Arne Beitmann (Interview)
Michael Schmidt:
Hallo Arne! Whisky oder Tee?
Arne Beitmann: Hallo Michael, vielen Dank für die Einladung
zum Interview! Gern einen schwarzen Tee, ohne Zucker.
Michael Schmidt:
Klassik oder Trash Metal?
Arne Beitmann: Ganz klar Metal und da querbeet. Von den
frühen Volbeat Stücken über Slipknot, System Of A Down bis hin zu Amon Amarth.
Michael Schmidt: Buch
oder Film?
Arne Beitmann: Da kann ich mich nur schwer entscheiden. Zwar
lese ich eigentlich immer nebenbei irgendein Buch, sobald sich kleinere Pausen
ergeben, aber genauso gern schaue ich auch Filme. Nicht zu vergessen TV-Serien,
Comics und Videospiele – alles klasse, solange es einen gut unterhält.
Michael Schmidt:
Atmosphärischer Grusel ist was für Weicheier!
Arne Beitmann: Nein, das würde ich so nicht unterschreiben! (lacht) Ich persönlich bin zwar durchaus
ein Freund von härterem Horror, in dem es auch mal blutiger zur Sache gehen
kann, solange es zur Geschichte passt und sich aus ihr heraus begründet. Aber
ich habe auch gar nichts dagegen, wenn der Grusel subtiler und atmosphärischer
daherkommt, ganz im Gegenteil. Als Beispiele fallen mir da die Bücher von John
Ajvide Lindqvist ein oder die japanische Filmreihe „Ju-on“, deren Geister ich
gruselig ohne Ende finde – ganz ohne jegliches Blut ;)
Michael Schmidt:
Okay, wir haben einen ersten Eindruck von dir. Stell dich trotzdem mal vor.
Arne Beitmann: Ich bin gebürtiger Ostwestfale, denen eine
gewisse Wortkargheit und Sturheit nachgesagt wird. Zumindest bezüglich der
Sturheit bezogen auf Dinge, die mir wirklich wichtig sind, kann ich dies
bestätigen. Nach einer glücklichen Kindheit ganz ohne irgendwelche Traumata,
die meine Faszination an fiktivem Horror erklären könnten, hat es mich fürs
Studium nach Berlin verschlagen, wo ich an der Hochschule der Künste „Visuelle
Kommunikation“ mit Schwerpunkt Illustration studierte. Danach folgte eine
Zusatzausbildung zum Webdesigner und einige Jahre Praxiserfahrung in einer
Agentur, bevor ich mich als Freiberufler selbstständig machte. Auch heute
arbeite ich nach wie vor freiberuflich als Illustrator und
Grafik-/Web-Designer, allerdings mittlerweile nicht mehr von Berlin aus,
sondern von der deutschen Ostseeküste, wo ich mit meiner kleinen Familie lebe.
Michael Schmidt: Was
sagt man zu einem Familientreffen?
Arne Beitmann: Für mich persönlich bedeutet Familie sehr
viel, insofern freue ich mich auf jedes anstehende Familientreffen. Bei Anna,
der Hauptfigur des Romans „Familientreffen“, ist das etwas anders, da ist nicht
jedes Familienmitglied von der Aussicht eines gemeinsamen Wochenendes hellauf
begeistert. Auch gibt es bei ihnen unterschwellige Konflikte und Spannungen,
die das Ganze nicht gerade einfacher gestalten. Und spätestens mit dem
Eintreffen von Steven und seinen Freunden, die quasi die entgegengesetzte Art
von Familie darstellen, ist es dann mit der Harmonie und dem Frieden endgültig
vorbei. So gesehen kann man den Titel der Geschichte auch als das
Zusammentreffen zweier Familien verstehen.
Michael Schmidt: Für
wen ist der Roman und für wen auf keinen Fall was?
Arne Beitmann: Der Roman ist für alle Horror-Fans, die sich
an einem härteren Home-Invasion-Thriller erfreuen können, also beispielsweise
an Filmen wie „The Strangers“, „Eden Lake“ oder auch „Kidnapped“. Da die
Geschichte an manchen Stellen doch recht explizite Gewaltbeschreibungen beinhaltet,
sollten zartbesaitete Leser, die mit fiktiver Gewalt ein Problem haben, einen
Bogen um das Buch machen und sich lieber einer anderen Lektüre widmen.
Michael Schmidt:
Familientreffen wurde für den Vincent Preis nominiert. Was denkst du darüber
und wie schätzt du deine Chancen ein?
