Diane Dirt (Interview)
Michael Schmidt: Hallo Diane,
stell dich doch mal vor! Wer ist Diane Dirt?
Diane Dirt: Sachma Alter, hasse
se noch alle? Dat geht dich nen feuchten
Kehricht an! Verpiss dich!
Michael Schmidt: Hallo Marianne,
stell dich doch mal vor. Wer ist Marianne Labisch?
Marianne Labisch: Hallo Michael,
bitte entschuldige, aber Diane hat es nicht so mit der Öffentlichkeitsarbeit.
Ich hänge dir ihre Vita an, damit du eine Vorstellung von ihr bekommst.
Wenn du nichts dagegen hast,
machen wir beide weiter. Ich erblickte 1959 in München das Licht der Welt.
Bevor ich mich Bayerin nennen durfte, kehrten meinen Eltern nach NRW zurück, wo
ich aufwuchs.
Bis 2007 geschah nicht
Spektakuläres. Dann las ich »Der Alchimist« von Paulo Coelho. In dem Buch geht
es darum, dass man wenigstens versuchen sollte, seine Träume umzusetzen. Und
ich wollte als Jugendliche immer Schreiben und Malen. Ich kaufte mir billige
Wasserfarben und einen Zeichenblock. Ich hatte es noch nicht verlernt. Nachdem
das mit dem Malen so gut geklappt hat, nahm ich es als Wink des Schicksals,
dass der Autorenhaus Verlag 2008 das Projekt »Ein Roman in einem Jahr«
verwirklichte, und beteiligte mich daran.
Mir hat das wirklich Spaß gemacht
und ich schien nicht gänzlich untalentiert zu sein. Du kennst das wahrscheinlich
von dir selbst, wenn du erst mal Lunte gerochen hast …
No return.
2010 erschienen meine ersten zwei
Kurzgeschichten im Wortkuss Verlag. Danach sind eigentlich jedes Jahr weiter KG
veröffentlicht worden.
Michael Schmidt: Revenge aus Bullet wurde für den DSFP
nominiert. Deine erste Nominierung wenn ich richtig informiert bin. Herzlichen
Glückwunsch!
ML: Ja, die erste Nominierung für
irgendwas. Danke.
Michael Schmidt: Warum das
Pseudonym und wirst du es weiterhin mit Stolz vor der Brust tragen?
ML: Als ich von der Ausschreibung
erfuhr, habe ich mich in Svens MegaFusions Universum eingelesen und die Idee
mal einen ganz anderen Text zu verfassen, ließ mich nicht mehr los. Ich habe
mich hingesetzt und mich von mir selbst und meinen Grenzen getrennt. Der Text,
der dabei herauskam, war so anders, dass ich ihn nicht unter meinem eigenen
Namen veröffentlichen wollte. Er passte nicht zu Marianne Labisch. Also erschuf
ich Diane. Ich hätte nicht geglaut, dass Sven ihn überhaupt nehmen würde.
Und ja, sie wird mir erhalten
bleiben. Ich finde sie inzwischen sehr praktisch. Wenn ich mit einer Story
nicht weiterkomme, male ich Bilder, und wenn das auch nicht weiterhilft, denke
ich: Soll Diane sich doch einen Kopf machen. Und das tut sie dann auch.
So Sven will, wird sie demnächst
vielleicht ihre zweite Veröffentlichung feiern.
Michael Schmidt: Revenge ist ein dreckiger SF Krimi. Wie
kam es dazu und hast du noch mehrerer solcher Geschichten im Repertoire?
ML: Es reizt mich immer, Grenzen
zu überschreiten. Sven hatte eigentlich eine klare Trennung zwischen
Underground und dem Rest der Welt vorgesehen, und da lag es nahe, jemand aus
dem Untergrund aufsteigen zu lassen.
Wie man es nimmt. Ganz so
schnodderig wird es wohl nicht mehr werden, aber Diane hat noch einiges in
petto.
Michael Schmidt: Wenn du nicht
als Diane Dirt durch die Literaturszene metzelst, was schreibst du dann so für
Geschichten?
ML: Alles! Ich weigere mich, in
Schubladen zu steigen. Ich schreibe genauso gerne Kindermärchen, wie
SF-Stories.
Michael Schmidt: Gib uns doch mal
ein Überblick über dein Schaffen und deine persönlichen Highlights?
ML: Auf meinem Blog
www.mluniverse.wordpress.com findest du eine Liste meiner bisherigen
Veröffentlichungen.
Ich freue mich jedes Mal, wenn
eine meiner Geschichten genommen wird.
Ein Highlight war auf jeden Fall
meine erste Herausgeberschaft. In »Was geschah im Hotel California?«
beschäftigen sich alle Autoren mit dem Text von »Hotel California« von The
Eagles. Auf Lovelybooks gibt es dazu eine Leserunde und es macht mich stolz,
wenn dort gesagt wird, dass dieses Buch so interessant und tiefgründig ist,
dass man es ein zweites und ein drittes Mal lesen möchte.
Die letzten Geschichten, die es
zu einer Veröffentlichung brachten, waren der Text 305 in der Anthologie »1000
Tode« des Frohmann Verlages und »Profit durch Mord«, der in der Anthologie
»Alles Anders« des Schweitzerhaus Verlages erscheinen wird. Darin geht es um
einen Mitarbeiter eines Musikverlages, der dem Leser zeigt, dass hinter den
Toden unserer geliebten Sänger etwas ganz anderes steckt.
Michael Schmidt: Als frisch
nominierte Autorin sind natürlich alle neugierig was als nächstes von dir zu
lesen ist. Auf welche Geschichten darf man sich freuen?
ML: Ich habe zu »p.graffiti«
Michael Haitels p.machinery Verlagsjubiläumsband, die Story »Dave lacht«
beigetragen und das Thema: Was macht eigentlich Menschlichkeit aus?,
beschäftigt mich immer noch. In einer KG kannst du das anreißen, aber ich finde
da steckt mehr drin. Deshalb arbeite ich an einem Roman, der diese Geschichte
aufnimmt und weiterspinnt.
Michael Schmidt: Musik und
Literatur sind ja ein nicht ganz neues, aber brandaktuelles Double. Welche
Musik hörst du und in wie weit beeinflusst dich das bei deinen Geschichten?
ML: Ich bin bekennender Hardrock
Fan. Ich habe Bon Scott in der ersten Reihe angehimmelt, Queen, Judas Priest
und Saxon mehrfach live erlebt und das letzte Led Zeppelin Konzert mit Bonzo
genießen dürfen.
Zu »Enter Sandman« hat mich »St.
Anger« von Metallica inspiriert und ich finde solche Stellen in Geschichten
toll, die zu erkennen geben, dass der Autor meinen Geschmack teilt, wie das bei
»She« von dir und bei »get the funk out« von D.J. Franzen der Fall ist. Das
lässt mich schmunzeln und ich fühle mich diesen Leuten irgendwie verbunden. Mit
der richtigen Musik geht alles besser. Ohne sie würde das Leben keinen Sinn
machen. Sie geht ohne Umweg über den Kopf direkt ins Herz und der Bass in den
Bauch.
Michael Schmidt: Noch ein Wort an
die Meute dort draußen?
ML: Diane? Willst du noch was
sagen?
ML: Ich glaube, wir lassen sie
jetzt wirklich besser in Ruhe.
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