Späterland (Interview)
Michael Schmidt: Liebe Julia, stell dich den Lesern doch mal vor!
Julia A. Jorges: Ich bin Phantastik-Autorin
aus Leidenschaft, 49 Jahre alt, verheiratet und Mutter zweier Kinder. Ich liebe
Tiere, Musik, die Natur und würde mich als eher ernste, nachdenkliche Person beschreiben,
was einem tiefschwarzen Sinn für Humor nicht entgegensteht. Ich mag keinen Trubel
und genieße es, allein zu sein, ebenso aber die Gesellschaft meiner Lieben. Meine
Neigung zum Wunderbaren, Phantastischen, das ich sowohl inmitten als auch
abseits des Alltäglichen suche (und mitunter auch finde), ist wohl das Wesensmerkmal,
das mich am meisten ausmacht. Dabei hat mich das Düstere, Surreale und
Abgründige von jeher mehr angezogen als Fröhliches, Helles. Ich schreibe fast
ausschließlich dunkle Phantastik für erwachsene Leser, entsprechend gestaltet
sich mein Leseverhalten, wobei ich mir auch gern Science-Fiction zu Gemüte
führe sowie ab und zu Fantasy; Filme und Serien wecken nur selten mein
Interesse.
Vor diesem Hintergrund ist mein gerade erschienener Roman Späterland eine Ausnahme, da er sich in erster Linie an eine jüngere Leserschaft richtet und – trotz des ernsten Themas – eine heitere, optimistische Sichtweise vertritt.
Julia A. Jorges: Für Mädchen und Jungen ab ca.
zehn Jahren, die gern in phantastische Welten abtauchen und Tiere mögen, aber
auch für erwachsene Tier- und Phantastikfreunde. Ich habe die Geschichte
ursprünglich für meine Kinder geschrieben, nach dem Tod unseres Katers Pluto im Jahr 2014. Wenn meine
Vorstellung von der Welt hinter der Regenbogenbrücke für den einen oder anderen
Leser gleichfalls ein wenig trostspendend wirkt, würde mich das freuen. Ich
selbst habe jedes Mal sehr gelitten, wenn ich ein Tier gehen lassen musste.
Michael Schmidt: Worum geht es in Späterland?
Julia A. Jorges: Um die Idee der
„Regenbogenbrücke“, die ein geliebtes Haustier nach seinem Tod überschreitet,
also den Umgang mit Verlust, Trauer und die machtvolle Kraft der Erinnerung. Es
geht außerdem um zwei sehr unterschiedliche junge Menschen – Tarja und Milo –,
die sich anfangs überhaupt nicht leiden können. Im Verlauf ihrer Reise durch
das fremdartige, manchmal ein wenig unheimliche Späterland raufen sich die
beiden zusammen und beginnen den jeweils anderen zu respektieren, um am Ende sogar
Freundschaft zu schließen.
Zitat aus dem Klappentext: „Tarjas geliebter
Kater Pluto ist gestorben. Sie tröstet sich mit dem Gedanken, dass er in dem
einst von ihr erfundenen Späterland weiterlebt. Aber warum klingelt das
Glöckchen seines alten Halsbands? Und weshalb träumt Tarja, Pluto würde in
Gefahr schweben? Gibt es Späterland wirklich? Tarja beschließt es
herauszufinden und begibt sich auf die Suche nach der Regenbogenbrücke.“
Doch die Reise, die unter einem Wasserfall
ihren Anfang nimmt, endet nicht in Späterland, sie führt Tarja und ihre zwei-
und vierbeinigen Begleiter ins benachbarte Wilderland, wo die Zwölfjährige
erfährt, dass es an ihr liegt, die Übernahme der Jenseitswelten durch die
unheimlichen Schattenflügler zu verhindern, und weiter nach Mirakima, die
Heimat der Fabelwesen.
In der Geschichte kommen die Menschen übrigens
nicht besonders gut weg – so stellt sich dem Leser die Frage, was für
Erwartungen der frühere Besitzer des gutmütigen Pitbullterriers „Killer“ wohl an
ihn hatte, als er ihm diesen Namen verlieh. Oder ob ein Wellensittich im Käfig
mit Spiegel und Plastik-Artgenossen glücklich ist. Graupapagei Carlos hingegen
belächelt altersmilde die menschliche Vorstellungskraft: „Menschen bilden sich
alles Mögliche ein, das nennt man Fantasie. Sie reimen sich gern allerhand
Unsinn zusammen. Manche schreiben sogar Bücher darüber.“ Vielleicht aber hätte
sich Carlos auch nur eine andere als die ihm zugedachte Rolle in der Geschichte
gewünscht.
Julia A. Jorges: Die Illustrationen stammen
aus ganz unterschiedliche Quellen. Bettina Ickelsheimer-Förster vom Shadodex –Verlag der Schatten hat eine wie ich finde stimmige Auswahl getroffen, die das
Buch optisch sehr schön aufwertet. In einem Kinderbuch sind farbige Bilder zwar
kein Muss, aber ganz sicher ein Pluspunkt.
Michael Schmidt: Und von wem ist das stimmungsvolle Titelbild?
Julia A. Jorges: Bei den einzelnen Bestandteile
haben Bettina und ich unserer beider Ideen eingebracht, das Resultat ist
verlagsseitig entstanden und passt perfekt, ich bin hochzufrieden damit.
Julia A. Jorges: In digitaler Form ist es seit dem 14. September überall erhältlich, wo es E-Books gibt, und natürlich beimVerlag selbst. Die Auslieferung des Taschenbuchs hat sich leider etwas verzögert, sollte aber in Kürze erfolgen, sodass der Roman online und im stationären Buchhandel über die ISBN oder den Titel zu bestellen sein wird.
Michael Schmidt: Ist die Geschichte
abgeschlossen oder wird es eine Weiterführung geben?
Julia A. Jorges: Die Geschichte ist in sich
abgeschlossen und eine Fortsetzung ist zumindest jetzt nicht geplant.
Julia A. Jorges: Lesen – um abzuschalten, als geistige Nahrung, Realitätsflucht, Inspiration, um mitzufiebern, zu lachen, zu weinen, ganz egal – ist das perfekte Mittel, die Hektik da draußen eine Weile auszusperren und sich in andere Welten zu begeben, vielleicht auch die jenseits der Regenbogenbrücke.
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