Arne Beitmann: Ich habe mich über die Nominierung wahnsinnig
gefreut, das bedeutet mir sehr viel. Was meine Chancen für die Endrunde
betrifft, so kann ich dies ehrlich gesagt überhaupt nicht einschätzen. Ich
glaube, dass die anderen nominierten Bücher eine sehr starke Konkurrenz sind,
aber gut, ich lasse mich einfach überraschen. Für mich ist schon allein das
Erreichen der Endrunde ein riesiger Erfolg, mit dem ich angesichts der großen
Anzahl der Titel nicht wirklich gerechnet hätte.
Michael Schmidt: Für alle Neugierigen steht die E-Book Version von Familientreffen ab 24. 3 für 3 Tage kostenlos zum Download verfügbar.
PainPainting heißt dein Label unter dem du veröffentlichst, sowohl deine Prosa als
auch deine Zeichenkunst. Wie kam es zu dem Namen und der Idee, ein Label
einzuführen?
Arne Beitmann: Der Anlass für mein eigenes Label war, dass
ich bereits während des Studiums merkte, dass ich meine persönlichen Arbeiten
klar von Auftragsarbeiten für Kunden trennen will. Als Freiberufler arbeite ich
an ganz verschiedenen Projekten, von Kinderbüchern bis hin zu Werbung. Dies
macht mir zwar Spaß, hat aber thematisch meist nichts mit meinen persönlichen
Vorlieben in Bezug auf fiktiven Horror zu tun. Insofern will ich mit meinem
Label eine klare Trennung schaffen, damit alle persönlichen Horrorarbeiten,
seien es Bilder oder Prosa, klar vereint und somit auch für interessierte Leser
oder Betrachter einfacher zu finden sind. Der Name „Pain Painting“ bezieht sich
für mich darauf, dass es thematisch bei den meisten fiktiven Horrorwerken ja um
eine Abbildung von Schmerzen und Leid geht, um einen Bruch in der gewohnten
Realität, auch im übertragenen Sinne. Zudem mag ich den Namen lautmalerisch
sehr und rein visuell funktioniert es auch noch als gespiegeltes Logo von
meinem Namen, was ein sehr schöner Zufall ist.
Michael Schmidt:
Machst du Illustrationen vorwiegend für deine Werke oder auch als
Auftragsarbeiten und gibt es Bilder, auf die du besonders stolz bist?
Arne Beitmann: Da ich hauptberuflich als freiberuflicher
Illustrator und Grafik-/Screen-Designer arbeite, entstehen die meisten Werke
als reine Auftragsarbeiten. Ich versuche nach und nach die Gewichtung verstärkt
auf persönliche Arbeiten zu lenken, aber dies funktioniert nur schrittweise, da
es sich ja auch finanziell tragen muss. Naturgemäß liegen mir persönliche
Arbeiten etwas näher am Herzen als Auftragsarbeiten, aber ich könnte nur schwer
ein Bild hervorheben, auf das ich ganz besonders stolz bin. Bei der Betrachtung
meiner Bilder achte ich eher auf handwerkliche Aspekte, also was beispielsweise
visuell funktioniert oder was man eventuell noch hätte verbessern können. So
gesehen gibt es manche Werke, die für mich von besonderer Bedeutung sind, weil
ich bei ihnen irgendetwas Wichtiges gelernt habe, manchmal auch aus Fehlern
heraus.
Michael Schmidt:
Familientreffen ist nicht dein erster Roman. Gib uns doch mal einen Überblick
über deine Veröffentlichungen.
Arne Beitmann: Mein erster Roman heißt „Menschen Ende –
Geburt“ und erschien im Jahr 2012. Er handelt von zwei wiedererwachten uralten
Göttern mitten im heutigen Berlin, die sich in zwei Menschen manifestieren.
Dazu gibt es Vampire, Werwölfe, Serienkiller und Killer-Cyborgs, was zusammen
eine etwas abgedrehte Mischung aus Horror und Urban Fantasy ergibt. Letztlich
geht es dabei im Hintergrund um den Konflikt zwischen Nostalgie und alter
Lebensweise auf der einen Seite, repräsentiert durch einen der Götter und die
klassischen Monster wie Vampire und Werwölfe, und dem stetigen Fortschritt
durch Technik auf der anderen Seite, vertreten durch den verfeindeten
Brudergott und die Cyborgs. Die Geschichte bildet den Auftakt einer Trilogie
und wird später mit „Menschen Ende – Leben“ fortgesetzt, bevor es irgendwann in
„Menschen Ende – Tod“ seinen Abschluss findet. „Familientreffen“ ist mein zweiter
Roman, bei dem es mir darum ging, eine etwas härtere und realistischere
Horror-Geschichte zu erzählen, ganz ohne übernatürliche Wesen und Monster.
