalypse / Intergalaktische Brut / Raffinesse einer Bauchtänzerin / Überbevölkerung und ihre vermeintliche Lösung / Armin Möhle über die SF-Krimis von Gert Prokop

Das Titelbild schuf Michael Hutter.



Rezension:
Gegen unendlich wird umfangreicher. Ausgabe 13, die hoffentlich kein Unglück brachte, hat 146 Seiten, 11 Geschichten und ein Artikel.

Der Seltsamkeitsladen von Michael J. Awe ist ein stimmungsvoller Beginn  für das Buch. Der Seltsamkeitsladen hat was von einer Zensurbehörde, Eine grauselige Vorstellung, sich lieb gewonnene Eigenheiten auszutreiben. Sehr interessanter Gedanke.  

Andreas Fieberg erzählt in Fünf-Minuten-Schicksal über Zeitreisen und ihre Probleme, hier das Gedankenexperiment der unveränderlichen Zeitabläufe. Etwas unspektakulär, in seiner Konsequenz aber bitter.

Fernando Sorrentinos Schuld hat Dr. Moreau wirkt auf den ersten Blick bieder, geht es doch darum, den Eltern der Zukünftigen einen Antrittsbesuch zu absolvieren, 
Ja, wenn der Familienbesuch bei der zukünftigen eine bittere Erfahrung ist. Erst der Schwiegervater in spe. Dann auch noch die Geliebte und man sieht, die Außerirdischen leben direkt neben uns.
Eine schöne und intensive Geschichte des argentinischen Autors, inhaltlich aber ebenfalls wenig spektakulär. 

Joachim Packs Lift! ist wohl eine Allorgie auf die Amerikaner? Terraner trampeln berauscht auf der Kultur der Einheimischen und sind dabei die wahren Unterlegenen.
Hat mir nicht gefallen.

Uwe Durst erzählt in Frau Griese eine Geschichte mit Netz und doppelten Boden. Eine Frau lebt in einem Zimmer mit einer anderen Frau (imaginär ist wohl eine von beiden)  und das Zimmer wird immer kleiner, da sie aber ihren Ex hinter der Wand verscharrt hat, kann sie diese nicht abreißen und nachschauen, ob die Wände wirklich wandern.
Ich gebe zu, ich habe die Geschichte nicht ganz verstanden. Mögen andere erfolgreicher damit sein.

Norbert Fiks Beitrag trägt den Titel Kurze Unterbrechung. Eine Hanswurst lässt sich von einem schönen Mädchen bezircen und erklärt den allgegenwärtigen Robotern den Krieg, schaltet sie per Schadsoftware ab und wundert sich über die Nebenwirkungen. Am Ende ist sogar seine Frau ein Roboter.

Die Geschichte ist der negative Höhepunkt der Ausgabe. Sie wäre schon 1920 abgestaubt gewesen. 


Amyas Northcote Brickett Bottom ist wohl die erste Übersetzung des Autors ins deutsche. Eine sehr stimmungsvolle Geschichte, eine Zeitreise, ursprünglich erschienen 1921. Hat mir an sich gut gefallen, das Problem bei solchen Geschichten ist halt immer, man weiß schon ziemlich schnell, worum es geht und wie es ausgeht. Aber trotzdem schön diese Geistergeschichte ausgegraben zu haben. Vielleicht erscheint ja noch mehr aus der Sammlung von Northcote.
Drei Geschichten wurden bisher übersetzt. Eine ins Schwdische und die hier im Buch vorliegende ins italienische und deutsche wie man hier nachlesen kann.

Ute Dietrich: Das Eis
Eine Geschichte, bei der sich der Treibhauseffekt gegenteilig auswirkt und es eiskalt wird. Sehr stimmungsvolle Geschichte, ob so ein Golfstrom wirklich so spontan und schnell kippen kann? Aus wissenschaftlicher Sicht scheint mir das eher fragwürdig. Auch das Tempo der Abkühlung wirkt sehr optimistisch,.

Michael Hutter: Melchior Grün und das Sternentier
Böse Geschichte über schlechte Menschen und ihre "Lieblingstiere". Hat mir außerordentlich gefallen. Hutter hat auch das sehr stimmungsvolle Titelbild erstellt.

Ellen Norten: Der magische Schleier, eine 1001 Nacht Geschichte. Stimmungsvoll. Eine weitere Geschichte von ihr in dieser Welt erschien in Zwielicht 12.

Gert Prokop: Null minus unendlich
Eine etwas zähe Geschichte, die eher philsophiert als fabuliert. Aber sie hat eine recht interessante Idee, so richtig packen konnte sie mich aber nicht.

Armin Möhle: Verbrechen im 21. Jahrhundert. Die SF-Kriminalstorys von Gert Prokop
An sich ein interessanter Beitrag, aber wenn man die entsprechenden Geschichten nicht kennt, ist sowas eher was zum Überlesen.

Fazit: ein sehr gemischter Band, habe ihn trotzdem mit Interesse gelesen.


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