Gleichberechtigte Literatur?

Gleichberechtigung ist ja ein schon immer heiß diskutiertes Thema. Manche glauben ja, Frauen gehören an den Herd und der neue US Präsident Trump hat die Debatte durch Verhalten und Äußerungen aufs Neue angefacht.

In Deutschland verdienen Frauen im Durchschnitt weniger als Männer, so eine Zahl sagt aber nicht direkt was aus. Vollzeit zu Teilzeit, Berufswahl, all das spielt ebenso eine Rolle und hat nichts mit Geschlechternachteilen zu tun, sondern eher mit realen Aspekten des Lebens.
In technischen Berufen sind Frauen in der Minderzahl (auch wenn der Anteil am Steigen ist), und da die deutsche Wirtschaft doch techniklastig ist, sind manche Gehaltsunterschiede naheliegend. Es ist sogar mittlerweile so, dass in solchen Firmen die Frauen einen gefühlten Karrierevorteil haben.

Es gibt aber auch Branchen wie Banken und Versicherungen, da sind Frauen nicht in der Minderzahl, die Gehaltsdefizite und geringerer Anteil in Führungspositionen sind trotzdem vorhanden.

Nina George nimmt jetzt den Literaturbetrieb unter die Lupe. Nun, manche Erhebungen taugen ja immer nur bedingt und so schaue ich selbst mal auf ein paar Zahlen.


Die Stille nach dem Ton ist ein Sammelband, dort sind die Gewinner des Deutschen Science Fiction Preis Kurzgeschichten enthalten, und zwar die Jahre 1985-2012. 28 Gewinner, 2 Frauen, das Ergebnis sieht eindeutig aus. Man muss aber auch mal sehen, die beiden Frauen gewannen 2009 und 2012, nimmt man die letzten fünf Jahre, waren immerhin 40% Frauen die gewonnen haben. 2015 war eine weitere Frau vertreten wie man hier nachlesen kann. Auch wenn das auch nur 25% der letzten vier Jahre war, Frau in der SF ist im Aufwind. Für mich ein Hinweis, wenn gute Autorinnen da sind, finden sie sich auch auf den Literaturpreisgewinnerlisten wieder.

Der Horrorbereich ist noch mehr dominiert von Männern wie man an der Liste der Vincent Preisträger erkennen kann. Alisha Bionda gewann den Sonderpreis, Isa Grimm bei Romanen und Nina Horvath als Herausgeber bei den Anthologien.

Bei Zwielicht sind in den ersten fünf Ausgaben immer 1-2 Frauen vertreten. Die neueren Ausgaben versammeln bis zu fünf Frauen, in Zwielicht 7 findet sich mit Alyssa Wong eine Dame, die in Übersee bei Phantastik Preisen letztes Jahr abgeräumt hat und ist damit deutlich keine Ausnahme, dort sind viele interessante und prämierte Autorinnen zu finden.
Das bei Zwielicht neuerdings mehr Frauen vertreten sind, hat einfach damit zu tun, dass diese vermehrt interessante Geschichten verfassen. In der ersten von mir herausgebene Anthologie Die dunkle Seite waren nämlich ebenso viele Frauen vertreten.

Mein Fazit: Ich sehe keine Benachteiligung der Frau. Historisch sind sie weniger vertreten, das hat mit Sicherheit gesellschaftliche Gründe, die man ja zu Genüge kennt. Aktuell sind aber viele Frauen im Literaturbetrieb vertreten. Diese müssen sich genauso wie die Männer durchsetzen und entsprechend interessante Literatur anbieten. Wenn Frau sich darauf beschränkt zu lektorieren oder Kitsch zu produzieren, wird es natürlich schwer, gleichberechtigt aufzutreten.
Wenn ich aber gerade im Bereich phantastische Kurzgeschichte schaue, tummeln sich da wirklich interessante Stimmen und das vollkommen unabhängig vom Geschlecht.

Zwielicht 9 ist da ein guter Beweis. Tolle Geschichten von Frau und Mann.



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