Die Deutsche Nation

Der Begriff Deutsch in der Verbindung Deutsche Nation ist relativ neu und entstand im 19. Jahrhundert. Eine detaillierte Ausführung zum Thema findet sich im Wikipedia.

Was macht es aus, deutsch zu sein?

Ein Element ist die Sprache. Eine gleiche Sprache verbindet Menschen. Doch wer deutsch spricht ist nicht deutsch, das zeigen Österreicher, Schweizer, Liechtensteiner, Luxemburger, Westbelgier und die diversen Minderheiten rund um die Welt.

Deutsch kann also ein Element sein, muss es aber nicht.



Die Staatsbürgerschaft ist formell gesehen ein Element. Doch gerade die Integrationsdebatte hat ja gezeigt, dass der Mensch schon zwischen deutschen Staatsbürgern und eingebürgerten Staatsbürgern unterscheidet.



Ein Element ist die Ahnenreihe. Sind die Eltern deutsch, gilt man auch als deutsch, oder zumindest eher. Doch mittlerweile sind viele Migrationsdeutsche schon in der dritten Generation da, fühlen sich aber immer noch als Türken oder Italiener.

Scheinbar braucht es eine gewisse Zeit, bis man vollständig deutsch ist. Viele slawische Namen rühren noch aus dem 18. Jahrhundert. Aber keiner fühlt sich dadurch undeutsch. Somit ist ein Element die Zeit, die man braucht, völlig deutsch zu werden.



Die gemeinsame Geschichte und Kultur wird immer wieder herangezogen. Doch wo beginnt sie und wo endet sie. Kant war zu seiner Zeit deutsch, doch liegt sein Heimatort mittlerweile außerhalb des deutschen Territoriums.



Es gibt auch die ausgewanderten Deutschen. Ein Michael Schumacher startet zwar als deutscher Fahrer, lebt aber im Ausland und wird dort auch besteuert. Gleiches kennt man von Boris Becker, einer weiteren deutschen Ikone. Massenphänomene sind Auswanderer in die USA, die Schweiz oder nach Spanien.



Wie man sieht, ist der Begriff deutsch alles andere als eindeutig und ob sich jemand als deutsch empfindet, hängt weder vom Wohnort noch von der Sprache ab. So entschied sich Fußballer Özil für die deutsche Nationalmannschaft, viele deutsche Rentner entscheiden sich dagegen, ihren Lebensabend auf Mallorca oder in Thailand zu verbringen.

Deutschstämmige Amerikaner sind mal mehr, mal weniger ins deutsche Kulturgut verwurzelt.



Wie man unschwer erkennen kann, ist der Nationenbegriff im stetigen Wandel. Ich tue mir schwer, einen Österreicher als fremd zu bezeichnen, wenn der Dialekt auch ein wenig ungewohnt ist. Auch Holländer oder Italiener sind mir wenig fremd. Letztere sind uns Kinder der westlichen Besatzungszone in vielerlei Hinsicht näher als es die Brüder der neuen Bundesländer waren. Aber auch das hat sich relativiert und außer an der Mundart merkt man kaum noch, ob jemand aus Ost oder West kommt, wenn auch hartnäckig Unterschiede gepflegt werden. Das ist aber eher Folklore als ernstgemeinte Abneigung. Man denke nur an die streitbare Verbundenheit von Köln und Düsseldorf.

Die Globalisierung sorgt sowieso für eine Vermischung von Kulturen und Ländern und das schon seit langer Zeit.



Natürlich gibt es misslungene Integration, aber vielfach auch sehr gelungene.

Nur haben sich nicht allein die neu hinzugekommen Deutschen geändert indem sie sich integriert haben, sondern auch die Nation als solche hat sich gewandelt. Die bunte Republik Deutschland ist Realität und da wundert es nicht, dass die jeweilige Eltern/Großelterngeneration über die neue Generation schimpft. Veränderungen erträgt man schwer und es gibt da schöne und weniger schöne.



Auch wenn aktuell eine Tendenz zur Abschottung besteht, wird die globale Vermischung unaufhaltsam sein. Denn die ließe sich wohl nur durch globale Kriege aufhalten und die will niemand. Und in einer freien Welt wird es immer Wanderbewegungen geben. Der zu erwartende Klimawandel wird dies noch beschleunigen und für gewaltige Flüchtlingsströme sorgen. Faktisch besteht dieser Flüchtlingsstrom schon, man muss sich nur mal die Grenzen der Europäischen Union anschauen, da ballen sich die, die draußen bleiben müssen. Bekannt durchs Fernsehen sind da vor allem Flüchtlingslager in Nordafrika. Aber auch viele Moldawier versuchen über eine rumänische Staatsbürgerschaft in die EU zu kommen.



Bezeichnenderweise sind besonders die Amerikaner stolz auf ihre Nation. Doch was ist eigentlich amerikanisch?

Irgendwie auch europäisch und afrikanisch und asiatisch und lateinamerikanisch. Denn als Schmelztiegel der Welt entstand die amerikanische Nation ja aus ihren Wurzeln, denn sie selbst hatte ja gar keine Vergangenheit. Doch mittlerweile ist diese amerikanische Historie gewachsen und bringt helle und dunkle Seiten der Geschichte mit sich.



Wie man sieht, sollte man den Nationenbegriff nicht überbewerten. Schließlich ist man Rheinländer und Europäer und das obwohl man ja auch Deutscher ist. Deutsch ist somit eher ein Gefühl, ein Gemeinschaftsgefühl, das Menschen verbindet. Aber nichts, dessen man sich besonders rühmen muss. Denn letztendlich sind wir alle Menschen.

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