Ralf Steinberg (Interview)

Michael Schmidt: Hallo Ralf, stelle dich doch mal kurz vor!

Ralf Steinberg: Hallo Micha, du kennst mich ja schon ein paar Jährchen, im Prinzip meine gesamte Szene-Karriere lang. Zunächst als Dichter in der Leselupe unterwegs, lernte ich dort einen der ehemaligen Admins kennen – dich. In deiner unwiderstehlichen Art hast du mich dann in diverse Projekte verwickelt, etwa einen Artikel über die Figur Kane von Karl Edward Wagner für das pdf-Magazin Sono. So kam ich in Kontakt mit dem SF-Fandom, dem eZine Fantasyguide und begann auch Prosa zu schreiben. Einige der Texte hast du dann genialer Weise in deinen Anthologien veröffentlicht.

Tja, nun bin ich also ein Freizeitschreiber, der wie Kafka tagsüber im Büro leidet.

Michael Schmidt: Zwei Stories steuerst du zu „Am Ende des Regens“ bei. Welche ist dein Favorit?

Ralf Steinberg: Oh, schwer zu sagen. Vielleicht »Amtsfreuden«, da sie das jüngere Baby ist.

Michael Schmidt: Kluft habe ich auf der Leselupe entdeckt. Wie kam es zu der Geschichte?

Ralf Steinberg: Ich glaube es war eine deiner Anthologie-Ideen bei irgendeinem BuchmesseCon. Wie immer hatte ich schnell eine Idee aber nicht den eisernen Willen, daraus auch einen Text zu formen. Irgendwann gab es eine Schreibattacke und die erste Hälfte des Textes erschien mir bereits ausreichend zu sein. Du hast dann darauf bestanden, dass die Geschichte weitergehen müsse und so schrieb ich eher zähneknirschend den Rest und brachte sicherheitshalber die beiden Protagonisten um, damit du nicht noch mehr fordern konntest.

Michael Schmidt: Hat die Geschichte eine besondere Intention?

Ralf Steinberg: In »Kluft« geht es um verschiedene Gruppen in unserer Gesellschaft, die aneinander vorbeileben, deren Leben sich nur selten berühren. Zumindest was das Offensichtliche und für ihre Mitglieder spürbare anbelangt. Treten sie in Interaktion, kann schnell etwas passieren, dass alles zerstört. Man kann die fehlende Kommunikation dieser Gruppen vielleicht aufbrechen, wer weiß. Aber es besteht eine sehr große Gefahr in diesen Klüften.

Michael Schmidt: „Amtsfreuden“ ist ganz besonders. Wie kamst du zu der Idee?

Ralf Steinberg: Im Prinzip entstand der Text wie meine Gedichte zu werden beginnen. Ein Satz brennt in meinem Schädel und will aufgeschrieben werden. Dieser erste Satz bildete dann auch jahrelang das einzige in diesem Dokument. Ich habe einen Ordner mit Story- und Romananfängen, da kuscheln sich solche Ideen gemütlich in Faulheit und Trübsal ein.

Weiter ging es erst, als ich nach Texten suchte, die sich recht zügig zu einer SF-Geschichte ausbauen ließen und da kam der Geistesblitz mit den riesigen Ameisen, die uns Menschen eher als Gimmick sehen. So schrieb ich lustig drauf los und als ich darüber nachdachte, wie ich die Sache abschließen kann, lag die Lösung plötzlich auf der Hand. Zumindest mir erschien sie logisch.

Michael Schmidt: Du hast noch mehr Kurzgeschichten veröffentlicht. Erzähl mal! Und welche ist dein absoluter Favorit?

Ralf Steinberg: Die ersten Geschichten entstanden in der Leselupe und wurden auch in deren Anthos veröffentlicht. Es sind ganz kurze Texte über SF-Themen. Erstkontakt, Liebe zu einem Alien, Sexprobleme – das typische eben. Es gibt aber auch Versuche in Richtung klassischer Fantasy, etwa meine Beiträge zu Saramee. Aber einen Favoriten kann ich dir nicht benennen. Letztlich ist jeder Text durch die Art der Entstehung und seine Veränderungen jeweils etwas ganz besonderes für mich.

Michael Schmidt: Im Moment konzentriert sich dein Schaffen auf Saramee

Ralf Steinberg: Das stimmt. Ich betreue die Saramee-Wiki und habe in den letzten Monaten den Großteil der Romane und Geschichten redigiert und die jeweiligen Informationen in Wiki-Texte verarbeitet. Als Nebenprodukt entstanden eBook-Versionen der Bände, die wir nach und nach veröffentlichen, damit sich jeder der will, mit den Texten versorgen kann – die bei Atlantis erschienenen Bücher sind ja meist nicht mehr erhältlich. Darüber hinaus arbeiten wir an einer vierbändigen Romanreihe, deren zweiten Band ich beisteuere. Das Konzept steht, ich muss quasi nur schreiben.

Michael Schmidt: Was ist dein Metier? SF oder Fantasy?

Ralf Steinberg: Lyrik. Ich sehe mich in erster Linie als Dichter. Prosa läuft nebenher. Ich würde mich da auch eher in die allgemeine Phantastik einordnen, da Genre-Grenzen beim Schreiben nur stören.

Michael Schmidt: Der Fantasyguide ist ebenfalls eines deiner großen Projekte. Wo geht da die Reise hin?

Ralf Steinberg: Ach, wenn man Zeit genug hätte und nicht nebenher anderes tun müsste oder wollte, würde der Fantasyguide bereits ein neues Design haben. Aber da muss ich mich noch mehr in die dahinterliegende Technik einlesen. Grundsätzlich ist der Fantasyguide ein Produkt seiner Entstehungszeit und vielleicht etwas altmodisch geworden. Aber bestimmte Artikel und Rezensionen werden immer wieder aufgerufen, selbst nach Jahren noch, sodass allein das schon ein Grund ist, ihn weiterlaufen zu lassen, auch wenn sich die Mitarbeiterschar deutlich gelichtet hat. Aber wir verfügen bei bestimmten Themen und AutorInnen inzwischen über ein einmaliges Repertoire, dass eben durch die jahrelange Sammlung von Rezensionen und Artikeln entstand. Und eben weiterwachsen soll. Das zumindest versuchen Chris Weidler und ich zu garantieren.

Michael Schmidt: Dein Favorit in „Am Ende des Regens“?

Ralf Steinberg: Da lege ich mich nicht fest. Es gibt so viele ganz unterschiedliche Texte darin. Letztlich ist das ganze Projekt cool.

Michael Schmidt: Ein Wort an die Leute da draußen?

Ralf Steinberg: Macht euer Ding und bekämpft Elfenwerk, wenn ihr es seht. Hey und natürlich großen Dank an dich!

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