Michael Schmidt:
Woran arbeitest du im Moment?
Arne Beitmann: Mein Hauptfokus liegt auf meinem dritten
Roman, einer Horrorgeschichte, die von einer Gruppe Studenten handelt, die in
Berlin zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Diesmal wird es im Gegensatz zu
„Familientreffen“ auch wieder etwas übersinnlicher, d.h. es tauchen nicht nur
menschliche Monster auf. Die erste Roh-Fassung ist bereits fertig, jetzt folgen
das Kürzen und Verbessern, Lektorat, Illustrationen, etc. Zudem schreibe ich
gerade als Zwischenintermezzo meine erste Kurzgeschichte und plane eine
illustrierte Neuauflage von „Menschen Ende – Geburt“ mit verändertem Cover.
Michael Schmidt: Für alle die sich einen Eindruck verschaffen wollen, die Bilder die dieses Interview schmücken sind allesamt von dir.
Hast
du Vorbilder bzw. welche Künstler haben dich beeinflusst?
Arne Beitmann: Uih, es gibt eine Menge Künstler, deren
Arbeiten ich sehr beeindruckend finde und die mich bestimmt auf die ein oder
andere Art beeinflusst haben. Als Jugendlicher haben mich sehr die Bücher von Clive
Barker und natürlich auch von Stephen King fasziniert. Heute würde ich da eher
Autoren wie Jack Ketchum, Ryan David Jahn, Daniel Woodrell oder auch Robert
Jackson Bennett nennen. Im visuellen Bereich stehen für mich mit Sicherheit
Künstler wie Jon Foster, Ashley Wood, Rick Berry, Phil Hale, Ted McKeever oder
aber auch Horst Janssen ganz weit oben. Aber ich könnte die Listen noch sehr
viel länger fortsetzen. Als eine Art Vorbild würde mir am ehesten ein Künstler
wie Brom einfallen, der sowohl als Illustrator als auch als Autor sehr
erfolgreich im Horror-/Fantasy-Genre arbeitet.
Michael Schmidt: Wie
nimmst du die deutschsprachige Horrorszene wahr und gibt es Kollegen, die du
einem potenziellen Leser empfehlen würdest?
Arne Beitmann: Ich muss gestehen, dass ich gerade erst damit
begonnen habe, etwas weiter über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und die
deutschsprachige Horrorszene für mich zu entdecken. Insofern sind in diesem Bereich
die meisten Autoren und Bücher noch Neuland für mich, sieht man jetzt mal von
bekannteren Platzhirschen wie Wolfgang Hohlbein oder Markus Heitz ab. So lese
ich derzeit „Die blaue Auferstehung“ vom deutschen Autor Frank Martin, ein
Zombie-Roman im Mittelalter, und bin bislang recht angetan vom Buch. Ganz weit
oben auf meinem Lesestapel liegt auch „The Wild Hunt“ von M.H. Steinmetz, einer
der Horror-Titel aus dem letzten Jahr, von dem ich übrigens ausgegangen war,
dass er es ganz klar in die Nominierungs-Endrunde des Vincent Preises schafft.
Auch hatte ich bislang keine Ahnung von der großen Anzahl deutschsprachiger
Kurzgeschichten im Horror-Bereich. So habe ich mir fest vorgenommen nach und
nach die bisherigen Zwielicht-Ausgaben zu lesen, um hier einen genaueren
Einblick zu gewinnen. Ich bin mir sehr sicher, dabei noch auf viele, mir
bislang unbekannte aber sehr gute Autoren/innen zu stoßen.
Michael Schmidt: Noch
ein Wort an die Meute dort draußen!
Arne Beitmann: Dann möchte ich die Gelegenheit nutzen, um zuerst
einmal allen Lesern da draußen zu danken, die sich für meine Bücher
interessieren, mir Feedback geben und mich in meiner Arbeit bestärken. Darüber
freue ich mich wirklich sehr und bin zugleich sehr dankbar für diese
Unterstützung. Und wenn ich noch ein persönliches Wort-zum-Sonntag an die Meute
hinterherschieben darf, seid immer lieb zu Euren Liebsten, schließlich heißen
sie nicht umsonst so. Unsere Lebenszeit ist einfach zu kostbar, als sie mit
irgendwelchen Streitereien, Hass oder sonstiger negativer Grütze zu
verschwenden. In diesem Sinne, weiter so!
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