Emanzien

Ein Haufen Geschichten haben sich im Laufe der Zeit angesammelt. Geschichten  verschiedenster Genres, verschiedenster Art. Zeit genug, die Geschichten Stück für Stück zu präsentieren:

Emanzien erschien im August 2011 in Chaos-Frauen und Macho Männer im Noel Verlag. Meine Geschichte Der arme Mann wurde leider nicht genommen. Beides vereint findet sich in meiner Sammlung Geschichten der Dekadenz.

 

Früher war die Welt in Ordnung. Schwarz war schwarz, weiß war weiß. Mann war männlich und Frau war weiblich. Doch der moderne Mann ist ebenso wie die moderne Frau schon lange in Veränderung begriffen. Wie sehr - oder auch wie sehr nicht - , parodiert auf satirische Weise die Geschichte, die im Land Emanzien spielt.

 

Ich zog kräftig an der Zigarette. Inhalierte wie ein Junkie. Das Nikotin beruhigte. Ich blies in die Kälte, zog erneut und kam langsam zur Ruhe.

Die Zigarette in meiner Hand zitterte leicht, doch nicht wegen meiner Sucht. Es war die Wut, die mich gepackt hielt, und ganz tief in meinem Bauch rumorte.

Früher hätten Frauen nicht geraucht. Das galt als verpönt, nicht schick. Meine Generation lief qualmend durch die Straßen, das empörte Spießertum ignorierend.

Ich erinnere mich gerne an diesen Sommer. Den Rock knapp, mein strammer Hintern geilte die alten Böcke genauso auf, wie es die verblühten Hausmütterchen mit Hass erfüllte. Hass, in jungen Jahren keinen dieser aufreizenden Röcke getragen zu haben. Hass, dass ihr Fleisch seine Straffheit und Form verlor und sie sich einen Mini nicht mal trauen würden, wenn es sich schickte.

Heute kann ich mit diesen Hausmütterchen nachfühlen. Meine Röcke wurden Jahr für Jahr länger und machten dafür den Hosen platz. Einzig ihre Lebensweise blieb mir für immer fremd. Unterordnung und Mutterrolle als oberstes Gebot. Allein bei dem Gedanken könnte ich kotzen.

Ein weiterer Zug. Mein Atem geht wieder kontrollierter, doch mein Zorn ist immer noch vorhanden. Nicht mehr so impulsiv ist er einer kalten Verachtung gewichen.

Dieses verlogene Schwein! Dieses elende, verlogene Schwein!

Früher waren die Regeln klar. Das Weib war Herrscherin in Haushalt und Küche, kümmerte sich um die Kinder. Der Mann verdiente den Unterhalt und wurde von oben bis unten verwöhnt. Clementines Schwestern räumten dem Mann hinterher und hingen an seinen Lippen, seine Weisheiten in sich aufsaugend, und gaben sich ihm bei Bedarf hin, ganz so wie es der Alte wollte. Oder Vati, wie ihn diese vertrockneten Schachteln ganz unerotisch nannten. Dass sie überhaupt in Fahrt kamen bei der Einstellung.

Da waren wir die bessere Generation. Wir zeigten dem Establishment den Stinkefinger. Von wegen kein Sex vor der Ehe. Ich war beim ersten Mal noch nicht einmal volljährig und vor dem achtzehnten Lebensjahr sammelte ich einiges an Erfahrung. 

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