Thorsten Küper (Interview)



Michael Schmidt: Hallo Thorsten. Stell dich doch mal kurz vor!

Thorsten Küper: Hallo Michael. Ja, wo fange ich an? Also mein Name ist Thorsten Küper, ich komme aus Herne, mitten im schönen Ruhrpott und ich liebe seit meiner frühen Jugend gute Bücher, vor allem aus dem Bereich der Fantastik, dem Thriller- und Science Fiction Genre. Meine ersten Storys konnte man in den Neunzigern in den Fanzines des Thunderbolt Club lesen. Seit dem Jahr 2000 habe ich  Kurzgeschichten und Erzählungen für Magazine wie c`t und Nova und verschiedene Kollektionen wie die „Visionen“ geschrieben. 


 
Michael Schmidt: Zuletzt sind mehrere Geschichten von dir erschienen. In Bullet die Geschichte „Der Mechaniker“. Worum geht es in der Geschichte und wie kam es zu der Idee?

Thorsten Küper: Das weiß ich selbst gar nicht mehr so genau, auf jeden Fall kreiste die gesamte Grundidee, um die in der Geschichte beschriebene höchst pikante Ausgangssituation und hat sich von da weiter entwickelt. Die Frage, wie gefährlich Oralsex mit einem Androiden sein kann, regt durchaus auch die boshaften Bereiche unserer Vorstellungskraft an. Grundsätzlich hatte Sven Klöpping die Initialzündung geliefert, als er vor mir verlangte, etwas „schmutziges“ zu schreiben.

Michael Schmidt: Die Geschichte hast du zuletzt in Second Life gelesen. Was darf man sich unter Second Life vorstellen und wie läuft so was ab?

Thorsten Küper: SecondLife ist eine virtuelle Welt, durch die man sich in der Gestalt eines Avatars bewegen kann. Es gibt allerdings kein Spielziel wie in den meisten anderen MMORPG.  Man kann es wie einen Chat mit dreidimensionaler Darstellung seiner Teilnehmer nutzen, aber auch eigene Rollenspielwelten kreieren oder so wie in unserem Fall dort Lesungen, Comedy-Shows oder Theaterstücke inszenieren.
Wir haben seit 2010 rund 95 Autoren aus den verschiedensten Genres zu Lesungen in SecondLife eingeladen. Sie lesen per Headset von zuhause aus und können auch live auf die Fragen des Publikums eingehen. Dabei waren auch viele bekannte Namen aus der deutschsprachigen Science Fiction Szene aber auch aus ganz anderen Bereichen.

Für mich besonders großartig: Ich habe beim Organisieren solcher Veranstaltungen meine Frau Kirsten kennen gelernt.  Wir haben am 11. Oktober geheiratet.

Michael Schmidt: Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle. Wie man sieht sind virtuelles und reales Leben nicht zu trennen.
In Tiefraumphasen ist eine Geschichte von dir erschienen. Der Hummer von den Toren handelt von was?


Thorsten Küper: André Skora, Fank Hebben und Armin Rössler wollten alienfreien Cyberpunk im Weltall und möglichst düstere und kranke Geschichten.
Mein „Held“ ist der Hummer.
Das geht zurück auf eine Situation, in der mich meine Frau Kirsten, die leidenschaftlich gern Spanisch spricht,  fragte, was „El Bogavante“ wohl heißen könnte. Im Gegensatz zu ihr wusste ch nicht, dass es „Hummer“ bedeutet, aber daraus ergab sich ein kleiner Gag, der auch mit unseren Eheringen zu tun hatte.  „El Bogavante“ wurde für uns zu einer Macho-Figur, über die wir immer wieder Witze gemacht haben-  
Ich fand es irgendwie nahe liegend, genau diesen Charakter in meiner Story zu verarbeiten.
Der Hummer ist ein recht unangenehmer Zeitgenosse, der chirurgisch modifiziert wurde, um in einer orbital Werft im äußeren Sonnensystem als Zwangsarbeiter eingesetzt zu werden. Stattdessen ist er zu einem Revolutionsführer geworden, der nun im Rahmen einer TV Live Show mit seinen Mitstreitern über Luxus-Emigrationsschiffe der herrschenden Klasse herfällt.

Michael Schmidt: Was hat das Jahr 2014 sonst noch an Veröffentlichungen aus deiner Feder zu bieten?

Thorsten Küper: Ich habe mich sehr über das Erscheinen meiner zweiten Steampunk Story „Valerius von Arbogast und sein fabelhafter Krakun“ in der Sammlung „Voll Dampf“ gefreut, die ebenfalls von André Skora bei Amrun herausgegeben wurde. Und wie gesagt, die Stories in „Bullet“ und den „Tiefraumphasen“.

