Julia Annina Jorges
Hallo Julia, du bist ja Neu in Zwielicht vertreten. Grund genug dich
kurz in die Mangel zu nehmen.
Julia: Hallo Michael, ich danke
für die Einladung.
Bier oder Wein?
Julia: Wein, rot und trocken.
Bier ist nett zum Grillen oder auf Festivals.
Vampir oder Zombie?
Julia: Vampir. Die Figur des Vampirs
erscheint mir interessanter, weil sie mehr Interpretationsspielräume bietet.
Der Zombie ist ja weitgehend auf seine Rolle als hirnloses Monster festgelegt. Wobei
mir die meisten Vampire dann doch zu zahnlos und kitschig daherkommen und meine
Vorlieben in Richtung „Nosferatu“ oder „30 Days of Night“ gehen.
Progressiv oder traditionell?
Julia: Wenn Du „progressiv“ im Sinne von „experimentell“ verwendest, bevorzuge ich in eigentlich allen Bereichen der Kunst eher klassische Ausdrucksformen.
Was literarische Inhalte betrifft, lese ich sowohl
Historisches als auch Scifi und Fantasy, obwohl mein Favorit ganz klar das Horrorgenre
ist. Zum Glück gibt’s da immer wieder interessante Überschneidungen. Und privat?
Dass ich seit fast zehn Jahren glücklich verheiratet bin und mit Mann und zwei
Kindern in einem Vororthäuschen mit Garten lebe, könnte man sicher als
traditionell, sogar konservativ bezeichnen; meine Einstellung ist es deshalb nicht.
Musikalisch bin ich übrigens tief in den Achtzigern verwurzelt, allerdings
nicht in der Popkultur, sondern im Indiebereich. Heute würde man Gothrock, Deathrock
oder Horrorpunk sagen, um mal einige Schubladen zu nennen – in der Musik gibt
es davon ja mindestens ebenso viele wie in der Literatur.
Frauen gehören an den Herd! Männer in die Grube!
Julia: … und Andersdenkende erschossen! Was soll ich dazu sagen? Welcher einigermaßen geradeaus denkende, aufgeklärte Mensch vertritt heute derartige Statements – ernsthaft, meine ich? Dazu gehört schon eine gute Portion Realitätsverleugnung, gekoppelt mit indoktrinär-fundamentalistischem Starrsinn. Für mich taugt der oft zitierte Kampf der Geschlechter nur dazu, in der einen oder anderen Geschichte ausgeschlachtet zu werden. In der Realität habe ich immer das Weite gesucht, wenn mir solche Individuen über den Weg liefen, egal ob männlich oder weiblich.
Julia: … und Andersdenkende erschossen! Was soll ich dazu sagen? Welcher einigermaßen geradeaus denkende, aufgeklärte Mensch vertritt heute derartige Statements – ernsthaft, meine ich? Dazu gehört schon eine gute Portion Realitätsverleugnung, gekoppelt mit indoktrinär-fundamentalistischem Starrsinn. Für mich taugt der oft zitierte Kampf der Geschlechter nur dazu, in der einen oder anderen Geschichte ausgeschlachtet zu werden. In der Realität habe ich immer das Weite gesucht, wenn mir solche Individuen über den Weg liefen, egal ob männlich oder weiblich.
Horror ist was für gestörte Persönlichkeiten!
Julia: … brummt, einen
Ausdruck von Abscheu im Gesicht, der rechtschaffene Bürger, stolz auf seinen gesunden
Menschenverstand und schockiert von der dem Fahrstuhl entströmenden Fontäne
Blut, die ihm der hastig eingeschaltete Fernseher offenbart. Rasch nach der
BILD gegriffen, um sich die Zeit bis zur Wiederholung von Promi Big Brother zu
vertreiben, und so schnell wie schamhaft das zerfledderte Heft versteckt, in
dem er bis eben nicht gelesen hat – nicht dass es seine Frau entdecke, der er
jedoch, falls sie ihm wieder nachschnüffelt, schon zeigen wird, wo der Hammer (die
Axt?) hängt.
