Wolfram Christian (Interview)
Michael Schmidt: Hallo Wolfram, stell dich doch mal vor! Wer
steckt hinter dem Namen Wolfram Christian?
Wolfram Christian: Ja, gerne.
Dahinter steckt Wolfram Christian Sauter, Jahrgang 1967, in Stuttgart
aufgewachsen,a heute im Frankenlande ansässig mit Frau und drei Kindern. Seit
Ende 2014 einer plötzlichen Eingebung folgend am Schreiben von Kurzgeschichten.
Michael Schmidt: Die Geschichte „Meine toten Kunden“ in Ab18! ist die erste professionelle Veröffentlichung von dir oder gibt es da
noch mehr?
Wolfram Christian: Das ist in
der Tat meine erste professionelle Veröffentlichung. Ich hoffe aber, dass es
nicht die letzte bleiben wird. Derzeit stelle ich ab und zu mal was online ein,
z.B. die Story „Gartenprobleme“ als
Versuch einer Mischung aus Horror und Humor.
Michael Schmidt: „Meine toten Kunden“ basiert auf einer
ungewöhnlichen Idee. Wie kamst du darauf?
Wolfram Christian: Die Ideen
stellen sich bei mir immer ohne Vorwarnung plötzlich ein. Es scheinen
Endprodukte unterbewusster Verarbeitungsprozesse zu sein. Schmerzhafte
persönliche Erfahrungen treffen auf Gestaltungsdrang und Phantasie. Bei „Meine
toten Kunden“ habe ich den Kitzel verspürt, den ein vom Leben ausgekotzter Typ
hat, wenn er plötzlich eine Chance wittert. Kühl und verhärmt, mit verkümmerter
Empathiefähigkeit.
Michael Schmidt: Wie lange hast du an dieser Geschichte
gearbeitet und sind die Unterschiede zum Erstentwurf und der gedruckten
Geschichte groß? Wie arbeitest du da generell beim Schreiben?
Wolfram Christian: Speziell diese Geschichte ging mir sehr rasch von der Hand. Ich habe sie in einem Stück runter geschrieben. Das gelingt mir aber nicht immer. Wenn ich den Eindruck habe, dass der Leser mich an einer Stelle nicht verstehen könnte, baue ich auch Teile des Textes um. Den Leser zu keinem Zeitpunkt zu langweilen, das ist das Ziel welches ich beim Schreiben vor Augen habe.
Michael Schmidt: Hast du Favoriten in Ab18! ?
Wolfram Christian: Ja, die gibt
es. Da war zunächst Erik Hausers „Der geschlossene Kreis“. Eine zynische
Melodie in blutsanfter Harmonie im ewigen Murmeltier-Modus. Sehr angenehm zu
lesen, gelungenes Ende. Dann waren da noch die „Türen“ von Harald A, Weissen.
Wenngleich um 10 Seiten zu lang geraten, ist es eine sehr dichte, komplexe
Erzählung. Spannend bis zum Psycho-Finale. Amüsant zu lesen fand ich hingegen
Merlin Thomas’ Story vom Kampf des Reinigungsdienstes gegen Dämonenbefall in
„Ungeziefer“. Und schließlich hat mich auch Ellen Nortens Story
„Leberwurstbrötchen“ angesprochen, wobei ich allerdings auf ein stärkeres
Finale gehofft habe.
Michael Schmidt: Als Neuautor hat man es schwer. Wie war
dein Einstieg ins Literaturgeschäft und mit welchen Schwierigkeiten hat man da
zu kämpfen?
Wolfram Christian: Zunächst
einmal damit, dass man gänzlich unbekannt ist. Also stelle ich halt immer
wieder Stories auf der Leselupe ein und beteilige mich an Antho-Ausschreibungen.
Wenn ich genügend Stoff zusammen habe, werde ich sicher mal einen Verlag
suchen, aber da mache ich mir keinen Druck.
Michael Schmidt: Hast du beim Schreiben ein Vorbild oder
legst du von Anfang an Wert darauf, einen eigenen Stil zu entwickeln?
Wolfram Christian: Edgar Allen
Poe ist ein wichtiger Autor für mich. Mich begeistert seine Kunst, den Leser
das Unheimliche spüren zu lassen, ohne dabei Schockeffekte benutzen zu müssen.
Tendenziell neige ich dazu,
etwas unmodern zu schreiben, mit vielen Schachtelsätzen. Dazu Worte und
Wendungen einzusetzen, die heutzutage unüblich geworden sind. Aber mir gefallen
sie halt und ich habe es zudem leichter, mich beim Leser durch diese etwas
ausgefallene Art zu profilieren.
Michael Schmidt: Liest du auch Geschichten anderer Autoren
oder blendest du das vollkommen aus? Oder agierst du sogar in einer
Schreibgruppe?
Wolfram Christian: Ich lese,
aber nur sehr dosiert. Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass mir nur sehr
wenige Texte wirklich gefallen. Häufig bin ich enttäuscht, wenn die Plots unrund,
ohne Wortwitz oder gar Virtuosität abgearbeitet werden. Nicht selten schaffe
ich es nicht über die erste Seite eines Buches hinaus, weil ich dem Schreibstil
des Autors nichts abgewinnen kann.
Michael Schmidt: Was bedeutet dir das Schreiben? Lockeres
Hobby oder unabdingbare Muse nach einem stressigen Arbeitstag?
Wolfram Christian: Weder noch.
Wenn sich spontan eine Idee einstellt, dann MUSS ich schreiben. Das führt gerne
mal zu Augenringen im Büro und innerfamiliären Konflikten. Aber es hilft
nichts, die Geschichte will geschrieben sein. Umgekehrt gibt es auch
uninspirierte Zeiten, wo es besser ist, wenn ich nichts schreibe. Weil dann nur
Murks dabei heraus kommt.
Michael Schmidt: Woran arbeitest du aktuell und welche
Veröffentlichungen sind die nächste Zeit zu erwarten?
Wolfram Christian: Derzeit
schreibe ich etwa eine Kurzgeschichte pro Monat. Dazu arbeite an einem Kurzroman,
einem Science Fiction-Fantasy-Crossover mit steamigen Elementen: „Die
absunderlichen Abentheuer des Eisenbahn-Ingenieurs Marek Vasco“ Um einen
Eindruck zu bekommen, wie so eine Mischung beim Leser ankommt, habe ich eine
kleine Episode in der Leselupe eingestellt: Der Kapitänshintern. Macht mir wahnsinnig Spaß zu schreiben. Karl May in
Fantasia.
Michael Schmidt: Noch ein Wort an die Leute dort draußen!
Wolfram Christian: Leute, kauft
Bücher bei kleinen Verlagen. Dort gibt es noch Wagemut und Innovation. Kauft
sie direkt dort, lest sie mit Freude und
verschenkt sie auch. Das gibt positives Karma.
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