Michael Schmidt: Du hast schon eine ziemlich lange Veröffentlichungsliste. Welche Geschichten sind deine Lieblingskinder?
 
Thorsten Küper: Ich mag sie alle sehr gern, aber manche lassen sich besonders gut lesen. „Der Mechaniker“ ist eine der Stories, die auch bei eigentlich-nicht Science Ficion Lesern gut ankommt. Sehr gern mag ich auch „Demeters Garten“ aus den Fieberglasträumen, die bei Lesungen ebenfalls hervorragend funktioniert – wenn man alle Figuren konsequent mit der passenden Stimme liest.

Michael Schmidt: Zeit für eine Storysammlung, oder? Wann beglückst du unsere Leser?

Thorsten Küper: Das habe ich – ungelogen – schon oft gehört, aber irgendwie fehlt mir noch der richtige Antrieb dazu.

Michael Schmidt: Viele deiner Geschichten sind für den KLP oder den DSFP nominiert worden. Welche? Und was war deine beste Platzierung?

Thorsten Küper: Da muss ich selber auf meine Veröffentlichungsseite schauen. Also 2004 „Hayun“, 2. Platz beim DSFP, 2005 „Spiegelbild des Teufels“, 2.Platz beim KLP, 3. Platz beim DSFP, 2006 „Warten auf Kogai“, 2. Platz beim DSFP, 2007 „Exopersona“, 2. Platz beim DSFP. Aber von Leuten wie Marcus Hammeschmitt, Michael Iwoleit und Rainer Erler lässt man sich gern den Ersten abjagen. Es waren auch noch einige 3. und 4. Plätze dabei. Sehr gefreut habe ich mich über „Grosvenors Räderwerk“, die mir einen gemeinsamen 3. Platz mit Marcus Hammerschmitt beim diesjährigen KLP eingebracht haben. Schöne Sache.

Michael Schmidt: Was hältst du von Literaturpreisen im Allgemeinen und den beiden SF Preisen im Speziellen?

Thorsten Küper: Eigentlich eine schöne Sache…(legt die Stirn in Falten, grübelt, berät sich mit einem Juristen) …aber...(holt Luft, erhebt sich zu einer Erklärung, der Jurist hebt die Braue)…
Nun…(setzt sich wieder und lächelt, der Jurist tupft sich die Stirn ab)…es ist doch so ein schönes Interview. Und die Pelle der beleidigten Leberwurst lässt sich schnell von Dritten überstreifen, ist eng und hinderlich beim atmen und man kriegt sie kaum wieder ab.   

 Michael Schmidt: Das Jahr ist bald rum. Welche Veröffentlichungen sind für nächstes Jahr geplant?

Thorsten Küper: Ich arbeite dran.

Michael Schmidt: Du schreibst überwiegend SF, aber auch Steampunk. Bist du als Autor festgelegt oder gibt es auch Veröffentlichungen abseits dieser Richtungen?

Thorsten Küper: Nein, ich bin da sehr offen. Es gibt auch Kurzkrimis. Ich habe sogar mal eine Story zu einer Eifel-Krimi-Sammlung von Jaques Berndorf beigetragen, Artikel geschrieben und es gibt auch eigene Comedy-Programme von mir.  Debugging You,  die in c`t erschienen ist, war beispielsweise definitiv keine Science Fiction Geschichte.

Michael Schmidt: Was hältst du von der deutschen SF Szene und welche Autoren liest du gerne?

Thorsten Küper: Viele gute Leute dabei, teilweise sehr schöne und aktive Community und wir sind begeistert, dass so viele aus der Szene bei unseren Lesungen in der virtuellen Welt auftreten. Macht Spaß mit ihnen zu arbeiten.
Wenn nur nicht immer wieder einige Spaßbremsen der Kurzgeschichte ihre Existenzberechtigung absprechen wollten. Sehe ich anders. Die Popularität von E-Books  hat der kurzen Form wieder zu einer neuen Bühne verholfen.
Ich lese gerade Alex Jahnkes „Neues aus Neuschwabenland“. Wirklich amüsant. Aber ich lese eigentlich mehr Thriller als Science Fiction. Ich war mental einfach schon zu lange im Weltall ;-).

Michael Schmidt: Ein Wort noch an die Leute dort draußen!

Thorsten Küper: Lest mehr Bücher, richtet Euren Blick auch mal auf die deutschsprachige Szene und Euch bricht kein Zacken aus der Krone, wenn ihr als Avatare mal eine virtuelle Lesung besucht.
Kommt zu den Events der Brennenden Buchstaben. Zum Beispiel zur großen Lesung aus den „Tiefraumphasen“ am Samstag, den 14. Dezember ab 21 Uhr in SecondLife.

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