Auch Klischee, klar, aber gar nicht selten durch die
Realität gefüttert. Was beinhaltet das platte Schlagwort „gestört“? Oft reicht
für dieses, i. d. R. unreflektiert ausgesprochene Urteil, Vorlieben jenseits
des Mainstream zu haben, über die sich der Durchschnittsgeschmäckler amüsieren
respektive empören kann.
Fakt ist wohl, dass dem Horror – jenseits von
Bestsellerautoren, denen allein ihr Erfolg recht gibt – ein gewisses
Schmuddel-Image anhängt, wobei das Gros der Nicht-Horror-Leser vermutlich kaum
ahnt, dass Horror und Phantastik mehr als nur einfach gestrickte
Unterhaltungsliteratur zu bieten haben. Bestimmte Subgenres fördern
bedauerlicherweise genau dieses Image. Persönlich habe ich kein Problem mit
Ekel- oder Splatterszenen, solange sie dosiert und in den Kontext der
Geschichte eingebunden sind. Der Vielzahl der möglichst krassen Grenzüberschreitungen
jedoch, die nur dazu dienen, Aufmerksamkeit zu heischen und eine dünne Story
aufzupeppen, kann ich nichts abgewinnen, um es freundlich auszudrücken. Aber
eine Persönlichkeitsstörung kann man wohl den wenigsten der
Folter-Horror-Autoren und -Leser unterstellen.
Julia Annina Jorges ist…
Julia: … mein schreibendes Alter
Ego und ein offenes Pseudonym. Dass ich entgegen meiner anfänglichen Skepsis
meinen realen Vornamen beibehalten habe, verdanke ich Jana Hoffhenke vom
Burgenwelt Verlag, der ich an dieser Stelle sehr herzlich für ihren Rat danken
möchte.
Sehen wir uns nicht in dieser Welt handelt von…
Julia: … einem jungen Mann, der
eine äußerst unangenehme Veränderung an sich ausmacht, sowie einer nicht ganz
so jungen Frau, die eigentlich nur ihren Job macht. Man könnte jedoch auch behaupten,
dass sie seine Gutgläubigkeit ausnutzt, womit wir wieder beim oben erwähnten
Geschlechterkampf wären. Den Hintergrund bildet eine skurrile
Verschwörungstheorie, die vielen Lesern bekannt sein dürfte.
Was müssen wir sonst unbedingt von dir lesen?
Julia: Ich würde jetzt gern „Roman XY“
antworten, aber mein erster Gehversuch in diese Richtung steckt noch in den
Startlöchern. Was die Kurzgeschichten betrifft, so sind diejenigen mit
Lokalbezug meine Favoriten:
Die Knochenbleiche: Ein verwahrloster Park inmitten der schönen,
alten Kaiserstadt Goslar fordert immer wieder Opfer. Erschienen in der „DarkPlace“-Anthologie des Geisterspiegels, Romantruhe Verlag, März 2016.
Frisch veröffentlicht: Grand Hotel in „Mysteriöse Orte“, Verlag
der Schatten. Ein Nachruf auf das bedauerlicherweise fast völlig zerstörte
Hotel „Harzburger Hof“.
Die historische Horrorgeschichte Der Löwe lüftet das morbide Geheimnis um
den legendären tierischen Begleiter des berühmten Welfenherzogs. BurgenweltVerlag, Februar 2015.
Eine Übersicht über meine
Veröffentlichungen findet sich hier:
Ein Wort an die Zwielicht Leser!
Julia: Da Weihnachten heranrückt:
Bücher sind immer eine gute Wahl! Und natürlich freue ich mich über
Rückmeldungen zu meiner Story. Zu guter Letzt wünsche ich allen Lesern einen
angenehmen Jahresausklang und, in Anlehnung an meine Protagonistin Yvonne, ein horrormäßiges
„Party on!“
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