Adrian - Deutsches Eck, Todeseck

 Ein Haufen Geschichten haben sich im Laufe der Zeit angesammelt. Kurzgeschichten verschiedenster Genres, verschiedenster Art. Zeit genug, die Geschichten Stück für Stück zu präsentieren:


Adrian - Deutsches Eck. Todeseck (aus 
Adrian)

 Ein Vampir in Koblenz, eine Auseinandersetzung und das Finale am Deutschen Eck, was will das Horrorherz mehr.

Morgengrauen.

Ich brauche lange um das mysteriöse Geschehen abzuschütteln. Die Strecke hilft mir. Nach dem es anfangs überwiegend abwärts ging, bringt die zehnprozentige Steigung fast mein Herz zum Rasen. Ich muss bei dem Gedanken schmunzeln, setze stoisch einen Fuß vor den anderen und kämpfe mich den Hang hinauf.

Der Ruf ist in mir. Ich bin noch auf dem richtigen Weg, das spüre ich genau. Nicht weit weg höre ich die Autos vorbeirauschen, ein monotones und rhythmisches Geräusch, das mich fast in Trance versetzt.

In der nächsten Ortschaft werde ich halten und mir eine Mitfahrgelegenheit suchen. Ich muss eine größere Stadt erreichen und Rob kontaktieren. Rob wird mir helfen können.

Das hoffe ich zumindest.

Die Zeit drängt. Ich weiß nicht, wie dicht mir Patricia und ihre Schergen auf den Versen sind, aber es wird Zeit, dem Problem nicht nur zu entfliehen, sondern entschlossen entgegenzutreten.

Endlich habe ich die größte Steigung hinter mich gebracht. Das Gelände wird flacher und in der Ferne sehe ich die ersten Häuser. Es dauert nicht lange und ich passiere das Ortsschild: Neuhäusel.

Der Ort ist wie ausgestorben und ich durchstreife ihn mit wachsender Unruhe. Doch das Glück bleibt mir hold. Auf dem dritten Parkplatz ist eine schwarzhaarige Schönheit gerade im Begriff in ihren Opel Corsa einzusteigen.

„Hallo junge Dame! Einen Moment, bitte! Sie fahren nicht zufällig in die nächst größere Stadt?“

Ihre dunklen Augen erinnern an einen tiefen See. Ein See, in dem ein wildes Tier lauert. Fast lache ich auf, als mir bewusst wird, in welche Richtung sich meine Gedanken bewegen. Doch es ist nicht die richtige Zeit für ein Techtelmechtel.

Vielleicht später.

Erst musste ich das Problem Patricia lösen, danach würde immer noch Zeit für das Vergnügen bleiben.

„Ja, ich bin auf dem Weg nach Koblenz. Wenn Ihnen das groß genug ist, kann ich Sie gerne mitnehmen.“

Ihr Augenaufschlag bringt meinen Entschluss ins Wanken. Sie hat Feuer, das steht fest.

„Ich heiße Adrian und bin auf der Reise gen Süden. Und da möchte ich mir das Deutsche Eck nur ungern entgehen lassen. Der Kaiser soll sehr imposant wirken. Lohnt sich ihrer Meinung nach ein Besuch?“

Sie lacht. Ihre dunkle Stimme macht mich an. Keine Kompromisse. Heute Nacht ist sie fällig.

„Fragen Sie mich nicht. Ich bin ebenfalls auf der Durchreise. Ich komme aus dem Südwesten. Allerdings aus dem Südwesten Europas. Seit Lissabon ist viel passiert. Die Reise hatte es in sich und mein Kopf dröhnt immer noch. Ich bin gestern in Koblenz gelandet, habe aber leider noch nicht allzu viel von der Stadt wahrgenommen. Ich heiße übrigens Marianne. Mary ist auch in Ordnung. Und wenn es nichts ausmacht, können wir gerne auf das steife Sie verzichten. “

Ich stimme zu, steige ein und wir brausen los. Sie erzählt ein wenig von ihren bisherigen Reisestationen und ich genieße es einfach, ihr zuzuhören. Ihr ungezügeltes Temperament steht jeden Moment davor, aus ihr herauszubrechen. Das erregt mich ungemein.

Als ich meine Reise gen Süden begann, konnte ich nicht wissen, dass diese so ergiebig sein wird. Ich genieße die Fahrt und bedaure es fast, als wir ankommen. Mary hält hinter dem Bahnhof.

„Kann ich dich hier rauslassen?“

„Warum nicht. Die Wahl ist so gut wie jede andere. Einziger Wermutstropfen ist es, dich zu verlassen. Ich werde mir einen Unterschlupf suchen und danach die Stadt erkunden. Willst du mich heute Abend begleiten?“

Ihre Augen blitzen auf und nehmen die Bestätigung vorweg. Wir verabreden uns für halb neun. Genug Zeit, eine kleine Pension zu suchen und meine Angelegenheiten zu regeln.

 


Die Übersicht meiner Kurzgeschichten.


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