Last Exit alias Basement Tales Vol. 9


Die Basement Tales sind eine Erfolgsgeschichte. Die Hefte erscheinen als hochwertiges Produkt, edel aufgemacht und mit zweiseitigen Postern zu den Geschichten. Die Basement Tales sind so erfolgreich, das die erste Ausgabe nachgedruckt wurde und die zweite aktuell ausverkauft ist. Wer also sich eines zulegen will, sollte nicht zu lange überlegen. Ob Sperrgebiet nachgedruckt wird, entzieht sich meiner Kenntnis.

Last Exit alias Basement Tales Vol. 9 ist die wohlgenährte Lockdown Ausgabe und hat sich Speck angefressen. 98 Seiten inklusive Umschlag und zwischen den Bildern von Stefan  Hübsch findet sich neben Außergewöhnlichem auch leider eine Menge überflüssiger Kram.

Faye Hell berichtet in wenn möglich, bitte wenden von der Postapokalypse, wer schläft verliert bzw. genau genommen wer träumt. Also immer kurz schlafen, ansonsten geht es in die Ewigen Jagdgründe. Das ist stimmungsvoll erzählt, inhaltlich ein wenig bieder, aber ein Auftakt, der Lust macht. 

Last Exit von Axel Hildebrand zeigt den Vater an der Beatmungsmachine, die Tochter Leonie, die es auf jeden Fall richtig machen will und da selbst dran glauben muss. Sehr schön erzählt, man darf da nur nicht drüber nachdenken, denn diese Leonie ist ja ganz nett, aber ihre ganze Motivation erscheint doch immens hanebüchen. 

Carsten Steenbergen erzählt in Flamme gut - alles gut eine Steampunkfantasygeschichte, so ungenießbar wie ein Turnschuh und völlig deplatziert in der Ausgabe. Ist wie in den Sonderangeboten, wenn man was bekommt, was man eigentlich nicht braucht. 

Lee Hollis Variante von Last Exit ist in englisch und berichtet von einem Auswahlverfahren, ob nach dem Ableben oder wann auch immer, 7th Eye schüttelt unseren Protagonisten ordentlich durch und am Ende ist alles dumbass. Da kann man nicht meckern, das war stimmungsvoll und das Gehirn konnte auch ein wenig aktiv werden.

Der Besuch bei der alten Dame von Christian von Aster ist ein schwarzhumoriger Krimi. Enkeltrick, Handtaschendiebe oder Heiratsschwindler, die alte Generation legt selbst Hand an und ist organisiert wie ein Uhrwerk. Eine herrliche Geschichte.

Sedlmeir präsentiert uns in Fluchtweg Wurmloch ein Gedicht. Gar nicht übel.

Homo Femininus von Lina Thiede hat mir gut gefallen. Waren in dem Roman die Frauen die unterdrückten, sind es in Penis Parvus die Männer. Holzhammersatire, funktioniert als Kurzgeschichte nicht, dafür ist der Text zu eindimensional. Die gute Autorin scheint sich da auch auf ein Themengebiet festzulegen, da sollte man acht geben, sonst kommt man da nicht mehr von los. War nicht meins. Ich fand aber auch Report der Magd schon nicht so dolle.

Hans Gerhard Protokoll des Himmels handelt von Buntglasröhrchen, Protokollen, Wasser und Dampf und war so flüchtig, ich konnte den Stil echt nicht ertragen.

Warum hat Onkel Rolf Spülhände? ist eine Gute-Nacht-Geschichte der bösen Art und da sollten all die lieben Kleinen doch besser direkt das Licht ausmachen. Kurz und knackig, das gefällt.

Luci van Org nimmt in Bukkake alle Verschwörungstheoretiker samt Männerphantasien auf die Schippe. So stark, da fragt man sich fast, ob das die Leute so wirklich glauben? Eine starke Geschichte,

Der Reißverschluss von Germaine Paulus ist ebenfalls ein Stück bittere Literatur, aber sehr wohl mundend. Ein Durchschnittsversager wacht auf und hat einen Reißverschluss auf der Brust und es ist ja klar, sowas nimmt kein gutes Ende.

Schrödingers Bigfoot von Christian Endres ist die Erzählung eines Junkies, den man in eine Bigfoot Kostum steckt und dann jagt. Am Ende trifft der dann auf den richtigen Bigfoot. Klingt dünn? Ist es auch.

Das letzte Wort ist die zweite Geschichte von Germaine Paulus. Eine Hexenbeschwörung, der Dämon ist weiblich und mit den Frauen ist ja nicht gut Kirschen zu Essen, das weiß ja jeder. Insgesamt eine eher gewöhnliche Geschichte, aber Madame Paulus liest man einfach gerne.

Fazit: Dicker ist nicht besser. Insgesamt bietet der Last Exit alias Basement Tales Vol. 9 einfach alles. Herausragendes, Interessantes, Durchschnittliches, Überflüssiges und Unlesbares. Da wäre manchmal weniger mehr. Aber für die Highlights lohnt es sich schon.


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