Zwischentief
Die Abstiegsgefahr ist gebannt. Das kann man beim HSV nach dem Dreierpack an Neuverpflichtungen und den zuletzt gezeigten Leistungen sicher sagen. 10. Platz, 10 Punkte, 9:11 Tore. Aber der Sprung nach oben ist nicht geglückt. Mit einem Sieg gegen Stuttgart wäre Platz 4 drin gewesen, doch stattdessen verlor man verdient 0:1 zu Hause.
Der VFB Stuttgart war stark, das muss man ganz offen sagen. Aber das alleine erklärt die Niederlage nicht. Auch die vermutete Lähmung auf Grund des Sprungs nach oben wohl eher nicht.
Meine Analyse sieht anders aus. DER HSV machte den Fehler, den er die letzten Jahre (wenn nicht Jahrzehnte) schon machte. Manchmal fehlt der Mut. Zwei Spieler waren angeschlagen, beide spielten. Badelj zeigte, warum Trainer Fink ungern auf ihn verzichtete, in Ansätzen. Immer anspielbereit, laufstark und präsent. Kurz vor der Pause holte er den Hammer raus und die Latte verhinderte den Ausgleich. Schade! Aber man sah auch Schwächen, die mit Sicherheit auch an der fehlenden Fitness lagen. Vielleicht hätte man Jiracek, der Linksaußen wenig brauchbares bot, in der Halbzeit nach Innen beordern und dem Kroaten eine Pause gönnen sollen.
Auch van der Vaart schwächelte, tauchte gar bis zur 70. Minute ab. Und dann kam bis auf einen Distanzschuss zu wenig. Vielleicht lag es am Mangel an Alternativen, aber der Holländer war nicht in Bestform und einer der schwächsten Spieler auf dem Platz.
Die Bank des HSV ist gleichzeitig auch ein Problem, scheint doch dort nicht ausreichend Alternativen bereitzustehen. Beister kam zur Pause rein, belebte das Spiel nachhaltig. Aber sonst? Berg kam als zweiter Stürmer, konnte sich aber überhaupt nicht in Szene setzen. Ansonsten sitzen dort mit Drobny, Tesche, Skelbred, Sala und Aogo niemand, dem Fink die Wende zugetraut hätte. Auch sitzt dort niemand junges Wildes, der Druck auf die Etablierten ausübt.
Im Spiel zeigte Westermann Kampfkraft und Stellungsfehler, Mancienne eine solide Leistung, Diekmeier insgesamt sehr stark, Jansen dagegen begann gut, machte den entscheidenden Stellungsfehler vor dem 0:1 und baute im Laufe des Spieles immer mehr ab. Da scheint mir ein Konditions- oder Kraftloch vorhanden.
Arslan, zuletzt hochgelobter Mittelfeldmann, war für meinen Geschmack zu verspielt, setzte Mancienne mit riskanten Anspielen unnötig unter Druck. Auch im Aufbau wirkte das eher hektisch denn durchdacht. Der einfache Ball wäre da wichtiger.
So versuchte der HSV sich auch eher in Kick And Rush. Ein Foulspiel an Rudnev im Strafraum wurde nicht geahndet, das wäre ein Elfmeter und wahrscheinlich die 1:0 Führung gewesen. Rudnev ist ein echter Brecher, sehr aktiv, doch ein Stürmer lebt von seinen Anspielen und so reichte es nur für ein Abseitstor nach Badelijs Kracher.
Am Ende blieb man ohne Punkte und man konnte eindeutig sehen, die Trauben hängen noch hoch. Der HSV muss weiter mit kleinen Schritten ein Spielsystem finden und sich weiter nach oben arbeiten, fleißig wie ein Eichhörnchen Punkte sammeln. Zur Rückrunde beginnt die Saison ein zweites Mal und was ich gestern gesehen habe (trotz der Schwächen) deutet auf eine starke Rückrunde.
Aber vor dem furiosen Finale hat Trainer Fink noch einen ganzen Packen an Arbeit vor sich.
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