Adrian

Ein Haufen Geschichten haben sich im Laufe der Zeit angesammelt. Geschichten  verschiedenster Genres, verschiedenster Art. Zeit genug, die Geschichten Stück für Stück zu präsentieren:
Adrian (aus Schattenversuchungen und Teutonic Horror  und Adrian)

Schattenversuchungen war ein Band mit erotischen Horrorkurzgeschichten, für den Alisha Bionda eingeladen hatte. Meine Geschichte Adrian ist wenig subtil und war der ungekrönte Star bei den wenigen Lesungen die ich gehalten habe.


Köln, Nieselregen. Das Wetter scheint mir gefolgt zu sein. Ein Taxi bringt mich nach Brück. Die Straßen sind voll und der allgegenwärtige Stau strapaziert meine Nerven. 
Etwas außerhalb steht eine verkommene Scheune. mein Ziel. Ich gebe ein kleines Trinkgeld, dann mustere ich für einen kurzen Moment die kleiner werdenden Rücklichter, bevor ich die letzten Meter hinter mich bringe. Der kupferfarbenen Klin-gel folgt ein Kirchengeläut, das mich überrascht und befremdet.
Es dauert nicht lange und die Tür öffnet sich knarrend. Eine kleine, leicht pummelige Frau öffnet mir. Ihr schwarzes Haar wird von einem altmodischen, silbernen Ring gebändigt. Ihr feines Lächeln findet keine Erwiderung in ihren Augen und zum ersten Mal beschleicht mich das Gefühl, dass der Abend anders verlaufen könnte, als es meiner Planung entspricht. 
Nun, auch wenn ich kein Freund von Überraschungen bin, zweifle ich nicht, meine ganz speziellen Freuden erfüllt zu bekommen.
„Tritt ein, Adrian. Ich habe schon auf dich gewartet.“
Das schäbige Äußere wird von dem Inneren mehr als Wett gemacht. Dicke Teppiche verschluckten jeden Schritt. Rot und Schwarz sind die eindeutigen Lieblingsfarben von Patricia Bell und finden sich im Teppich, an den Wänden, sowie den un-zähligen Bilder, die unseren Weg säumen, wieder. Die Motive sind sehr sonderbar. Verschlungene Leiber, die einen sonder-baren Tanz aufführen. Ineinander verschlungen, mal zu-gewandt, mal abgewandt. Ob kämpfend oder liebend, lässt sich nicht klar erkennen. Die Bilder sind nicht direkt porno-graphisch oder gewalttätig. 
Nein, sie strahlen ihre Botschaft auf eine ganz subtile Weise aus. Doch diese Botschaft ist unübersehbar, steht im Raum wie kalter Rauch am nächsten Morgen. Ich liebe kalten Rauch und so öffne ich mich dem besonderen Ambiente von Patricias Heim. 
Durch einen langen Gang erreichen wir einen großen Raum, der ebenso ausgestattet ist wie der Eingangsbereich. Hier ver-schwimmen die Motive noch mehr, zeigen seltsame Kreaturen, die manchmal wie Dämonen, manchmal wie Engel wirken. Das große Ölgemälde über dem Bett zeigt eine riesige Schlachtsze-ne. Die Kämpfenden jedoch sind nackt, waten im Blut und kopulieren scheinbar wild durcheinander, wenn sie sich nicht gerade die Köpfe einschlagen. Man kann nicht erkennen, wer Freund und wer Feind ist. Sex und Gewalt scheint nur um deren selbst willen praktiziert. Die Gestalten wirken fremd gesteuert, wie ein riesiges perverses Marionettentheater.
Wie sonst kann dieses Bild eine solche Gesamtharmonie aus-strahlen. Jeder scheint seine Rolle auszufüllen, das Aufgeben der Individualität scheint das zentrales Thema. Meine Neugier steigt, dies ist Patricia nicht verborgen geblieben.
„Ach, Adrian. Ich bin entsetzt. Ist dieses Bild faszinierender als meine Wirklichkeit?“
Sie liegt auf dem Bett, das linke Bein angezogen. Der Saum ihres Kleides rutscht nach oben und gibt rote Strümpfe frei. Ihre dunklen Augen glitzern verheißungsvoll. 
„Du entsprichst meinen Erwartungen. Nein! Du übertriffst sie. Ganz gewaltig. Ja, es war richtig, hierher zu kommen!“, gebe ich ihr das, was sie hören möchte. Und es stimmt. Meine Erwartun-gen sind mehr als übertroffen. Ich triefe vor Neugier.
Mich auf einem Sessel niederlassend, fixiere ich sie. Mit einer nachlässigen Geste streicht sie ihr Haar nach hinten. Sie biegt ihren Körper, betont ihre weiblichen Attribute. Der Saum rutscht weiter nach oben und lässt erkennen, dass auch ihr Slip den roten Kontrast zum schwarzen Kleid bildet. Rot wie Blut. Der Gedanke reißt mich aus meiner Starre. 

Frau für spezielle Freuden sucht Mann für das Außergewöhnliche. Lack und Leder, Master and Slave, ist für die Gestrigen. Wenn Sie etwas wirklich Neues erleben möchten, rufen sie 02216805746. Das Erlebnis der besonderen Art wartet auf sie. 

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