Germaine Paulus - Pfuhl
“Stumm schritten sie zu dem von einem hübschen Grundstück eingerahmten Bungalow. Blaulicht spiegelte sich in frisch geputzten Fenstern, Polizeifunk summte durch das verschlafene Ambiente wie ein störender Weckruf. Die Spurensicherung war eben eingetroffen, der Garten bereits eingenommen. Koffer und Utensilien standen herum, noch ungenutzt, während sich die Männer auf die folgende Suche vorbereiteten. Die Haustür war geöffnet. Viel zu bleiche, blanke Frauenbeine ragten über die Treppe hinaus ins Freie. Wegmann seufzte. Wenn sich Taubrings Befürchtungen bewahrheiteten …”
2002. Eine deutsche Großstadt. Fünf Morde. Keine Spur. Und das alles ist erst der Anfang.
Pfuhl ist der erste Roman mit Gerd Wegmann. Mittlerweile folgten mit Und die Moral sowie Ohnmacht zwei weitere. Ich habe jetzt mit Pfuhl begonnen. Scheinbar 2002 geschrieben erschien der Roman 2018 und seit 2020 gibt es eine zweite Auflage. Ein Buch auf dem Weg zum Bestseller.
Ein Debüt ist immer was Besonderes. Da ist die Autorin noch ungeformt, voller Energie und frei von Zwängen und besserem Wissen. Germaine Paulus ist mir schon öfters in diversen Anthologien und Magazinen aufgefallen. Die Basement Tales im gleichen Verlag zeigten dabei das ausgefallene Talent der Dame. Sie schreibt das einem das Essen im Hals stecken bleibt, hart, das ganze wirkt krank, ist aber immer mitreißend, niemals langweilig und selten einfallslos.
Pfuhl beginnt wie ein mieser Tatort aus Münster und ich wollte das Buch schon weglegen, aber dann ging es echt zur Sache. Ein Mörder bringt Männer um, schlitzt mit einer undefinierbaren Waffe den Unterleib auf. Der Gerichtsmediziner ist ein Aas und selbst ziemlich krank. Kommissar Wegmann ein Fall für die Klischeekladde und sein grüner Mitarbeiter Taubring der Rechtschaffende.
Aber es kommt alles anders. Wegmann liebt eine Irre, der Rechtsmediziner wird von seinem Mitarbeiter erst gevögelt, dann gerichtet und mit diesem Cut endet nicht nur die Mordserie, sondern auch der erste von drei Teilen, in die das Buch gegliedert ist.
Ich bin froh, nicht in einer deutschen Großstadt zu leben. Da gibt es Mörder am Laufband und alle treten sich auf die Füße. Das stört aber nicht, denn die poetische Kraft der Erzählstimme von Madame Paulus, gepaart mit der doch sehr brutalen
Sichtweise der sich aneinanderreihenden Mordfälle übt einen dermaßen starken Sog aus, da kann man nur bis zum Ende lesen und sich dann freuen. Und die Moral sowie Ohnmacht stehen bald bereit. Ich freue mich schon.
Sichtweise der sich aneinanderreihenden Mordfälle übt einen dermaßen starken Sog aus, da kann man nur bis zum Ende lesen und sich dann freuen. Und die Moral sowie Ohnmacht stehen bald bereit. Ich freue mich schon.
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